Stolz und Verfuehrung
natürliche Weise erweitern wollen.
Wie die drei Mädchen in der Spülküche es prophezeit hatten, war Coombe kaum zu übersehen.
Der Mann war in eine auffällige grüne Jacke mit Schwalbenschwänzen gekleidet, trug eine narzissengelbe Weste, an der große silberne Knöpfe prangten, und hatte das - zugegebenermaßen im üblichen elfenbeinfarbenen Weiß gehaltene - Krawattentuch zu einem weichen, lappigen Bogen gebunden; er sah aus wie ein Pfau unter Pinguinen. Außerdem war er klein, seine Figur dagegen eher rundlich, sodass seine Gestalt recht befremdlich wirkte.
Immerhin konnte man ihn nicht verfehlen.
Filing war endlich frei und konnte sich an Issys Seite begeben. Em drehte sich um und sprach mit Mrs Weatherspoon, um dem Paar einen Hauch Privatsphäre zu geben. Als sie die gefürchtete Lady wieder verließ, warf sie einen Blick auf Coombe, der sich soeben vor Lady Fortemain verbeugte und sich von ihr entfernte.
Es war leicht, wie absichtslos seinen Weg zu kreuzen.
»Mr Coombe.« Em neigte den Kopf, hielt inne und lächelte ermutigend, als Coombes Miene sich erhellte.
Er zog den Hut und verbeugte sich elegant. »Miss Beauregard! Welch ein Vergnügen, meine Liebe. Ich darf Sie zu den vielen ausgezeichneten Veränderungen beglückwünschen, die sie im Gasthaus vorgenommen haben. Es ist wirklich rundum wiederhergestellt. Und viel besser, als es je zuvor gewesen ist.«
»Vielen Dank, Mr Coombe. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie die Entwicklung genau beurteilen können, denn schließlich sind Sie der Historiker des Dorfes.«
»Ja, in der Tat.« Coombe ergriff seine Rockaufschläge und streckte die Brust vor. »Jahrhundertelang hat das Gasthaus im Mittelpunkt des Dorflebens gestanden, müssen Sie wissen. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen ...«
»Oh, würden Sie?« Em legte die Hand auf seinen Arm, um ihn zu bremsen; die Sache erwies sich als leichter, als sie es sich je hätte träumen lassen. »Ich wäre überglücklich, wenn Sie mir alles erzählen würden, was Sie wissen, Sir. Aber gerade habe ich bemerkt, dass mir die Zeit davonläuft. Ich fürchte, ich muss rasch zum Gasthaus zurückeilen, um das Servieren des Mittagessens zu überwachen.« Em wirkte ein wenig zögerlich - das war sie auch. »Ich wage kaum zu fragen ... aber vielleicht wäre es möglich, dass ich Ihnen einen Besuch abstatten dürfte, um mehr zu erfahren? Vielleicht heute Nachmittag? In der Tat, es wäre überaus hilfreich zu lernen, was früher geschehen ist.«
Coombe lächelte nicht nur, er strahlte über das ganze Gesicht. »Nichts wäre mir ein größeres Vergnügen, Miss Beauregard.« Er wirkte ein wenig verschämt. »Ich habe gehört, dass Sie sich für die Geschichte des Dorfes in einem weiteren Sinne interessieren.«
Jemand von Colyton Manor musste geplaudert haben. Aber das war gleichgültig. »In der Tat, Sir. Ich glaube, Sie besitzen viele Bücher, die sich mit der Vergangenheit des Dorfes beschäftigen.« Ems Hand befand sich immer noch auf seinem Arm. Sie rückte ein wenig näher und senkte die Stimme, um ganz sicherzugehen, dass das Paar hinter ihr sie nicht hören konnte. »Abgesehen von der Dorfgeschichte wäre ich entzückt, wenn ich Ihre Sammlung begutachten dürfte.«
Coombe hätte nicht strahlender lächeln können. »Höchst erfreulich, meine Liebe, wirklich höchst erfreulich. Ich erwarte Sie heute Nachmittag. Ich werde mich Ihren Interessen außerordentlich gern und umfassend widmen!«
»Bis dann.« Em ließ die Hand sinken und trat zurück. Mit würdevollem Nicken und einem geheimnisvollen Lächeln trennte sie sich von Coombe und machte sich - wohl wissend, dass Jonas sie beobachtete - auf den Weg zu Issy. Coombe schien ihre Verabredung in einem verschwörerischen Licht zu sehen - was sie als Segen empfand; Coombe würde sich kaum über ihre Begegnung auslassen, selbst wenn man ihn danach fragte.
Der Wortwechsel war nur kurz gewesen. Mit Coombe hatte Em nicht länger gesprochen als mit allen anderen auch. Zuversichtlich, dass sie den geplanten Besuch vor den wachsamen Augen ihres Dienstherrn würde verbergen können, eilte sie mit Issy zurück zum Gasthaus.
Em trug ihr dunkelrotes Ausgehkleid, als sie kurz vor drei Uhr nachmittags über die Wiese gegenüber dem Red Beils eilte. Ihr Quälgeist hatte es sich im Gasthaus an der Theke gemütlich gemacht, ein Glas Ale in der Hand; sie war zur hinteren Tür des Hauses hinausgeschlüpft, um seinen wachsamen Augen zu entkommen.
Seinem wachsamen, aber finsteren
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