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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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schönen Abend noch.«
    Verdutzt blickte Eliza der Frau nach, die schnurstracks in den Garten hinauseilte.
    »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Jasper besorgt.
    »Da habe ich meine Zweifel.«
    Er beugte sich über sie, stand näher, als es die Schicklichkeit erlaubte, doch Eliza scherte sich nicht darum. Die unbändige Freude, die sie in seiner Nähe fühlte, war jeden tadelnden Blick wert.
    »Was weißt du über die Verwandten deines Stiefvaters?«, fragte er.
    »So gut wie nichts. Ich habe es weitgehend vermieden, mich mit ihm zu unterhalten.«
    Forschend musterte er sie. »Was hatte er an sich, dass du ihn so abgelehnt hast?«
    »Um das zu verstehen, hättest du meine Mutter kennen müssen. Sie war … launisch. Impulsiv. Sie hätte eine strenge Hand benötigt, wie es bei meinem Vater der Fall gewesen war. Aber Mr. Chilcott war viel zu nachgiebig. Er hat ihre verrückten Einfälle und ihre ständig neuen Pläne unterstützt. Sein Unvermögen, sie zu bändigen, hat schließlich zu ihrer beider Tod geführt. Sie wollte zur Feier ihrer sechs Monate währenden Ehe unbedingt in den Norden reisen, hat alle Warnungen, dass die Straßen wegen der heftigen Regenfälle kaum passierbar seien, in den Wind geschlagen, und er hatte weder die Vernunft noch den Willen, sich ihr zu widersetzen.«
    »Verstehe.«
    Eliza blickte in den Garten hinaus, doch von Jane Rothschild und Lord Montague war nichts zu sehen. Die Cranmores hatten einen parkähnlichen Garten mit einem Irrgarten, einer Pagode, mehreren unterschiedlich hohen Obelisken, einer wiederaufgebauten griechischen Tempelruine und einer von Kletterrosen umrankten Gartenlaube. Es war eine ausgedehnte Fläche, die man vom Ballsaal aus nicht ganz überblicken konnte.
    »Wonach hältst du Ausschau?«, fragte Jasper.
    »Begleite mich bitte nach draußen.«
    Die Brauen fragend angehoben, bot er ihr den Arm und führte sie in den Garten hinaus.
    Gemächlich schlenderten sie über den Kiespfad, der sich an die Terrasse anschloss. Es waren noch etliche andere Gäste draußen, um die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, aber die Grüppchen waren so verstreut, dass man sich ungestört unterhalten konnte.
    »Was genau tun wir hier?«, fragte er weich.
    Obwohl Eliza ganz auf die Suche nach Jane konzentriert war, ging ihr bei seinem liebevollen Ton das Herz auf. Sie warf ihm einen übermütigen Blick zu. »Wir suchen nach einem ruhigen Plätzchen.«
    »Wollen Sie mich kompromittieren, Miss Martin?«
    »Ich gestehe, der Gedanke ist verlockend. Wenn du vorhättest, mich jetzt für ein paar Momente an einen ungestörten Ort zu entführen, wo würdest du da hingehen?«
    Nachdenklich sah er sich um. »Nicht in den Irrgarten. Und nicht in die Laube. Der Tempel wäre recht vielversprechend, wenn du diese süßen Lustschreie zurückhalten könntest, die mich zur Raserei anstacheln.«
    »Du bist im Taumel der Lust auch nicht gerade still.«
    »Nur wegen dir, Liebste. Nur bei dir.«
    Bei seinen zärtlichen Worten entfuhr ihr ein Keuchen. Verlegen über ihre intensive Reaktion wandte sie den Blick ab – und entdeckte Fußspuren, die vom Pfad auf den angrenzenden Rasen abbogen. Sie zupfte Jasper am Ärmel und deutete auf den Boden.
    Stirnrunzelnd musterte er die Fußspuren.
    Nur zwei Abdrücke waren zu sehen, der Rest verschwand in den niedrigen Farnen. Über den Farnen und Gräsern breitete eine hohe Erle ihre Äste aus und bot Schutz vor dem hellen Schein des Mondes.
    Rasch sah Eliza sich um, um sicherzugehen, dass sie nicht beobachtet wurden, und folgte dann der Spur, indem sie nacheinander in die Abdrücke trat. Sie wusste, dass Jasper bei ihr war, auch wenn sie ihn hinter sich nicht hörte. Als sie sich der Erle näherte, vernahm sie Stimmen. Eine war weiblich und klagend, die andere männlich und scharf.
    Jasper packte sie am Ellbogen und zog sie zur Seite. Dann drängte er sie, sich hinter einen Buchsbaumstrauch zu kauern. Hastig raffte Eliza ihre hellgrünen Röcke, damit der Saum nicht feucht und schmutzig wurde. Sie befanden sich auf der hinteren Seite des Baums. Von ihrem Versteck aus konnten sie das andere Paar nicht sehen, dafür umso besser hören.
    »Sie können mich in diesem Zustand nicht verlassen!«, rief Jane weinend.
    »Ich kann tun, was mir beliebt. Waren wir uns da nicht ei-nig?«
    Die Identität der beiden war Eliza sofort klar. Ein Blick auf Jasper verriet ihr, dass auch er Montagues Stimme erkannt hatte, und vielleicht sogar die von Jane Rothschild.
    »Sie lassen mir

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