Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)
würdigen wissen und daß wir getan haben, was in unsern Kräften lag, um Sie die hier verbrachte Zeit nicht allzu unangenehm in der Erinnerung behalten zu lassen.«
Elisabeth beeilte sich jetzt ihrerseits, ihm zu danken und zu versichern, daß sie sich ihm außerordentlich verpflichtet fühle. Sie habe die sechs Wochen von Herzen genossen; das Vergnügen, mit Charlotte zusammen sein zu dürfen, und die übergroße Liebenswürdigkeit, die man ihr ständig erwiesen habe, mache nur sie allein zur Schuldnerin.
Mr. Collins nahm ihre Worte mit großer Genugtuung zur Kenntnis und erwiderte mit einem salbungsvollen Lächeln: »Es freut mich über die Maßen, hören zu dürfen, daß Ihnen die Zeit nicht unnütz verstrichen zu sein scheint. Wir haben unser Bestes getan; und da wir glücklicherweise in der Lage waren, durch unsere guten Beziehungen zu Rosings die bescheidene Umgebung unseres Heims häufig gegen jene großartigere zu vertauschen, darf ich mir wohl schmeicheln, daß Ihre Dankbarkeit nicht übertrieben ist. Es gibt wohl wenige Menschen, die sich einer ähnlichen Freundschaft zu Lady Catherine rühmen können wie wir. Wie nahe wir uns stehen, das haben Sie selbst gesehen; Sie haben es selbst erlebt, wie außerordentlich oft wir dort zu Gast sind. Ich kann ganz ehrlich und aufrichtig behaupten, daß ich niemand in ähnlich bescheidenen Lebensverhältnissen bemitleiden würde, wenn ihm die Gunst einer eben solchen Freundschaft zuteil geworden wäre.«
Worte vermochten nun seinen Gefühlen keinen Ausdruck mehr zu geben, und vor lauter Begeisterung begann er, im Zimmer auf und ab zu gehen, während Elisabeth versuchte, in ein paar kurzen Sätzen die Gebote der Wahrhaftigkeit und Höflichkeit unter einen Hut zu bringen.
»Sie werden einen günstigen Bericht über uns hier zu Hause abgeben können, meine liebe Cousine«, fuhr er eine Weile später fort. »Ich glaube, das nicht unbilligerweise erwarten zu können. Sie sind fast täglich Zeuge der großen Freundlichkeit und Aufmerksamkeit gewesen, die Lady Catherine meiner Frau zu erweisen pflegt. Sie werden mir recht geben, wenn ich meiner Meinung Ausdruck verleihe, daß Ihre Freundin eine gar nicht so schlechte Wahl … aber vielleicht braucht über diesen Punkt nichts gesagt zu werden. Seien Sie jedoch versichert, meine liebe Miss Elisabeth, daß ich Ihnen von Herzen dereinst ein gleiches Glück in Ihrer Ehe wünsche. Meine liebe Charlotte und ich sind in allem einer Meinung; immer wieder erweist sich die große Ähnlichkeit unserer Charaktere und unserer Gedanken. Wahrlich, man kann wohl sagen, daß wir füreinander bestimmt gewesen sind!«
Elisabeth brauchte ihrer Wahrheitsliebe keine Gewalt anzutun, als sie erwiderte, daß eine derartig harmonische Übereinstimmung ein seltenes Glück sein müsse, und versicherte, daß sie von seiner häuslichen Zufriedenheit überzeugt sei und sich herzlich darüber gefreut habe. Und noch erfreuter war sie, als der Eintritt der Hausfrau diesem höflichen Wechselgesang ein Ende bereitete. Arme Charlotte! Es war wirklich zu traurig, sie in solcher Gesellschaft zurücklassen zu müssen! Aber sie hatte mit offenen Augen gewählt; und wenn sie auch die Abreise ihrer Gäste bedauerte, auf Mitleid schien sie keinen Anspruch zu erheben. Sie war zufrieden und vergnügt mit ihrem Heim und ihrem Haushalt, mit der Gemeindearbeit und ihrer Hühnerzucht und mit allem, was mit dem einen und dem anderen zusammenhing.
Endlich hielt die Kutsche vor dem Tor; die Koffer wurden außen festgeschnallt, das Handgepäck drinnen verstaut, und dann war man wirklich reisefertig. Nach einem herzlichen Abschied zwischen den beiden Freundinnen geleitete Mr. Collins Elisabeth zum Wagen und trug ihr noch Grüße und Empfehlungen an jedes einzelne Mitglied ihrer Familie auf, vergaß auch nicht, noch einmal für alle Freundlichkeit auf Longbourn im letzten Winter zu danken; und bat sie schließlich, auch Mr. und Mrs. Gardiner zu grüßen, obzwar er sie gar nicht kannte. Er half ihr dann hinein, Maria folgte, und die Wagentür sollte schon zugeschlagen werden, als er die beiden jungen Damen in größter Aufregung daran erinnerte, daß sie es ja versäumt hätten, Grüße für die Damen auf Rosings aufzutragen.
»Aber«, fügte er hinzu, »ich weiß schon: ich werde euren bescheidenen, aber tiefempfundenen Dank überbringen für all die große Liebenswürdigkeit, die euch während eures Aufenthaltes erwiesen worden ist.«
Elisabeth fand das sehr gut so; die
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