Stolz und Verlangen
Trubel habe ich in diesem Haus noch nie erlebt.«
»Mr. Bond und ich werden heute Nachmittag heiraten«, erklärte sie etwas ungehalten, da sie lieber zur Anprobe ihres Hochzeitskleids zurückkehren würde, als geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen.
»Heiraten?« Langsam ließ sich Mr. Reynolds auf einen Stuhl sinken. »So bald schon?«
»Wozu noch lange warten?«
»Ich wünsche Ihnen viel Glück, Miss Martin. Wie schön, dass ich Ihnen an diesem Tag meine Aufwartung machen darf.«
»Danke, Sir. Ich weiß Ihre Aufmerksamkeit zu schätzen.«
Er nickte. »Was den Grund meines Kommens betrifft … Durch einen glücklichen Zufall hat Lord Needham, der Arbeitgeber meines Vaters, vor Kurzem mit einem Geschäftspartner gesprochen, der von Lord Montague eingeladen wurde, sich an dem Investitionstopf zu beteiligen, den ich auf Ihren Wunsch hin überprüfen sollte. Mein Vater hat dann vor einigen Tagen die Rentabilität des Spekulationsobjekts untersucht. Leider ist die Anlage nicht solide, und mein Vater hat Lord Needham von einer Beteiligung abgeraten.«
»Verstehe.« Eliza konnte beim besten Willen kein Mitgefühl für Montague aufbringen. Sie war immer noch entsetzt darüber, wie vollkommen seine Fassade war, hinter der er sein schändliches Wesen verbarg.
»In Anbetracht von Lord Montagues finanziellem Status habe ich mich gefragt, warum er seine wenigen noch verbliebenen Vermögenswerte in solch ein riskantes Unternehmen steckt. Erneut war mir da mein Vater von großer Hilfe. Vor einiger Zeit hat Lord Needham mit Lord Westfield und Lord Montague Karten gespielt. Lord Westfield ging als Sieger hervor, und sein Gewinn beinhaltete einen Schuldschein über ein Grundstück in Essex, das seit Generationen zum Familienbesitz der einstigen Lady Montague gehörte. Montague muss über den Verlust äußert verärgert gewesen sein, zumal Westfield ihn förmlich dazu provoziert hatte. Ich nehme an, das Grundstück ist von sentimentalem Wert. Es ist Montagues letzter Besitz mit unbeschränktem Eigentumsrecht. Alles andere hat er schon längst veräußert.«
»Provoziert?« Eliza runzelte die Stirn. »Wie denn?«
»Montague wollte aus dem Spiel aussteigen, als Westfield einen Schuldschein als Einsatz bot. Er stachelte Montague an, es ihm gleichzutun, indem er kaum verhüllte Andeutungen über Montagues schlechte finanzielle Situation fallen ließ. Das Ganze eskalierte bis hin zu dem Punkt, an dem Montague nur noch die Wahl hatte, seine finanzielle Niederlage einzugestehen oder ebenfalls einen Schuldschein einzusetzen, um den Anschein von Reichtum zu wahren.«
»Großer Gott«, murmelte sie. Der leichtsinnige Umgang mit Geld, den Spieler an den Tag legten, widerte sie an. Ihre finanzielle Sicherheit war ihr zu wertvoll, um sie aufs Spiel zu setzen. »Dennoch sehe ich nicht ein, warum Westfield für Montagues Dummheit verantwortlich gemacht werden soll.«
»Der Schuldschein über das Grundstück, das Westfield gewonnen hat, ist in Wahrheit auf Mr. Bond ausgestellt.«
Eliza erstarrte; dann holte sie tief Luft. »Nun … das verändert die Situation natürlich.«
Der Earl of Westfield war ein sehr wohlhabender Mann, der sowohl über Besitztümer mit beschränktem als auch mit unbeschränktem Eigentumsrecht verfügte. Wenn er mit so hohem Einsatz spielen wollte, konnte er das auch ohne Jaspers finanzielle Unterstützung tun. Jasper wiederum hegte einen tiefen Groll gegen Montague und wusste über dessen ausschweifendes, lasterhaftes Privatleben Bescheid. Er würde darauf bestehen, dass Westfield bei dieser Sache keinerlei eigenen Besitz riskierte, und ihm deshalb irgendein Grundstück zur Verfügung stellen, damit er, sollte er verlieren, keinen Verlust hatte.
Was hatte Montague getan, um Jaspers Hass auf sich zu ziehen? Und wie weit würde Jasper gehen, um Montague, aus welchen Gründen auch immer, zu vernichten?
Reynolds fuhr fort: »Westfield hat sich Montagues Einsatz auch gesichert, indem er sehr unübliche Bedingungen anbot: Sollte Montague verlieren, hätte er bis zum Ende der Saison Zeit, den Schuldschein einzulösen. Allerdings zu einem beträchtlichen Preis, der weit höher ist als der tatsächliche Wert des Grundstücks.«
»Also glaubte Montague, er habe gute Chancen, seinen Besitz zurückzubekommen.« Ihr Magen krampfte sich zusammen. Wollte Jasper sie etwa nur deshalb heiraten, um Montague den Zugang zu ihrem Vermögen zu verwehren, mit dem er seinen Schuldschein einlösen könnte?
»Ich glaube, der
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