Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
herbeigeeilt, gerade als der Duke sich entfernte.
„Nochmals vielen Dank“, sagte Juliet leise, darauf hoffend, dass der Duke es noch mitbekam. Als er über die Schulter zurückblickte, wusste sie, dass er es gehört hatte.
„Was hat das alles zu bedeuten?“, begehrte Harry energisch zu wissen.
„Wollten Sie sich bei Brabourne lieb Kind machen?“, fragte Tommy. „Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut, Miss Smythe-Clyde, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.“
Juliet schüttelte den Kopf. Diesmal konnte sie für die beiden wirklich nicht so viel Geduld aufbringen wie sonst. Normalerweise ließ sie Harry und Tommy einfach schwatzen und herumschimpfen, doch an diesem Abend ermüdete es sie. So ruhig wie möglich berichtete sie den beiden jungen Männern von dem Zusammentreffen mit Seiner Königlichen Hoheit und der Einladung.
Tommys Augen traten schier aus den Höhlen. „Beim Prinzregenten zum Essen eingeladen? Was für eine Ehre. Da müssen Sie hingehen. Kein Zweifel. Das können Sie nicht ablehnen. Unmöglich.“
„Genau“, erwiderte Juliet fest. Sie nahm Harry am Arm und zog ihn zum Ausgang. „Ich bin müde und möchte nach Hause. Ich habe mich immer noch nicht ganz erholt.“
„Aber wir haben doch noch nicht gegessen!“, klagte Harry. „Der Schinken hier ist in ganz England berühmt.“
„So dünn, dass man durch ihn hindurch lesen kann“, ergänzte Tommy.
Juliet rang sich ein Lächeln ab. „Ich weiß – Harry, lass die Kutsche für mich rufen. Ich schicke sie euch dann wieder zurück.“
Die jungen Männer tauschten einen leidgeprüften Blick. Harry sagte: „Ich begleite dich, Julie. Ist nicht das Richtige für eine junge Dame, allein unterwegs zu sein.“
Sie unterdrückte ein winziges Lächeln. Sie waren noch so jungenhaft. „Nein, Harry, nicht nötig. Ich bin alt genug, um allein zurechtzukommen. Inzwischen bin ich eine alte Jungfer. Niemand wird sich etwas dabei denken, wenn ich allein gehe – und außerdem braucht es auch niemand zu erfahren.“
Wieder sahen die beiden Jünglinge sich an, diesmal nicht resigniert, sondern erleichtert. „Famose Idee“, meinte Harry.
Sie plauderten, während Juliet schweigend neben ihnen stand und auf die Kutsche wartete. Das Letzte, womit sie an diesem Abend gerechnet hatte, war ein Zusammentreffen mit Brabourne. Und dass er sie gerettet und dem Prinzen vorgestellt hatte – das war eigentlich der Stoff, aus dem Jungmädchenträume gemacht waren. Ihr jedoch war nicht wohl dabei. Ein Dinner im Carlton House würde ihren guten Ruf nicht wieder herstellen. Es würde nur einer Reihe von Leuten Gelegenheit geben, ihr eine Abfuhr zu erteilen. Außerdem würde es sie wieder in Brabournes Nähe bringen, und auch das täte ihr nicht gut. Sie war ohnehin schon viel zu empfänglich für ihn.
Sie würde am Abend der Dinnerparty wohl oder übel Krankheit vorschützen müssen. Juliet entspannte sich, als ihr diese Ausrede einfiel. Sie konnte einfach nicht dort hingehen.
6. KAPITEL
„Was hat das zu bedeuten?“,fragte Emily, als sie ins Schlafzimmer stürmte.
Juliet blickte von dem Roman aus der Leihbücherei auf und sah, dass ihre Stiefmutter ein Blatt Büttenpapier gepackt hielt. „Wovon um alles in der Welt redest du?“
„Davon!“ Emily hielt Juliet das Blatt vor die Nase.
Juliet rückte davon ab, damit sie es lesen konnte. Das Wappen des Prinzen von Wales stach ihr in die Augen. Rasch überflog sie das Schreiben – es handelte sich um die Einladung ins Carlton House. Sie galt nur Harry und ihr.
Juliet öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus. Es gab nichts, was sie sagen konnte.
„Woher kennst du Seine Königliche Hoheit?“, fragte Emily und rückte nah an sie heran.
„Ähm …“ Juliet stand auf und entwand sich dem Zugriff ihrer Stiefmutter. „Wie schön, dass ich wieder Luft bekomme.“
„Werde nicht frech. Antworte gefälligst auf meine Frage.“
Juliet trat an den Kamin, um Zeit zu schinden. Sorgsam legte sie das Buch auf dem Sims ab und schob es hin und her, bis der Rücken parallel zur Marmorkante verlief.
Dann wandte sie sich zu Emily um. „Ich bin ihm in Vauxhall begegnet. Ein gemeinsamer Bekannter hat uns vorgestellt.“ Sie wedelte mit der Hand, wie um diesen Bekannten abzutun. „Ich habe dem Prinzen anscheinend gefallen, denn er hat mich zum Abendessen ins Carlton House gebeten. Und weil ich da nicht ohne Begleitung erscheinen kann, hat er Harry auch eingeladen.“
Erbost starrte Emily sie an; ihre
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