Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
seine Post aufbewahrte. Der Korb quoll fast über. Eliza schüttelte den Kopf. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, Melvilles private Korrespondenz vom Rest zu trennen, damit anstehende Rechnungen pünktlich bezahlt wurden, aber offenbar ignorierte er auch die Briefe von Bekannten, die sich die Mühe machten, ihm zu schreiben.
    »Was halten Sie davon«, sagte sie, auf den Korb mit den Briefen deutend, »diesen Berg ein wenig abzutragen?«
    »Was?« Sein abwesender Blick schweifte von Eliza zu dem Korb. »Ach herrje!«
    »Das finde ich auch.« Sie ergriff die fünf zuoberst liegenden Briefe und reichte sie ihm. »Können wir damit beginnen?«
    Er seufzte. »Wenn du unbedingt darauf bestehst.«
    Eliza gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke.«
    »Ha.« Er schnaubte. »Du willst mich wegen Montague bestrafen.«
    Lachend verließ sie den Raum.
    Jasper lehnte sich im Sessel zurück und trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Wie lange war er dort?«
    »Etwa eine Stunde«, antwortete Aaron, den Hut mit beiden Händen an die Brust gedrückt. Er stand in der Tür von Jaspers Arbeitszimmer und wippte auf den Stiefelabsätzen. »Vielleicht ein wenig länger.«
    »Ihnen ist doch sicher klar, warum Montague diesen Besuch gemacht hat«, warf Westfield von seinem üblichen Platz auf dem Sofa ein.
    »Nein, das ist mir nicht klar. Sie hat ihn zurückgewiesen«, entgegnete Jasper barsch.
    »Umso mehr Grund, sich Melvilles Unterstützung zu sichern. Seien Sie nicht so begriffsstutzig, Bond. Frauen beugen sich familiärem Druck und heiraten dann auch Männer, die sie nicht heiraten wollten. Das geschieht ständig.«
    Jasper knetete die Hände ineinander.
    »Halten Sie es für möglich, dass Montague für Miss Martins Probleme verantwortlich ist?«, fragte der Earl.
    »Im Moment halte ich alles für möglich.«
    »Was werden Sie nun unternehmen?«
    »Mit ihr reden.« Wie mochte sie die Neuigkeiten aufgenommen haben? Und wie weit würde sie gehen, um ihren Onkel glücklich zu machen?
    Die Vorstellung, aus Eliza und Montague könne ein Paar werden, machte ihn ganz krank.
    Er empfand es als eine Qual – eine neue, für ihn ungewohnte Qual –, dass er sie nicht sofort aufsuchen konnte, dass er sich plötzlich an Regeln und Konventionen halten musste, die er jahrelang ignoriert hatte.
    Energisch richtete er sich auf, öffnete sein Tintenfass und tauchte die Feder hinein. Er schrieb eine kurze Nachricht und löschte die Tinte mit feinem Sand, ehe er den Brief zusammenfaltete. Dann verschloss er ihn mit einem Siegel und winkte Aaron herbei. »Überbringen Sie den Brief Miss Martin.«
    Dieser eilte herbei und nahm ihn entgegen.
    »Nachdem Miss Martin den Brief gelesen hat, wird sie Sie vielleicht noch brauchen. Also bleiben Sie sicherheitshalber in der Nähe, damit Sie ihr bei Bedarf helfen können. Wenn Sie damit fertig sind«, fuhr Jasper fort, »gehen Sie bei Mrs. Pennington vorbei, die einen neu eröffneten Laden in der Peony Street betreibt. Außen eine rosa-weiß gestreifte Markise, innen eine hübsche Blondine. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Finden Sie heraus, was es ist.«
    »Wird erledigt, Mr. Bond.«
    Nachdem der junge Mann gegangen war, stand Westfield auf und ging zum Konsoltischchen, um sich einen Brandy einzuschenken. »Sehr bedauerlich, dass Montague einen so kühnen Vorstoß gewagt hat. Hätte ein anderer Gentleman den Antrag gemacht, hätten Sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können, indem Sie Miss Martin zu der Heirat ermutigen und dadurch verhindern, dass Montague Zugriff auf ihr Vermögen erhält. Und Sie wären obendrein fein heraus, da die Verantwortung für Miss Martins Sicherheit dann an ihren zukünftigen Gatten überginge. Vorausgesetzt natürlich, dass dieser Mann nicht unser Bösewicht ist.«
    »Natürlich.« Der Gedanke hob Jaspers Stimmung nicht gerade an. Zumal damit die Einsicht einherging, dass die Vereitelung von Montagues Plänen und die erfolgreiche Übernahme seines Besitzes größere Priorität hatte als sein Verlangen, Eliza zu erobern.
    »Das könnte auch erklären, warum er mir heute den Brief geschickt hat«, fuhr Westfield fort. »Er muss einen Grund dafür haben, weshalb er mir plötzlich zusichert, er könne den Schuldschein über das Anwesen seiner Mutter zurückkaufen.«
    »Er ist genauso wie sein Vater – arrogant bis an die Grenze zur Idiotie.« Es sei denn, Montague hatte tatsächlich noch etwas in der Hinterhand … Jasper würde diese Möglichkeit umgehend

Weitere Kostenlose Bücher