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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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erspähte.
    Er blieb so abrupt stehen, dass Westfield gegen ihn stieß.
    »Herrgott, Bond, was zum Teufel …« Der Earl verstummte.
    Unwillkürlich stieß Jasper einen leisen, bewundernden Pfiff aus. Seine Reaktion war höchst ungehörig und ein unmissverständlicher Beweis für seine Gewöhnlichkeit, aber es war aufrichtig. Worte hätten da nicht ausgereicht.
    »Sieh mal einer an«, sagte Westfield versonnen. »Wie nachlässig von mir, dass ich Miss Martin nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit entgegengebracht habe.«
    Eliza stand in einem Kreis von Bekannten, bei denen es sich in der Mehrzahl um Herren handelte. Ihr herrliches Haar war nachlässig hochgesteckt, und einzelne Locken fielen herab, umrahmten ihr Gesicht, umspielten ihren Nacken. Sie war in saphirblauen Satin gehüllt, der kühn zwischen den blasseren Farben der anderen Frauen hervorstach. Eigentlich war sie nicht zu übersehen, wäre sie nicht kleiner als die Horde geifernder und sabbernder Männer, die sie umringte.
    Was zum Teufel hatte sie da nur geritten, sich in eine derart gewagte Farbe zu kleiden?
    Die Hände zu Fäusten geballt, starrte Jasper sie an. Stand wie unter einem Bann. Der satte Farbton ihres Kleides betonte auf das Vorteilhafteste ihre blasse, sahnige Haut und ihre wunderschönen roten Locken. Der Schnitt war schlicht, mit minimalen Verzierungen. Die wahre Schönheit des Gewands lag darin, wie es mit seiner Trägerin harmonierte. Wie das Mieder die vollen, festen Brüste umschlang und liebkoste und mehr als nur einen flüchtigen Einblick in das Dekolleté gewährte. Wie die langen Röcke die langen Beine umschmeichelten. Wie die Puffärmel knapp vor dem Rand von Elizas langen weißen Handschuhen endeten und auf ihren Oberarmen die zarten Sommersprossen enthüllten, die Jasper so liebreizend fand.
    Ein heftiges Verlangen überfiel ihn, wie bei einem Mann, der lange keine Nahrung mehr zu sich genommen hat und erst beim Anblick und dem Duft von Speisen bemerkt, dass er kurz vor dem Verhungern ist.
    Eine belustigte männliche Stimme ertönte neben ihnen. »Schön zu sehen, dass ich nicht der einzige Mann bin, der gelegentlich seine gesellschaftlichen Umgangsformen vergisst.«
    Jasper riss sich von Elizas Anblick los und wandte sich dem neu hinzugekommenen Mann zu.
    »Lord Brimley«, rief Westfield, »was für eine Freude!«
    Während der Earl die beiden Männer einander vorstellte, musterte Jasper Baron Brimley mit der ihm eigenen Gründlichkeit. Der Baron war einen Kopf kleiner als Jasper und Westfield und von zierlicher Statur. Obwohl Brimleys Haaransatz bereits beklagenswert zurückwich, schätzte Jasper ihn jünger, als er wirkte.
    »Welche Überraschung, Sie hier zu sehen, Westfield«, sagte Brimley, nachdem er Jasper begrüßt hatte. »Hat sich Miss Martins wundersame Verwandlung so schnell herumgesprochen?«
    »In der Tat«, erwiderte der Earl gedehnt, »habe ich alle Abendeinladungen in einen Hut geworfen und ein paar wenige herausgezogen. Die ›Verwandlung‹, wie Sie es zu nennen belieben, ist ein unerwarteter Bonus.«
    »Mr. Tomlinson ist der Meinung, Miss Martin wolle nun endlich den Hafen der Ehe ansteuern«, fuhr Brimley fort.
    »Vielleicht hat sie an einem bestimmten Mann Gefallen gefunden«, warf Jasper ein, wobei nicht zu überhören war, dass er Besitzansprüche stellte, »und hofft, ihn zu ermutigen.«
    »Was Sie nicht sagen!«, rief Brimley sensationslüstern. »Haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte?«
    »Da muss ich leider passen. Ich habe noch nicht die Bekanntschaft aller Motten gemacht, die ihr Licht umschwirren.«
    »Motten, die ihr Licht umschwirren, hm? Poetisch und zugleich sehr treffend. Nun, dann werde ich es selbst in die Hand nehmen, die Identität des Glücklichen zu entlarven.«
    Westfield klopfte ihm auf die Schulter. »Sie werden natürlich Kameradschaftsgeist beweisen und uns an Ihren Erkenntnissen teilhaben lassen.«
    Vor lauter Wichtigkeit schwoll Brimleys Brust an. »Gewiss, Westfield.«
    Jasper machte kein Hehl aus seiner Ungeduld. Mit einer leichten Verneigung trat er einen Schritt zur Seite, um sich zu entfernen. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Mylords.«
    »Nicht so schnell, Bond«, rief Westfield rasch. »Ich werde Sie begleiten, wenn Sie der bezaubernden Miss Martin Ihre Aufwartung machen. Entschuldigen Sie uns, Brimley. Und halten Sie uns über Ihre Entdeckungen auf dem Laufenden.«
    Die Anspannung in Jaspers Schultern nahm zu. Westfields neu erwachtes Interesse an Eliza

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