Stolz und Verfuehrung
ein großer Sammler, dem Colyton Manor gehörte, hatte die Ballyclose-Bibliothek vor Jahren erworben. Nach seinem Tod hat Cedric Fortemain sämtliche Bücher für die Bibliothek von Ballyclose zurückgekauft. Er hat mich sogar davon überzeugt, ihm die wenigen Werke zu überlassen, die sich in meinem Besitz befanden. Mit anderen Worten, sämtliche Bücher über Ballyclose sind in der dortigen Bibliothek aufgestellt.«
»Verstehe.«
Em musste ihre Enttäuschung deutlich gezeigt haben. Coombe lehnte sich vor und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Aber zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Ballyclose, meine liebe Miss Beauregard. Es bleibt uns der gesamte Rest meiner Sammlung, den wir durchsehen können.«
»Ah ... vielleicht.« Em zog den Arm unter seiner Hand fort und drückte sich noch weiter in die Ecke des Sofas. »Aber ich neige dazu, einen Aspekt nach dem anderen zu betrachten, und gegenwärtig studiere ich Ballyclose Manor.«
Coombes Lippen verzogen sich zu einem anzüglichen Grinsen, als er sich noch näher zu ihr lehnte. »Kommen Sie, meine Liebe. Kein Grund, so schüchtern zu tun. Wir wissen doch beide, dass Sie hergekommen sind, um etwas ganz anderes zu studieren. Sie finden mich absolut bereit und glücklich darüber, Sie in der Kunst der Tändelei zu unterrichten. Eine Kunst, die nur unter der Anleitung eines Gentlemans in vollen Zügen erforscht werden kann, der über meine Erfahrung und mein künstlerisches Temperament verfügt.«
Staunend starrte Em ihn an, schnappte sich ihr Retikül und sprang auf. »Mr Coombe! Ich bin nicht gekommen, um irgendetwas dergleichen zu erforschen. Wenn Sie so etwas glauben, liegen Sie nicht nur falsch, sondern stellen sich auch noch absichtlich dumm. Da Sie mir keine weiteren Informationen zu bieten haben, werde ich Ihr Haus verlassen - auf der Stelle!«
»Oh, ich möchte s...sagen ...« Coombes Miene stürzte in sich zusammen. »Miss Beauregard ... ich ... das heißt, liebe Lady ... glauben Sie mir, nur ein Missverständnis ...«
Em schenkte seinem wirren Gestammel keine Beachtung, marschierte quer durch das Wohnzimmer zum Eingang und riss die Tür weit auf. Auf der obersten Treppenstufe fiel ihr ein, dass möglicherweise Spaziergänger über die Wiese schlenderten, andere Menschen, die sie sehen würden; sie atmete tief durch und wirbelte zu Coombe herum. Er stand genau hinter der Tür und rang die Hände. Ein ulkiger Ausdruck der Betroffenheit lag auf seinem Gesicht.
Sie presste die Lippen zusammen und durchbohrte ihn mit einem Blick, der ihn innerlich schrumpfen ließ. »Guten Tag, Mr Coombe«, nickte sie knapp.
Em wirbelte auf dem Absatz herum, marschierte zum Gartentor und schritt hindurch. Mit grausamer Gelassenheit schloss sie das Tor hinter sich und eilte mit raschem Schritt den Weg entlang, ohne sich noch einmal umzusehen. Wütend dachte sie über die Begegnung nach. Ihre Wangen brannten. Wie hatte Coombe nur auf den Gedanken kommen können ... Andererseits war sie ein weiblicher Gastwirt... Er musste geglaubt haben, sie wäre ... verzweifelt.
Gefühle brodelten in ihr - Gefühle der Aufregung, der Wut, des Entsetzens ... und der Verärgerung darüber, dass sie seine Absichten falsch gedeutet hatte. Und was seine falsche Deutung ihrer Absichten betraf... meine Güte! Das Wort »Zorn« konnte nicht annähernd beschreiben, was sie empfand. Als ob sie ...
»Haben Sie gefunden, wonach Sie suchen?«
Die Worte ließen sie in ihrem raschen Schritt beinahe stolpern. Gerade noch rechtzeitig atmete Em durch, hob den Kopf und drängte weiter. »Nein.« Als sie den Schatten des nahen Gebüschs hinter sich gelassen hatte, hörte sie die Blätter rascheln und anschließend den weichen Tritt seiner langen Schritte, als er zu ihr aufschloss.
Jonas schlenderte neben ihr. »Wenn Sie mir verraten, wonach Sie suchen, könnte ich Ihnen möglicherweise helfen.«
Seit einer Woche war sie kein Stück vorangekommen. Issy war zerstreut; Em hatte sich auf eigene Faust auf die Suche gemacht. Hilfe hätte sie dringend brauchen können, ganz besonders kluge Hilfe von jemandem, der sich auskannte, aber ... ungeduldig schüttelte sie den Kopf. »Ich bin nicht auf der Suche. Ich will nur mehr wissen.«
»Nun, dann verraten Sie mir, was Sie wissen wollen. Es könnte sein, dass ich die Antwort kenne. Oder doch zumindest weiß, wie sie erlangt werden kann.«
Er klang so vernünftig ... Em blieb stehen, wirbelte herum und schaute ihn an.
Jonas blieb ebenfalls stehen und schaute
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