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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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gangbaren Weg zu suchen. Aber so angestrengt sie auch nachdachte, der Blick auf eine goldene Prachtstraße, die sie nur betreten musste, wollte sich einfach nicht eröffnen. Jedenfalls nicht spontan.
    Der Vormittag verging wie im Fluge. Viele Dinge waren noch zu erledigen. Seufzend schob sie die drängenden Fragen beiseite - verbannte den Gedanken an Jonas Tallent noch entschlossener aus ihrem Kopf - und überlegte, wie sie den Erwartungen begegnen sollte, die die nunmehr treuen Gäste an das wiederbelebte Red Beils stellten.
    Immer mehr Dorfbewohner - unabhängig von Alter, Geschlecht und gesellschaftlichem Rang - strömten in das Gasthaus. Frühstück, Vormittagstee mit kleinem Imbiss, Mittagessen und Nachmittagstee waren gut organisiert; aber für das abendliche Dinner würden sie ein Belegungssystem einführen müssen für die Tische, an denen serviert wurde.
    Nachdem sie mit Hilda die wöchentliche Bestellung bei Finch besprochen und mit Edgar die Vorräte von Ale und Bier überprüft hatte, zog Em sich für die Buchführung in ihr Büro zurück.
    Damit war sie beschäftigt, als ein Räuspern und ein leichtes Klopfen an der geöffneten Tür sie aufschauen ließen.
    Pommeroy Fortemain stand im Türrahmen und ließ den Blick durch das kleine Zimmer schweifen. »Ich muss schon sagen.« Er richtete den Blick wieder auf ihr Gesicht. »Es erinnert ein wenig an eine Besenkammer, nicht wahr? Als Edgar das >Büro< erwähnte, dachte ich eher an so etwas wie Cedrics Arbeitszimmer im Herrenhaus.« Wieder ließ Pommeroy den Blick schweifen. »Ich an Ihrer Stelle würde Tallents Aufmerksamkeit auf das Problem lenken, Miss Beauregard. Kaum angemessen, diese Kammer, nicht wahr?« Pommeroy senkte den strahlenden Blick auf sie. »Kein passendes Beet für ein so hübsches Blümchen, was?«
    Em brach nicht gerade in Entzücken aus. Mit einem leichten Kräuseln ihrer zusammengepressten Lippen zollte sie dem witzigen Einfall Anerkennung, doch ihr finsterer Blick wollte so gar nicht dazu passen. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Mr Fortemain?«
    Beschwingt betrat Pommeroy das Büro. »Wozu die Förmlichkeiten, meine liebe Miss Beauregard? Pommeroy ist mein Name, und so dürfen Sie mich gern nennen.«
    Em senkte nur den Kopf. Nach der Begegnung mit Silas Coombe hatte sie nicht die Absicht, jene Männer anzulächeln, denen sie überhaupt kein Lächeln schenken wollte; das würde nur weitere Missverständnisse provozieren. »Gibt es irgendeinen Anlass, der Sie hergeführt hat, Sir?«
    »Aber ja«, Pommeroy strahlte sie immer noch an, »ich bin gekommen, um eine Einladung meiner Mutter zu überbringen.« Er griff in die Tasche, zog eine Karte heraus und präsentierte sie mit einer Verbeugung. »Es handelt sich um ein Tanzfest, nächsten Samstagabend auf Ballyclose. Wir hoffen, dass Sie und Ihre Schwester uns die Ehre geben werden.«
    Em starrte auf die elfenbeinfarbene Karte, streckte die Hand aus und griff danach. Ganz bestimmt hatte sie nicht damit gerechnet, Tanzfeste zu besuchen, während sie auf Schatzsuche war. Wie dem auch sein mochte, Issy und sie hatten ihren gesamten weltlichen Besitz bei sich und darunter befanden sich auch ihre Abendkleider.
    Obwohl ihr Onkel Harold sie als unbezahlte Angestellte ausgenutzt hatte, war er überaus erpicht darauf gewesen, außerhalb des Hauses den Schein der Anständigkeit aufrechtzuerhalten. Dafür hatte er Em und später auch Issy zu verschiedenen Geselligkeiten begleiten müssen, um Besuche ortsansässiger Ladys in seinem Haus zu verhindern, die sich vergewissern wollten, wie es seinen Nichten erging.
    Ihre Abendkleider waren zwar aus der Mode, aber für diesen Anlass würden sie reichen. Außerdem war sie schließlich nur die Gastwirtin. Einladungen wie diese ließen in ihr das Gefühl aufkeimen, dass sie sich in einer unbequemen Zwickmühle befand - oder befinden würde, wenn die Leute im Dorf nicht so versessen darauf wären, sie und Issy wie junge Ladys zu behandeln, die sie ja tatsächlich auch waren.
    Pommeroy hatte sie die ganze Zeit beobachtet und war sichtlich verwirrt, weil sie die erwartete Begeisterung vermissen ließ. »Selbstverständlich ist der gesamte örtliche Landadel anwesend. Jedermann besucht die Geselligkeiten meiner Mutter - man muss einfach dabei sein.«
    Em nickte gedankenverloren, den Blick auf die Karte gerichtet. Sie konnte nichts unternehmen gegen die Bemühungen der Einheimischen, sie und ihre Familie in die Nähe jenes gesellschaftlichen Standes zu

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