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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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Melville bekannt.« Eliza folgte Sir Richards Führung durch eine ungewöhnlich heftige Drehung. Normalerweise war er ein vollendeter Tänzer; seine plötzliche Unaufmerksamkeit sprach Bände.
    »Ich vermute, er ist in Geldnöten und schielt nach Ihrem Vermögen.«
    »Das trifft auf die meisten Gentlemen meines Bekanntenkreises zu, meinen Sie nicht? Aber ich bin neugierig. Was führt Sie zu der Annahme, Mr. Bond sei ein Mitgiftjäger und eine größere Gefahr für mich als meine anderen Verehrer? Sein Aussehen spricht doch gewiss nicht dafür.«
    Jaspers Aussehen war heute Abend über jeden Tadel erhaben. Mit seinem dunkelgrauen Samtgehrock und der blassblauen Weste bot er ein Bild vollendeter Eleganz. Die maßgeschneiderte Kleidung unterstrich seinen kraftvollen, muskulösen Körper. Eliza schätzte seine Stärke und sein Können. Sie fühlte sich sicher, wenn sie wusste, dass er in ihrer Nähe war. Die einzige Person, die ihr in Jaspers Anwesenheit gefährlich sein könnte, war Jasper selbst.
    »Miss Martin«, sagte Tolliver gequält, »ich muss Sie darauf hinweisen, dass es höchst unerfreulich ist, mit einer Frau zu tanzen, die während des gesamten Walzers einen anderen Gentleman bewundernd anblickt.«
    »Ich bewundere ihn nicht, Sir.« Was natürlich nicht stimmte. »Ich versuche nur herauszufinden, was Sie zu Ihrer Schlussfolgerung veranlasst haben könnte. Sie meinen, er sei in Geldnöten, aber ich kann darauf keinerlei Hinweis erkennen. Vielleicht sehen Sie ja etwas, das mir entgeht.«
    »Eine feinsinnige, kultivierte Dame wie Sie ist in dieser Situation im Nachteil.« In seinen braunen Augen stand ein düsterer Ausdruck. »Ich werde es Ihnen erklären. Er betrachtet Sie auf eine höchst ungehörige Weise, Miss Martin.«
    »Wollen Sie damit sagen«, erwiderte sie bedächtig, »dass Mr. Bond hinter meinem Geld her sein muss, weil er mich ansieht? Diese Logik verstehe ich nicht. Könnte es nicht sein, dass Mr. Bond irgendetwas an mir gefällt? Vielleicht hat meine schlanke Figur seine Aufmerksamkeit erregt?«
    »Sie haben eine sehr reizvolle Figur«, gestand er brummig ein.
    »Oder mein Haar? Wie man mir sagte, sind manche Männer sehr fasziniert von einer bestimmten Haarfarbe.«
    Über seinen Hals und sein Gesicht breitete sich Röte aus. »Sie haben wunderschönes Haar.«
    »Hm, aber meine reizvolle Figur und meine hübschen Locken genügen nicht, um zu erklären, warum Mr. Bond mich so intensiv beobachtet? Vermutlich stoßen Sie sich an seinem ausgesprochen attraktiven Äußeren und seiner Fähigkeit, jeden, der Augen im Kopf hat, in seinen Bann zu ziehen. Berichtigen Sie mich, wenn ich mich irren sollte, aber Ihren Worten entnehme ich, dass meine begrenzten körperlichen Reize es mit den seinen nicht aufnehmen können. Und dass er sicher eine weitaus schönere Frau bekommen könnte.« Eliza krauste die Nase, als würde sie nachdenken. »Nun, vielleicht ist es ja mein Verstand, der ihn so fasziniert.«
    »Ich stimme Ihnen zu. Sie sind sehr klug, Miss Martin«, stieß er rasch hervor, um den Themawechsel zu seinen Gunsten zu nutzen. »Deshalb verehre ich Sie so und bin mir sicher, dass wir uns auch auf lange Sicht sehr gut verstehen werden. Doch Mr. Bond scheint weniger an der Kultivierung seines Inneren als an der seines Äußeren gelegen zu sein. Einen derart muskulösen Körper gewinnt man nicht durch geistige Anstrengungen. Ich bezweifle, dass er in der Lage ist, Ihren Verstand wertzuschätzen. In der Tat würde ich mich an Ihrer Stelle fragen, ob es überhaupt möglich ist, ein tiefer gehendes Gespräch mit ihm zu führen.«
    Eliza nickte. »Jetzt verstehe ich. Wenn man meine geistigen und körperlichen Eigenschaften ausschließt, bleibt für einen attraktiven Mann nur mein Vermögen als Anreiz. Eine interessante Erkenntnis, Sir Richard.«
    Der Walzer endete. Noch während die letzten Takte verklangen, zog Eliza sich zurück. »Danke. Diese Unterhaltung war sehr aufschlussreich. Ein Punkt ist mir jedoch noch nicht ganz klar: Wenn attraktive Männer nur mein Vermögen anziehend finden und Sie meinen Verstand anziehend finden, ließe sich daraus dann folgern, dass Sie unattraktiv sind?«
    Tolliver öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann öffnete er ihn erneut. Es kam kein Wort daraus hervor.
    Mit einem kurzen Knicks wirbelte Eliza herum und verließ die Tanzfläche. Sie wollte zu Jasper gehen, aber er stand nicht mehr an der Stelle, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte.
    Jasper entdeckte Miss Tolliver

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