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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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und letzte Saison. Du glaubst, du wärst glücklicher, wenn du auf dem Land versauerst, aber da bin ich anderer Meinung.«
    »Versauern ist nicht unbedingt das, was mir vorschwebt.«
    »Ich sagte Montague, er könne gern versuchen, dich umzustimmen, und ich würde ihm alles Gute wünschen. Damit ist doch niemandem geschadet, oder?«
    »Wären Sie auch zufrieden, wenn ich jemand anderen heiraten würde?«, fragte sie. »Oder muss es Montague sein? Sie scheinen ihm wohlgesinnt zu sein.«
    »Ich habe seinen Vater ein-, zweimal getroffen.« Melville zuckte die Achseln. »Montague ist ein angenehmer Zeitgenosse. Und er ist fest entschlossen, dich für sich zu gewinnen. Das spricht für ihn. Doch solltest du einem anderen Mann den Vorzug geben, werde ich deine Wahl akzeptieren, auch wenn Montague das missfällt.«
    »Danke, Mylord. Das werde ich mir merken.«
    »Du hältst mich hin«, sagte er trocken.
    Eliza lächelte verstohlen hinter ihrer Teetasse. »Ganz und gar nicht. Tatsächlich sehe ich Montague jetzt in einem völlig anderen Licht. Sie haben recht: Seine Entschlossenheit spricht für ihn. Und Ihre Entschlossenheit genauso. Darum ging es ihm wohl. Er wollte mir zu verstehen geben, dass er es ernst meint, und herausfinden, ob er Ihre Unterstützung hat. Er meinte, er verstünde mich nun besser, und vielleicht stimmt das ja auch. Mit Blumen kann man mich nicht erobern, aber raffinierte, unkonventionelle Methoden … Jedenfalls bewundere ich seinen Schritt.«
    Allerdings nicht genug, um ihn zu heiraten, aber Eliza sah keinen Sinn darin, dies ständig zu wiederholen. Sie genoss diese Teestunde mit ihrem Onkel zu sehr, um die Stimmung durch unnötige Aufsässigkeit zu verderben. Sie deutete auf seinen Teller, um ihn zum Essen aufzufordern.
    »Gutes Mädchen«, lobte er. »Wie gehen Mr. Bonds Ermittlungen voran? Lassen ihn riesige Statuen, die dich beinahe erschlagen, genauso kalt wie dich?«
    Allein die Erwähnung von Jasper ließ ihr Herz schneller schlagen. »Nein. Er war so außer sich, dass es für uns beide genügte. Sollte ein tückischer Anschlag dahinterstecken, wird er es herausfinden. Er würde sich auch gern noch einmal mit Ihnen unterhalten.«
    »Gut, gut. Sag ihm, er könne jederzeit vorbeikommen. Wenn er so lange wartet, bis mir einfällt, ihm einen Termin zu nennen, werden wir uns niemals treffen. Doch ich werde ihm wohl kaum eine große Hilfe sein. Schließlich bin ich bei den Übergriffen auf dich nie dabei gewesen.«
    »Er will die Vergangenheit durchleuchten«, erklärte sie, »um jeden auszuschließen, der gegen Sie, Mutter oder Mr. Chilcott irgendeinen Groll hegen könnte.«
    »Ah … Nun, das erscheint mir sehr vernünftig zu sein.«
    Eine Weile speisten sie in einträchtigem Schweigen, und unterdessen dachte Eliza darüber nach, wie es wohl wäre, eine dauerhafte Beziehung zu haben, von der ihr Onkel gesprochen hatte. Bis jetzt war sie der Ansicht gewesen, die gemeinsamen Mahlzeiten mit ihrem Onkel seien alles, was sie brauchte. Während dieser Mahlzeiten wurde kaum ein Wort gewechselt, was Eliza als sehr wohltuend empfand. Gleichwohl hatte sie sich noch nie überlegt, wie ohrenbetäubend dieses Schweigen sein könnte, wenn niemand da war, der es mit ihr teilte. Es war ein großer Unterschied, ob man gemeinsam mit jemandem schwieg oder allein. Eliza wurde bewusst, wie tröstlich die Anwesenheit eines Gegenübers war, mit dem man nach Belieben sprechen oder schweigen konnte. War man hingegen allein, so blieb einem nur noch das Schweigen, weil niemand da war, der einem zuhörte.
    »Was bedrückt dich, mein Kind?«
    »Nichts, Mylord.«
    »Ich weiß, Frauen neigen dazu, Dinge abzustreiten. Aber du bist für derlei Ausflüchte viel zu direkt.«
    Eliza schüttelte den Kopf. »Aus Erfahrung weiß ich, dass es besser ist, wenn ich meine Zunge im Zaum halte, weil es andernfalls zu sinnlosen Auseinandersetzungen kommen würde.«
    »Ah … deine Mutter. Irgendwann wirst du über sie sprechen müssen.«
    »Ich sehe nicht ein, warum.«
    »Weil du dann vielleicht aufhören wirst«, nuschelte er mit vollem Mund, »vor jeder Entscheidung an sie zu denken.«
    »Ich denke nicht an …«, setzte sie zum Protest an, verstummte jedoch unter dem eindringlichen Blick ihres Onkels. Er hatte recht, wie immer.
    Nach einer Weile kehrte Melville zu seinen Aufzeichnungen zurück, und Eliza stand auf, um in ihr Zimmer zu gehen. Vorher sammelte sie noch Melvilles Briefe ein und legte sie in den kleinen flachen Korb, wo er

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