Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
nicht heiraten! Na, was sagt ihr dazu? Sie ist zu ihrem Onkel nach Liverpool gereist und wird dort längere Zeit bleiben. Wickham ist gerettet.«
    »Und Mary King ebenfalls«, fügte Elisabeth hinzu, »gerettet vor einer höchst unvernünftigen Ehe, wenigstens was das Vermögen anbelangt.«
    »Sie ist ein Idiot; wie konnte sie wegfahren, wenn sie ihn wirklich liebte!«
    »Ich hoffe, daß beide nicht zu sehr aneinander hängen«, sagte Jane.
    »Na, er hat bestimmt nicht an ihr gehangen. — Ich könnte schwören, daß er sich überhaupt nichts aus ihr gemacht hat. Wer könnte sich auch schon aus diesem unangenehmen, sommersprossigen kleinen Scheusal etwas machen?«
    Elisabeth erschrak bei dem Gedanken, daß ihre Schwester mit diesen häßlichen Worten, die sie selbst zwar nie in den Mund genommen hätte, im Grunde nichts weiter als ihre eigene Ansicht über Miss King aussprach — eine Ansicht, die sie bisher nur für eine unvoreingenommene Kritik gehalten hatte.
    Nachdem sie gegessen hatten, ließen sie den Wagen rufen; es bedurfte einer gewissen Geschicklichkeit, um die ganze Gesellschaft mit Koffern, Körben, Paketen und den unwillkommenen Einkäufen von Lydia und Kitty zu verstauen.
    »Wie schön eng wir alle gepackt sind«, rief Lydia. »Ich freue mich doch, daß ich den Hut gekauft habe; schon allein die Hutschachtel lohnt die Ausgabe. Jetzt setzt euch alle zurecht und macht es euch gemütlich, dann wollen wir den ganzen Weg nach Hause reden und lachen. Erzählt ihr erst einmal, was ihr alles erlebt habt, seit ihr von zu Hause weggefahren seid. Habt ihr nette Herren kennen gelernt? Irgendein netter Flirt? Ich hatte so gehofft, daß wenigstens eine von euch einen Mann mit nach Hause bringen würde. Jane ist ja tatsächlich bald eine alte Jungfer; nächstens wird sie schon dreiundzwanzig! Gott, würde ich mich schämen, wenn ich keinen Mann fände, bevor ich so alt wäre! Ihr könnt euch nicht denken, wie besorgt Tante Philips ist, ihr könntet beide sitzen bleiben. Sie findet sogar, Lizzy hätte Collins doch nehmen sollen; aber ich finde, das wäre gar nicht das Richtige gewesen. Gott, würde ich mich freuen, wenn ich vor euch allen heiratete! Dann könnte ich euch überallhin als Anstandsdame begleiten! Du lieber Himmel, was hatten wir neulich für einen Spaß bei Mrs. Forster. Kitty und ich sollten den ganzen Tag dort bleiben, und am Abend versprach Mrs. Forster, einen kleinen Tanz zu veranstalten — übrigens Mrs. Forster und ich sind sehr gute Freundinnen geworden! Sie lud die beiden Harrington-Mädchen ein, aber Harriet war krank, und Pen mußte allein kommen; und da — ratet mal, was wir machten! — da haben wir Chamberlayne in Frauenkleider gesteckt — denkt euch bloß! Kein Mensch wußte etwas davon, nur die beiden Forsters und Kitty und ich und dann natürlich auch Tante Philips, denn sie mußte uns ja die Kleider leihen. Ihr ahnt nicht, wie gut er als Frau aussah! Als Denny und Wickham und Pratt und noch ein paar Offiziere eintraten, haben sie ihn gar nicht wiedererkannt. Gott, habe ich gelacht! Und Mrs. Forster auch. Ich dachte, ich würde sterben vor Lachen! Und dadurch kamen die Herren erst darauf, daß etwas los sei, und dann wußten sie natürlich bald Bescheid!«
    Mit solchen Geschichten und Berichten versuchte Lydia, von ihrer Schwester Kitty unterstützt, den Weg nach Longbourn kurzweilig zu gestalten. Elisabeth ihrerseits war bemüht, möglichst wenig davon zu hören, aber es konnte ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen, wie oft der Name Wickham fiel.
    Auf Longbourn wurden sie mit großer Herzlichkeit empfangen. Mrs. Bennet freute sich, Jane in unverminderter Schönheit wiederzusehen; und Mr. Bennet sagte mehr als einmal während des Essens unvermittelt zu Elisabeth: »Ich bin froh, daß du wieder da bist, Lizzy!«
    Eine große Gesellschaft war um den Eßtisch versammelt; denn fast die ganze Familie Lucas war gekommen, um Maria abzuholen und alle Neuigkeiten zu vernehmen. Lady Lucas fragte Maria über den ganzen Tisch hinweg, wie es Charlotte und ihren Hühnern ginge. Mrs. Bennet entledigte sich mit großem Geschick zweier Aufgaben auf einmal: einmal erkundigte sie sich bei Jane über die neueste Mode; und dann gab sie die Neuigkeit umgehend an die jüngeren Schwestern Lucas weiter. Und Lydia berichtete mit einer Stimme, die alle anderen übertönte, jedem, der zuhören wollte, von den verschiedenen Ereignissen des Vormittags.
    »Oh, Mary«, rief sie, »ich wünschte, du hättest uns

Weitere Kostenlose Bücher