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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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Jasper ihm die eine oder andere Aufgabe übertrug. »Treffen wir uns gegen zehn?«
    »Perfekt.«
    Eliza hatte gerade ihr Abendkleid übergestreift und sich an ihren Schminktisch gesetzt, als an ihrer Boudoirtür ein Klopfen ertönte. Auf Elizas Geheiß hin trat ein Dienstmädchen mit weißem Häubchen ein und knickste. »Seine Lordschaft verlangt nach Ihnen, Miss.«
    »Danke.«
    Stirnrunzelnd blickte Eliza dem davoneilenden Dienstmädchen hinterher. Sie hatte ihren Onkel erst vor einer Stunde beim Tee gesehen und geduldig seinen weitschweifigen, begeisterten Berichten über seine neuesten botanischen Experimente gelauscht. Früher war ihr Wintergarten mit bequemen Liegen und niedrigen Bücherregalen ausgestattet gewesen. Jetzt befanden sich Reihen mit langen Tischen darin, auf denen eine Vielfalt von Topfpflanzen stand. Eliza war nicht traurig über den Verlust ihres beschaulichen Leserefugiums, sondern freute sich, dass der Lord im Wintergarten Sonne und frische Luft erhielt.
    Was mochte er wohl auf dem Herzen haben, da er doch wusste, dass sie sich um diese Uhrzeit für gesellschaftliche Anlässe fertig zu machen pflegte? Vielleicht war eine seltene Pflanze gerade erblüht oder ein besonders gewagtes Experiment geglückt? Einmal hatte er sie vor Sonnenaufgang aufgeweckt, weil ein Pflanzenvermehrungsexperiment unerwartet erfreuliche Resultate zeigte.
    Sie stand auf und holte ein bequemes Hauskleid aus dem Schrank. Dann rief sie nach Mary, ihrer Zofe, die das Boudoir vom Badezimmer aus betrat und Eliza half, die Knöpfe am Rücken des Kleides zuzumachen. Obwohl sie auf Unterhemd und Korsett verzichtet hatte, dauerte es eine Weile, bis sie vorzeigbar war. Zu guter Letzt nahm sie ihr Haar mit einem Band zusammen und beschloss, es damit bewenden zu lassen.
    »Was werden Sie heute Abend anziehen?«, fragte Mary.
    »Leg einfach drei Kleider heraus, die dir gefallen.« Eliza öffnete die Tür zum oberen Flur. »Ich werde mir dann eins davon aussuchen.«
    Sie überließ die Wahl ihrer Kleidung oft ihrer Zofe. Es spielte keine Rolle, was Mary aussuchte – Eliza griff immer zu dem rechts liegenden Kleid. Ihre Kleider waren zwar schlicht, saßen jedoch perfekt, da sie von einer Schneiderin angefertigt wurden, die über einen hervorragenden Ruf verfügte. Anfangs hatte die Schneiderin gegen Elizas Farbwahl protestiert, die zwar modern war, aber ihre Haarfarbe nicht genügend betonte. Doch ihr war sehr schnell klar geworden, wie sinnlos ihre Einwände waren, und seitdem blieb Eliza davon verschont. Eliza wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, sie sei auf Verführung aus. Da die derzeit beliebtesten Farben Pastelltöne waren und ihr dunklere Farben am besten zu Gesicht standen, war es nur konsequent, wenn sie auf Erstere zurückgriff, um jeden Anschein von Eitelkeit zu vermeiden.
    Sie begab sich direkt zum Familiensalon, der sich im selben Stockwerk befand. Die Tür stand einen kleinen Spalt offen. Im Kamin knisterte ein behagliches Feuer, vor dem Seine Lordschaft auf und ab ging. Wie üblich ließ sein Aussehen zu wünschen übrig – zerzaustes Haar, schiefe Krawatte und falsch geknöpfte Weste ohne Gehrock.
    Mit energischem Schritt trat Eliza ein. »Mylord?«
    Abwesend lächelnd wandte er sich ihr zu. »Entschuldige die Störung, Liebes, aber du hast einen Besucher.«
    Rasch blickte sie an ihrem einfachen Hauskleid hinunter. »Einen Besucher? Unten?«
    »Guten Abend, Miss Martin.«
    Das war Jaspers Stimme. Der Klang jagte einen Schauer über ihren Rücken. Sie wirbelte herum und entdeckte ihn hinter der Tür. Seine Augen waren zusammengekniffen, seine Miene ernst. Er trug dieselbe Reiterkleidung wie im Park, doch seine Krawatte war schlaffer und auf den Außenseiten seiner Stiefel klebten Dreckspritzer.
    Wie jedes Mal, wenn sie ihn sah, setzte ihr Verstand aus. Es bedurfte mehrerer schneller Herzschläge, bevor ihr einfiel, etwas zu sagen.
    Als sie ihn dann begrüßte, war sie verräterisch kurzatmig. »Mr. Bond.«

4. Kapitel
    »Benehmen Sie sich so, wie Sie es versprochen haben, junger Mann«, knurrte Melville, ehe er aus dem Zimmer eilte. Womit immer er sich vorher beschäftigt haben mochte, er war sichtlich erpicht darauf, rasch wieder dazu zurückzukehren. Er ließ die Tür offen, doch Eliza bezweifelte, dass sich ein Mann wie Jasper durch solche Maßnahmen von skandalösem Verhalten abhalten ließe, sollte er so etwas im Sinn haben.
    »Sie haben mein Wort, Mylord«, sagte Jasper leise.
    Nachdem der Earl gegangen war,
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