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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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Schwäche.«
    »Interessant«, murmelte Westfield nachdenklich. »Weshalb wünscht Miss Martin Ihre Dienste?«
    Jasper trieb sein Pferd zu einer schnelleren Gangart an. Der Earl tat es ihm gleich.
    »Was wissen Sie über Miss Martin und ihre Familie?«, fragte Jasper.
    »Die Tremaine-Sippe ist fraglos ein kurioser Haufen und eine wunderbare Quelle für jedweden Klatsch. Die Männer sind ungeheuer klug, bis an die Grenze zum Wahnsinn, und die Frauen sind mit dieser atemberaubenden Haarfarbe gesegnet. Miss Martin scheint, zusätzlich zu ihrem beträchtlichen Vermögen, von beidem etwas geerbt zu haben. Was ihre Eltern betrifft, so war Mr. Martin ein Kaufmann und Lady Georgina für ihren Charme und ihr Temperament bekannt. Obwohl Miss Martin Männern gegenüber so gleichgültig ist, wie ihre Mutter für sie empfänglich war, habe ich mich oft gefragt, ob zwischen den beiden nicht eine tiefere Ähnlichkeit besteht, die nur noch nicht zutage gefördert wurde. Faszinierender Gedanke.«
    »Wollen Sie damit andeuten, ihre Mutter sei flatterhaft gewesen?«
    »Lady Georgina genoss die Gesellschaft von Männern. Lässt sich daraus schließen, dass sie viele Männer in ihr Bett gelockt hat?« Westfield zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat sie kurz nach ihrer Einführung in die Gesellschaft Mr. Martin geheiratet. Obwohl sie etliche Adlige zur Auswahl hatte, nahm sie sich einen Bürgerlichen. Warum? Es sei denn, es war eine Liebesheirat. Und wenn es eine Liebesheirat war, wäre sie ihm wohl kaum untreu geworden.«
    »Was wissen Sie über Mr. Martin?«
    »Sein Tod war für viele Menschen ein Schock. Wie es hieß, war er von kräftiger Statur. Er war wie ein Arbeiter gebaut und packte auch oft mit an, wenn sich die Gelegenheit bot. Ein Diener fand ihn tot in seinem Büro vor, nachdem er nicht zum Abendessen erschienen war. Als Todesursache wurde ein schwaches Herz genannt.«
    Jasper beschloss, tiefer in Elizas Vergangenheit zu graben, um herauszufinden, ob die Ursache für ihre gegenwärtigen Probleme womöglich dort ihren Ursprung hatte.
    Westfield nickte einem vorbeireitenden Bekannten zu. »Man munkelte damals, ob ihn nicht die Launen der Familie, in die er hineingeheiratet hatte, frühzeitig ins Grab getrieben hätten. Sozusagen als gerechte Strafe für seine hochgesteckten ehelichen Ambitionen. Nach seinem Tod hat Lady Georgina wieder geheiratet, abermals einen Bürgerlichen.«
    Eine Frau voller Leidenschaft und frei von Vorurteilen. Trug auch Eliza diese Eigenschaften in sich? Wie köstlich, wenn es so wäre …
    Jasper schüttelte den Gedanken ab, um sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Miss Martin hat einen Stiefvater?«
    »Hatte. Lady Georgina und Mr. Chilcott kamen noch vor Miss Martins erster Saison bei einem Kutschenunfall ums Leben. Das arme Mädchen wurde förmlich von Tragödien heimgesucht.«
    Hat sie gelitten?, fragte sich Jasper. War sie schon immer so eigenbrötlerisch gewesen, oder war das nur ein Schutzpanzer, den sie sich angeeignet hatte?
    »Und jetzt müssen Sie mir erzählen«, sagte der Earl, »weswegen Miss Martin Sie engagiert hat.«
    »Sie hat Grund, um ihre Sicherheit zu fürchten.«
    Verdutzt hob Westfield die Brauen. »Ach? Wer sollte ihr etwas antun wollen? Sie ist lebend weit mehr wert als tot.«
    »Sie glaubt, jemand – vielleicht ein eifersüchtiger Verehrer – versuche sie einzuschüchtern, damit sie in den Schutz der Ehe flieht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das der wahre Grund ist, zumal der frühe Tod ihrer Eltern weiteren Anlass zur Sorge gibt.«
    »Spannend«, sagte der Earl. »Kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein?«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie das fragen.« Jasper zog aus der Tasche seines Gehrocks das Büchlein heraus, in dem sich Elizas gesellschaftliche Termine befanden. Es war eine unbestreitbare Tatsache, dass manche Türen nur durch einen Adligen geöffnet werden konnten. »Ich muss möglichst viele dieser Veranstaltungen besuchen.«
    Der Earl blätterte mit einer Hand durch die wenigen gebundenen Seiten. »Dann werde ich notgedrungen mein für morgen Abend geplantes Tête-à-Tête absagen, damit ich Sie einigen hochwohlgeborenen Leuten vorstellen kann.«
    »Ich weiß Ihr Opfer zu schätzen«, sagte Jasper sarkastisch.
    »Das hoffe ich«, erwiderte Westfield gut gelaunt. In Wahrheit genoss er es, bei Gelegenheit an Jaspers Arbeit teilzuhaben. Er konnte sogar richtig lästig werden, wenn er zu lange darauf warten musste, dass
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