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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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worauf Plattform und Statue einen Satz nach vorne machten. Das Holz knarrte protestierend. Eines der dicken Seile, die das schwere Objekt sicherten, riss mit einem scharfen, knallenden Geräusch. Entsetzt beobachtete Jasper, wie die Statue sich langsam nach vorne neigte.
    »Eliza!«, schrie er und spurtete los, kam jedoch an der Plattform nicht vorbei.
    Mit lautem Ächzen brach die Rolle ab, die das Problem verursacht hatte, und rollte ein Stück die Halle hinunter.
    Dann ging alles blitzschnell. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen fiel die Statue um und erzeugte eine dichte Wolke aus feinem Sandstaub.
    Jasper konnte Eliza durch den Dunst hindurch nicht mehr sehen.
    Er hievte sich auf die Plattform, kletterte über die Bruchteile hinweg nach vorne. An der Stelle, wo Eliza zuletzt gestanden hatte, lag der Torso der Statue in einem Stück. Vor Schreck konnte Jasper keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine Brust schnürte sich zusammen, raubte ihm den Atem.
    Das Blut rauschte ihm dröhnend in den Ohren, sodass er die ringsum anschwellenden Schreie nur gedämpft wahrnahm.
    »Großer Gott!«, ertönte plötzlich Elizas Stimme. »Was für eine schlimme Bescherung!«
    Suchend blickte Jasper sich um. Eliza stand in einem angrenzenden Gang und starrte mit weiten Augen auf den Scherbenhaufen.
    Gütiger Himmel …
    Mit weichen Knien kletterte er über die wackligen Überreste der Statue und riss Eliza an die Brust.
    »Es sieht aus, als wäre das Seil zumindest teilweise durchtrennt worden.« Sein drittes Glas Brandy in der Hand, schritt Jasper vor dem kalten Kamin in seinem Büro auf und ab. Mantel und Weste hatte er über die Armlehne eines Ohrensessels geworfen, doch das beengte Gefühl in seiner Brust hielt an. »Leider gibt es dafür keinen sicheren Beweis. Man hat mir nur einen kurzen Blick auf das Seil gestattet.«
    »Und wenn es doch ein Unfall war?«, fragte Westfield vom Sofa aus. »Wie hätte man auf einer gut besuchten Ausstellung einen derart gezielten Anschlag unternehmen können?«
    »Laut Miss Martin hat die Statue in einer Nebenhalle gewartet, als sie die Damentoiletten aufsuchte. Bei ihrer Rückkehr entdeckte sie, dass die Statue bewegt worden war und ihr den Weg blockierte.«
    »Der Transport dieses Ungetüms war schon für zwei Männer kaum zu bewältigen«, gemahnte der Earl. »Für einen einzelnen Mann wäre das schlicht unmöglich gewesen.«
    »Aber eine Rolle war kaputt. Vielleicht nicht zufällig.« Jasper leerte sein Glas in einem Zug, um die eisige Kälte zu lindern, die er seit dem drohenden Verlust in der Brust spürte. »Ist es möglich, dass ein einziger Mensch das Opfer von derart vielen unglücklichen Zufällen ist?«
    Mit Nachdruck stellte er sein Glas auf dem Schreibtisch ab und schaute auf die Kaminuhr. Es würde Stunden dauern, bis er Eliza auf der Abendgesellschaft bei Lansing wiedersähe. Bis dahin würde seine innere Unruhe wahrscheinlich auf ein unerträgliches Maß angestiegen sein. Die Tatsache, dass er noch mehr Männer zur Überwachung des Melville-Hauses abkommandiert hatte, war da nur ein kleiner Trost.
    Westfield gab einen Laut von sich, der verdächtig an ein Schnauben gemahnte. »Sie sind wegen dieser Geschichte extrem beunruhigt, wohingegen Miss Martin die Sache verblüffend locker zu nehmen schien.«
    »Weil sie darauf vertraut, dass ich mich um alles kümmere und für ihre Sicherheit sorge«, erwiderte Jasper schroff.
    »Nun, auch ich vertraue darauf. Nur Sie scheinen wenig Vertrauen in Ihre Fähigkeiten zu haben.«
    »Miss Martin hat auf diesen vermeintlichen Unfall nur deshalb so gleichmütig reagiert, weil er in der Tat lebensgefährlich war. Ich weiß, das klingt kurios … Aber da es der bislang ernsteste Zwischenfall war, glaubt sie, er stehe in keinem Zusammenhang mit den anderen Anschlägen.«
    »Wollen Sie mir weismachen, die Dame sei weniger besorgt, weil sie fast getötet worden wäre?«
    Jasper bemerkte dessen amüsierten Gesichtsausdruck. Es machte ihn wütend, da Westfield den Zwischenfall offenbar nur als unterhaltsames Intermezzo betrachtete. In dem privilegierten, weich gepolsterten und von Langeweile geprägten Leben des Earls war selbst das Unglück anderer Menschen eine willkommene Abwechslung.
    Jasper zügelte seinen Zorn und wandte sich ab. Mit einer Hand knetete er seinen verspannten Nacken. »Ich tue, was ich kann. Dennoch kann ich mich der Sorge nicht erwehren, dass ich nicht genug tue.«
    Morgen würde er Elizas Verwalter treffen und zusammen mit

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