Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
zu beehren gedenken! Ich darf aber, wenn das allerdings auch nicht mehr sehr ins Gewicht fällt, vielleicht doch noch erfahren, warum ich mit einem so geringen Aufwand von Höflichkeit abgewiesen werde.«
    »Vielleicht darf ich dagegen fragen, warum Sie es für richtig hielten, mir — doch in der ausgesprochenen Absicht, mich zu verletzen — mitzuteilen, daß Sie gegen jede Vernunft und gegen Ihre eigene Überzeugung eine Neigung zu mir gefaßt haben? Hatte ich da nicht allen Grund, unhöflich zu sein, falls ich es wirklich gewesen bin? Aber ich hatte auch noch andere Gründe, und das müssen Sie gewußt haben. Hätte sich mein Gefühl nicht gegen Sie entschieden, wären Sie mir nur gleichgültig oder auch sogar sympathisch — ja, glauben Sie denn wirklich, daß mich irgend etwas dazu hätte bringen können, den Mann zu heiraten, der das Glück meiner Schwester, und das vielleicht für immer, zerstört hat?«
    Bei diesen Worten verfärbte sich Darcy wieder, aber er unterdrückte seine Bewegung sogleich und hörte sie ohne Unterbrechung an, als sie nun fortfuhr: »Ich habe allen Grund, Sie zu verabscheuen. Keine noch so gute Absicht kann Sie von dem Unrecht und dem Schimpf freisprechen, den Sie meiner Schwester angetan haben. Versuchen Sie es zu leugnen, wenn Sie es wagen, daß Sie der Hauptschuldige, wenn nicht der einzige, waren, daß die beiden auseinandergekommen sind, daß der eine nun vor der ganzen Welt als unbeständig und charakterlos dasteht, daß die andere sich wegen ihrer enttäuschten Hoffnungen verspotten lassen muß und daß alle beide jetzt tief unglücklich sind.«
    Sie hielt inne und sah zu ihrer nicht geringen Entrüstung, daß er ihr zuhörte, ohne irgendeine Spur von Beschämung erkennen zu lassen. Er wagte es sogar, sie mit einem Lächeln gespielter Verständnislosigkeit anzusehen.
    »Können Sie irgend etwas von dem, was ich sagte, abstreiten?« wiederholte sie.
    »Ich habe gar nicht die Absicht zu leugnen«, erwiderte er ruhig, »daß ich alles getan habe, was in meiner Macht stand, um meinen Freund und Ihre Schwester auseinanderzubringen, und auch nicht, daß ich mich über das Ergebnis freue. Gegen ihn habe ich eben freundschaftlicher gehandelt als gegen mich selbst.«
    Elisabeth hielt es für unter ihrer Würde, auf diese »höfliche« Bemerkung einzugehen, sie hatte sie jedoch wohl verstanden und wurde dadurch nicht versöhnlicher gestimmt.
    »Aber das«, fuhr sie fort, »ist nicht der einzige Grund für meine Abneigung. Schon lange vorher hatte ich mir meine Meinung von Ihnen gebildet, als ich mir durch die Erzählung von Mr. Wickham über Ihren Charakter klar wurde. Was können Sie wohl zu diesem Vorwurf zu sagen haben? Welchen Freundesdienst kann Ihre Einbildungskraft hier zu Ihrer Entschuldigung erfinden? Oder wie wollen Sie sonst diese Sache verdrehen?«
    »Die Angelegenheiten jenes Herrn beschäftigen Sie offenbar ungewöhnlich stark«, meinte Darcy in etwas weniger ruhigem Tonfall.
    »Wer würde nicht an ihm Anteil nehmen, wenn er von seinen Schicksalsschlägen erfährt?«
    »Schicksalsschläge!« sagte Darcy verächtlich, »ja, das Schicksal hat ihm wahrhaftig übel mitgespielt!«
    »Und durch Ihre Schuld«, rief Elisabeth aufgebracht aus, »ist er so arm geworden, verhältnismäßig arm wenigstens. Sie haben ihn während seiner besten Jahre der Unabhängigkeit beraubt und der Zukunftsmöglichkeiten, die ihm nicht nur zukamen, sondern die er auch verdient hatte. Alles das haben Sie getan! Und dann wagen Sie es noch, über sein Geschick mit Spott und Verachtung zu sprechen!«
    »Das ist also das Bild, das Sie von mir haben!« rief Darcy aus und schritt von neuem erregt im Zimmer auf und ab. »In diesem Ruf stehe ich bei Ihnen! Ich danke Ihnen für Ihre offene Erklärung! Nach Ihrer Rechnung sind meine Fehler allerdings nicht wieder gutzumachen. Aber glauben Sie nicht«, wandte er sich ihr wieder zu, »glauben Sie nicht, daß alle meine Verfehlungen milder beurteilt worden wären, hätte ich nicht Ihren Stolz durch das offene Geständnis meiner Bedenken gekränkt, die mich so lange abhielten, Ihnen meine Gefühle für Sie zu verraten? Sie hätten Ihre bitteren Anklagen vielleicht unterdrückt, wäre ich schlauer gewesen, hätte ich meine inneren Kämpfe verschwiegen und Ihnen statt dessen mit der Behauptung geschmeichelt, meine Neigung zu Ihnen sei niemals durch irgendwelche vernünftigen Erwägungen beeinträchtigt worden! Aber solche Schauspielerei liegt mir ganz und gar fern.

Weitere Kostenlose Bücher