Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
prüfen.
    »Was erwarten Sie sich von einem Gespräch mit Miss Martin?«, fragte Westfield. »Traut sie Ihnen neben der Rolle des Verehrers auch die des Heiratsvermittlers zu?«
    Jasper schnaubte.
    »Sie sind neuerdings sehr reizbar«, beklagte sich der Earl. »Vielleicht sollten Sie sich den Abend freinehmen und sich ein paar nette Stunden im Remington-Herrenklub gönnen?«
    »Montague kann jede Erbin haben, die er will. Warum ist er so entschlossen, diese eine für sich zu gewinnen? Eine Frau, die als Blaustrumpf gilt und einen sehr ungewöhnlichen Charakter hat? Die ihm klipp und klar erklärt hat, dass sie ihn nicht will?«
    »Vielleicht ist genau das der Reiz.« Westfield ließ sich in den Sessel vor Jaspers Schreibtisch sinken. Er wirkte entspannt und zugleich gelangweilt, zwei Gemütszustände, die Jasper unbekannt waren. »Eine Frau kann äußerst lästig werden, wenn sie zu vernarrt in einen Mann ist. Sollte Miss Martin die Neigung haben, einen Großteil ihrer Zeit auf dem Land zu verbringen, hätte Montague alle Vorteile, die die Ehe mit einer attraktiven, wenn auch reiferen Erbin mit sich bringen, jedoch keine der damit verbundenen Nachteile. Ich weiß, es fällt Ihnen schwer, das zu glauben, Bond, aber manchmal gibt es sehr vernünftige Beweggründe, etwas Bestimmtes zu tun. In dieser Welt geschieht nicht alles aus heimtückischen Motiven heraus.«
    »Bei Montague ist das so.«
    »Sind Sie sich wirklich so sicher, dass der Sohn genauso ist wie der Vater? Und ist das überhaupt von Bedeutung?«
    Jasper stand auf. »Ja, durchaus.«
    »Betrachten Sie es doch einmal von der positiven Seite. Vielleicht wird Montagues Schritt Ihre Ermittlungen vorantreiben. Jetzt muss der Übeltäter gegen die Zeit arbeiten.«
    »Es ist schon sehr armselig, wenn man sich darüber freuen soll, dass ein Wahnsinniger nun womöglich verzweifelt genug ist, um überstürzt zu handeln.«
    Westfield nippte an seinem Brandy und sah Jasper aufmerksam an. »Sie sind wie ein eingesperrtes wildes Tier. Extrem nervös und angespannt. So kenne ich Sie gar nicht. Bedeutet Ihnen Montagues Ruin denn so viel?«
    Im ersten Moment wusste Jasper nicht, wie er darauf antworten sollte. Er wollte nicht über seine Befindlichkeit sprechen; es war zu persönlich, mit zu vielen Emotionen behaftet. Schließlich sagte er: »Haben Sie jemals etwas so sehr begehrt, dass Sie es unbedingt haben mussten?«
    »Wie zum Beispiel was?«
    »Egal. Irgendetwas.«
    »Es gab einmal einen Wallach.« Versonnen drehte Westfield sein Glas zwischen den Händen. »Im Tattersall. Ich habe zu wenig geboten. Das hat mich noch Wochen danach gewurmt. Hätte ich noch einmal die Chance, wäre ich nicht so vorsichtig.«
    »Haben Sie ihn geritten?«
    »Nein. Aber ich habe zugesehen, wie man ihn alle Gangarten machen ließ. Und ich habe ihn auch selbst begutachtet. Ein herrliches Tier. Mir war auf den ersten Blick klar, dass wir wunderbar zusammenpassen würden.«
    »Bedauern Sie diesen Verlust immer noch?«
    Der Earl zuckte die Achseln. »Hin und wieder. Nicht oft. Es ist schon eine Weile her. Ich sage mir einfach, dass an dem Tier sicher irgendetwas nicht stimmte und ich mich glücklich schätzen könne, es nicht gekauft zu haben. Andernfalls hätte das Schicksal dafür gesorgt, dass es an mich übergeht.«
    »Ich glaube nicht an Schicksal. Nein, ich glaube, jeder ist seines Glückes Schmied.« Abwesend rieb sich Jasper das Kinn und stellte fest, dass er sich noch einmal rasieren sollte. Jetzt, am frühen Abend, war seine Haut nicht mehr glatt. Die Stoppeln könnten Eliza kratzen, wenn er sie küsste.
    Falls sie überhaupt käme …
    »Natürlich ist die Sache mit dem Wallach nicht mit Ihrer Situation zu vergleichen«, bemerkte Westfield. »Ihr Verlangen gleicht eher einem brennenden Durst, nicht wahr?«
    »Durst … ja.« Jasper hatte seine brennende Begierde nach Eliza im Sinn, wohingegen der Earl meinte, es ginge um Jaspers Rachedurst. Doch Jasper zog es vor, ihn in dem Glauben zu lassen. »Das trifft es.«
    Der Earl erhob sich und leerte sein Glas. »Ich werde Ihnen bei Ihrem Rachefeldzug weiterhin zur Seite stehen, Bond. Sie sind bei diesem Unterfangen nicht allein, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht.«
    Wie gut musste der Earl ihn kennen, dachte Jasper, dass er wusste, wie sehr er es hasste, von jemandem abhängig zu sein. »Sie haben schon mehr als genug getan. Mit dem Schuldschein über Montagues Besitz ist mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen.«
    »Ich bin lediglich

Weitere Kostenlose Bücher