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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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begleitet; wir haben einen Mordsspaß gehabt! Als wir hinfuhren, zogen Kitty und ich die Vorhänge vor die Fenster und taten so, als ob niemand im Wagen sei! Aber das mußten wir bald sein lassen; denn Kitty wurde es plötzlich schlecht! Und im Gasthaus haben wir uns wirklich höchst nobel benommen; denn wir luden die drei anderen zu den besten kalten Platten ein, die du dir denken kannst, und dich hätten wir auch eingeladen, wenn du dabei gewesen wärst. Und als wir abfuhren, das war erst ein Spaß! Ich dachte, ich würde umkommen vor Lachen! Ich hätte nie geglaubt, daß wir alle mit den vielen Sachen im Wagen Platz finden würden! Und auf dem ganzen Heimweg waren wir so ausgelassen! Wir sprachen und lachten so laut, daß man es bestimmt zehn Meilen weit gehört hat!«
    »Ferne sei es mir, liebe Schwester«, erwiderte hierauf Mary ernst und gesetzt, »fern sei es mir, ein solches Vergnügen für gering zu erachten! Zweifellos ist es im allgemeinen dem weiblichen Charakter gemäß, sich derartiger Dinge zu erfreuen. Aber ich muß gestehen, ich stehe ihnen fremd und ohne Verständnis gegenüber. Unendlich lieber ist mir ein gutes Buch!«
    Aber Marys Weisheit war die reine Verschwendung; Lydia hörte grundsätzlich keinem Menschen länger als eine halbe Minute zu, und auf Mary achtete sie überhaupt nie.
    Nachmittags drängte Lydia die anderen Mädchen, mit ihr nach Meryton zu gehen; sie wollte hören, wie es allen dort ginge. Doch Elisabeth widersetzte sich dem Vorschlag. Man sollte nicht sagen können, die Bennets sind kaum einen halben Tag zu Hause, da rennen sie schon wieder hinter den Offizieren her. Aber sie hatte noch einen besonders triftigen Grund: sie fürchtete sich vor einem erneuten Zusammentreffen mit Wickham und war entschlossen, ihm solange wie möglich aus dem Wege zu gehen. Jedenfalls empfand sie bei der Aussicht auf die bevorstehende Versetzung des Regiments eine unbeschreibliche Erleichterung. In vierzehn Tagen sollte es Meryton verlassen, und sie hoffte, danach aller peinlichen Gedanken an Wickham für immer ledig zu sein.
    Sie war noch nicht lange wieder zu Hause, als sie schon merkte, daß der Plan einer Reise nach Brighton, von dem Lydia im Gasthaus gesprochen hatte, tatsächlich häufig von ihren Eltern besprochen wurde. Ihr Vater schien dazu nicht die geringste Lust zu haben; doch seine Antworten waren so unbestimmt und zweideutig, daß ihre Mutter zwar oft sich darüber ärgerte, aber die Hoffnung nicht fahren ließ, ihren Willen zu guter Letzt doch durchsetzen zu können.

40. KAPITEL
    E lisabeths Ungeduld, Jane von ihrem Erlebnis in Hunsford zu unterrichten, ließ sich schließlich nicht länger unterdrücken. Alles, was Jane selbst anging, mußte sie selbstverständlich verschweigen; sie bat sie nur, sich auf eine große Überraschung gefaßt zu machen, und erzählte ihr dann, was zwischen ihr und Darcy vorgefallen war.
    Janes Erstaunen wäre noch größer gewesen, wenn es ihrer liebevollen schwesterlichen Voreingenommenheit nicht als die natürlichste Sache auf der Welt vorgekommen wäre, daß Darcy Elisabeth zur Frau begehrt hatte; und ihre Überraschung wurde bald ganz von anderen Gedanken beiseite gedrängt. Es tat ihr leid, daß Darcy seinen Gefühlen in einer so ungeschickten Weise Ausdruck verliehen hatte; und noch größeren Kummer bereitete ihr der Schmerz, den Elisabeths abschlägige Antwort ihm zugefügt haben mußte.
    »Es war nicht richtig von ihm, seiner Sache so sicher zu sein«, sagte sie, »wenigstens hätte er es nicht so deutlich werden lassen dürfen. Aber stell’ dir nur vor, um wieviel größer seine Enttäuschung deshalb auch sein muß!«
    »Er tut mir auch aufrichtig leid«, antwortete Elisabeth, »aber so wie er nun einmal ist, wird er mich bald vergessen haben. Du machst mir doch nicht etwa einen Vorwurf daraus, daß ich ihn abwies?«
    »Einen Vorwurf? Oh nein!«
    »Aber vielleicht deswegen, weil ich Wickham so warm verteidigte?«
    »Nein — ich glaube nicht, daß das falsch von dir war.«
    »Du wirst aber anderer Meinung sein, nachdem du gehört hast, was sich am folgenden Tag zugetragen hat!«
    Sie erzählte Jane dann von dem Brief und gab ihr seinen Inhalt wieder, soweit er Wickham betraf. Arme Jane! Das war ein Schlag für sie, die ihr Leben so gern in der Überzeugung zugebracht hätte, daß in der ganzen Menschheit nicht so viel Schlechtigkeit vorhanden sei, wie hier in einem einzigen Menschen vereinigt war. Auch die Rechtfertigung, die Darcy dadurch

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