Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
etwas helfen!«
    Und damit raffte sie ihre Handarbeit zusammen und wollte hinausgehen, als Elisabeth ihr nachrief: »Bitte, Mutter, geh nicht. Ich bitte dich, bleib! Mr. Collins muß mich entschuldigen. Er kann mir nichts zu sagen haben, was ihr nicht auch hören dürft. Ich gehe lieber selbst nach oben!«
    »Nein, nein, Unsinn, Lizzy! Ich möchte, daß du bleibst, wo du bist!«
    Und als sie sah, daß Elisabeth trotzdem Anstalten machte, mit ärgerlichem und verlegenem Gesicht zu flüchten, fügte sie hinzu: »Ich wünsche, daß du bleibst und Mr. Collins anhörst!«
    Einem solchen Befehl wollte sich Elisabeth nicht widersetzen, und da sie sich außerdem nach kurzer Überlegung sagte, es sei vielleicht am klügsten, dem Unausweichlichen zu begegnen und es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, setzte sie sich wieder hin und bemühte sich, ihre Gefühle zu verbergen: sie war sich nicht recht klar, ob ihr die Situation peinlich oder nur komisch vorkam. Mrs. Bennet und Kitty verließen das Zimmer, und Mr. Collins begann.
    »Glauben Sie mir, meine liebe Miss Elisabeth, daß Ihre Bescheidenheit, weit davon entfernt, Ihnen zum Nachteil zu gereichen, Ihre große Tugendhaftigkeit nur noch stärker unterstreicht. In meinen Augen wären Sie eher weniger liebenswert gewesen, hätten Sie nicht dieses Widerstreben gezeigt. Aber bevor ich fortfahre, erlauben Sie mir, Sie darauf hinzuweisen, daß ich die Einwilligung Ihrer verehrten Mutter dazu habe. Sie dürften schwerlich über das Ziel meiner jetzigen Anrede im Zweifel sein, so sehr Ihre natürliche Scheu es Ihnen auch gebietet, sich überrascht und unvorbereitet zu stellen: die Aufmerksamkeiten, die ich Ihnen erwiesen habe, sind, so meine ich wenigstens, sprechend genug gewesen. Beinahe vom ersten Augenblick meines Hierseins an sah ich in Ihnen meine Lebensgefährtin. Aber ehe ich meinen Gefühlen freien Lauf lasse, ist es vielleicht schicklich, daß ich zunächst meine Gründe darlege, warum ich heiraten will und warum ich mit diesem festen Vorsatz nach Hertfordshire kam!«
    Der Gedanke, daß Mr. Collins mit all seiner langatmigen Feierlichkeit seinen Gefühlen freien Lauf lassen wollte, erschien Elisabeth so komisch, daß sie die kurze Pause, die er einlegte, nicht ausnutzen konnte, um ihn am Fortfahren zu hindern.
    »Meine Gründe, heiraten zu wollen, sind also erstens, daß ich es für richtig halte, wenn ein Mann der Kirche, der wie ich in guten Verhältnissen lebt, seiner Gemeinde mit gutem Beispiel vorangeht; zweitens, daß ich überzeugt bin, dadurch mein irdisches Glück nicht unbeträchtlich zu mehren; und drittens und diesen Punkt hätte ich vielleicht eher zur Sprache bringen sollen —, daß so der Wunsch und der Rat der hohen Dame lautete, die meine Gönnerin zu nennen ich die große Ehre habe. Zweimal hat sie mich ihrer Ratschläge in dieser Angelegenheit gewürdigt — und ungefragt noch dazu! Erst am letzten Sonnabend noch, bevor ich von Hunsford aufbrach, sagte sie zu mir — ich war zur Quadrille nach Rosings gebeten worden, und Mrs. Jenkinson rückte gerade die Fußbank von Miss de Bourgh zurecht: ›Mr. Collins‹, sagte sie, ›Sie müssen heiraten. Ein Pfarrer in Ihrer Stellung braucht eine Frau. Treffen Sie Ihre Wahl sorgfältig; wählen Sie aus Rücksicht auf mich eine vollendete Dame, und um Ihretwillen trachten Sie danach, eine tüchtige, arbeitsame Person zu bekommen, die nicht allzu verwöhnt ist, sondern mit wenig Geld einen ordentlichen Haushalt zu führen versteht. Diesen Rat gebe ich Ihnen. Finden Sie eine derartige Frau und holen Sie sie nach Hunsford, und ich will sie gern besuchen!‹ — Lassen Sie mich übrigens noch hinzufügen, meine schöne Cousine, daß ich die Freundlichkeit und Güte Lady Catherines nicht zu den geringsten Vorteilen rechne, die ich zu bieten vermag. Sie werden sie kennen lernen und verstehen, daß Worte allein ihr nicht gerecht werden können; und ein Geist wie der Ihre, so klug und lebhaft, dürfte auch Lady Catherine sehr gefallen, vor allem, wenn er sich in den Schranken respektvollen Schweigens hält, die meiner Gönnerin gegenüber am Platze sind. So weit also meine allgemeinen Gründe, eine Heirat überhaupt für wünschenswert zu halten. Bleibt noch zu berichten, warum ich meine Blicke gerade nach Longbourn wandte, obgleich doch in meiner Nachbarschaft mehr als ein junges Mädchen meiner Werbung würdig ist. Aber damit verhält es sich nun so, daß ich ja nach dem Hinscheiden Ihres verehrten Vaters —

Weitere Kostenlose Bücher