Stolz und Verlangen
an.«
»Ja.«
»Mrs. Francesca Maybourne.« Mit behandschuhter Hand wischte sie über den makellosen Damast des Sofas, ehe sie sich vorsichtig an den Rand setzte. Dann schüttelte sie, ohne Rücksicht auf Jaspers Teppich, ihre regennassen Röcke auf.
Lynd verdrehte die Augen.
Jasper verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist mein Geschäftspartner, Mr. Lynd. Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mrs. Maybourne?«
»Ich kann doch auf Ihre Diskretion vertrauen?«, fragte sie in knappem Ton.
»Wäre ich nicht diskret, hätte ich in meinem Beruf keinen Erfolg.«
Sie schien seine Antwort abzuwägen und nickte dann. »Meine Schwester ist in Schwierigkeiten, Mr. Bond. Ich habe versucht, ihr zu helfen, doch nun bin ich mit meiner Weisheit am Ende.«
»Können Sie das näher erläutern?«
Sie sah ihn an. »Eloisa ist jung und unbesonnen. Sie muss noch lernen, sich manche Dinge zu versagen. Vor Kurzem begann sie eine Schäkerei mit Lord Montague. Ich fand das lächerlich, aber relativ harmlos. Immerhin ist meine Schwester eine verheiratete Frau.«
Jasper hob die Brauen.
»Wie sich jetzt allerdings herausgestellt hat, ist Lord Montague ein übler Halunke.« Mrs. Maybourne rümpfte die Nase, was ihre harten Worte etwas milderte. »Meine Schwester kam heute in Tränen aufgelöst zu mir. Offenbar hat Lord Montague sie um ein Pfand als Zeichen ihrer Zuneigung gebeten. Ich war schockiert, als ich das hörte. Einen unwiderlegbaren Beweis für eine Verfehlung zu liefern … Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht hat.«
»Um was für einen Gegenstand handelt es sich?«
»Eine Kette mit Saphiren und Diamanten. Ein sehr wertvolles Stück. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist es obendrein ein Erbstück aus der Familie ihres Gatten. Er wird den Verlust der Kette zweifellos bemerken.«
»Hat sie die Kette zurückgefordert?«
»Viele Male. Er versprach immer, sie ihr zurückzugeben. Und heute Morgen sagte er dann, er habe vor, die Kette zu verkaufen. Er nannte ihr den Namen des Juweliers und meinte, sie könne die Kette heute Nachmittag ab drei Uhr von dem Juwelier zurückkaufen.« Mrs. Maybourne seufzte und wrang die Hände. »Die Kette ist ein kleines Vermögen wert, Sir. Meine Schwester kann unmöglich die nötigen Mittel aufbringen, ohne dass ihr Gatte davon erfährt.«
Nachdenklich spitzte Jasper die Lippen und warf Lynd einen beredten Blick zu. Nun hatte Montague also einen Weg gefunden, um seinen Schuldschein zurückzukaufen. Und durch irgendeine seltsame Fügung erhielt Jasper davon Kenntnis. Offenbar war es ihm vom Schicksal bestimmt, Montague zu vernichten.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Mrs. Maybourne zu. »Und ich soll die Kette nun zurückholen, ehe er sie verpfändet, richtig?«
»Ja.«
»Vielleicht hat er sie bereits verpfändet?«
Energisch schüttelte sie den Kopf, sodass ihre glänzenden Locken um ihr pikantes Gesicht und den langen schlanken Hals wippten. »Das hoffe ich nicht. Ich habe mich mit einem Polizisten in Verbindung gesetzt, einem Mr. Bell, aber da ein Adliger in die Sache verwickelt ist, lehnte er den Auftrag ab. Er hat mir allerdings Sie empfohlen. In der Zwischenzeit hat er überprüft, ob die Kette bereits zum Juwelier gebracht wurde, und vor einer Stunde war das noch nicht der Fall. Er erklärte sich einverstanden, den Laden bis zu Ihrem Erscheinen zu überwachen. Wer weiß, vielleicht kommen Sie zu spät. Für solch ein schlimmes Ende wäre natürlich allein meine Schwester verantwortlich. Doch wenn Gott gütig ist, werden Sie Montague zuvorkommen und dieses Debakel zu einem guten Ende führen.«
»Das ist keine einfache Aufgabe, die Sie mir da stellen«, warnte Jasper.
»Meine Schwester kann es sich nicht leisten, die Kette zurückzukaufen, Mr. Bond. Aber wir sind imstande, Sie reichlich zu entlohnen.«
»Bond.« Lynd öffnete seine überkreuzten Beine und beugte sich nach vorn. »Kann ich Sie kurz sprechen?«
»Die Zeit drängt!«, rief sie.
Lynd lächelte schmallippig. »Es wird nur einen Moment dauern.«
Jasper folgte Lynd in die Diele. »Ist es nicht ein unglaublicher Zufall, dass mir dieser Auftrag in den Schoß fällt?«
»Tony Bell ist ein guter Mann. Eine exzellente Nachrichtenquelle.« Lynd blieb in der Mitte des runden Teppichs stehen und drehte sich zu Jasper um. »Überlassen Sie diesen Auftrag mir. Sie haben heute keine Zeit dafür, aber gleichzeitig können Sie sich so eine Chance nicht entgehen lassen.«
Grimmig strich sich Jasper durch das
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