Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
Vater.“
Instinktiv streckte sie die Hand nach ihm aus. Er machte einen Schritt zur Seite, als wollte er sich ein anderes Bild ansehen, und entging so ihrer Berührung. Verletzt zog sie sich zurück.
„Ich trage seinen Namen und seinen Titel, aber in Wirklichkeit bin ich ein Bastard“, sagte er leise.
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, musste aber irgendetwas tun. Die Kluft zwischen ihnen wurde immer breiter.
„Das kannst du doch nicht sicher wissen.“
„Er hat es mir gesagt.“
„Oh.“
„Ich war zehn. Es war an meinem Geburtstag. Er hat meiner Mutter nie verziehen, dass sie ihm das angetan hatte, und mir hat er nie verziehen, dass ich auf der Welt war. Ich habe ihr auch nie vergeben.“ Seine Stimme klang emotionslos, als spräche er von etwas anderem.
Juliet war entsetzt, welche Schmerzen die letzte Duchess verursacht hatte. Sie sehnte sich danach, Brabourne zu trösten, glaubte aber nicht, dass er es zulassen würde.
„Das tut mir so leid“, flüsterte sie, wobei sie sich klar darüber war, wie unangemessen diese Worte waren.
Er wandte sich wieder zu ihr um. „Nicht nötig. Es ist eine alte Geschichte.“
„Aber sie ist weder vergessen noch überwunden.“ Noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass es die Wahrheit war. Als er gesagt hatte, er habe seiner Mutter nie vergeben, hieß das auch, dass er Frauen nicht traute. „So etwas werde ich dir nie antun oder unseren Kindern.“
Er sah sie lange an und ging dann wortlos davon. Ihr blutete das Herz, als sie zusah, wie er mit stolz gestrafften Schultern um die Ecke bog. Es tat ihr um ihn leid und um sich selbst. Sie hatte gewusst, dass ihre Ehe weit davon entfernt war, vollkommen zu sein, aber sie hätte sich nie vorgestellt, dass es noch so viele alte Wunden gab, die heilen mussten, bevor sie damit anfangen konnten, aus ihrem gemeinsamen Leben das Beste zu machen.
Immer eins nach dem anderen, sagte sie sich. Er würde sie nie lieben, aber sie könnte ihn dazu bringen, ihr zu vertrauen. Damit könnte sie leben. Etwas anderes blieb ihr ja nicht übrig.
Zum Dinner trug Juliet ein zartlila Gewand. Brabourne hatte ihr ein herrliches Schmuckset, bestehend aus Amethysten und Diamanten, bringen lassen. Ihre Zofe befestigte das Collier. Juliet vermisste die elektrifizierende Berührung ihres Mannes und fragte sich gleichzeitig, was für eine Grille sich in ihrem Kopf eingenistet hatte. Sie sollte froh sein, dass er Distanz wahrte. Das hatte sie doch von Anfang an gewünscht.
Der Prinzregent weilte immer noch bei ihnen. Während des zweiten Gangs verkündete er: „Morgen kehre ich nach London zurück, Brabourne. Ich hoffe, dass ich Sie dort nach Ihrer Hochzeitsreise wiedersehe.“
„Noch in dieser Woche, Sir“, versetzte Brabourne, ohne Juliet anzusehen.
Niemand sagte etwas dazu, dass keine Hochzeitsreise stattfand.
„Wirklich?“, sagte Emily. „Oliver und ich sprachen gerade darüber, wann wir eigentlich nach London zurückfahren wollen. Wir haben uns ebenfalls entschlossen, morgen abzureisen.“
Juliet sah ihren Papa an und erkannte, wie verwirrt er war.
Harry sagte: „Das ist mir aber neu. Hier ist exzellentes Jagdgebiet, und Papa liebt die Jagd fast so sehr wie seine Experimente.“
„Sei doch nicht albern“, sagte Emily hastig. „Oliver möchte zu seinen Experimenten zurückkehren, nicht wahr, Oliver?“
„Ja, ja, genau, meine Liebe.“ Er wandte sich seinem Mahl zu.
Juliet beobachtete ihre Stiefmutter und fragte sich, was sie wohl vorhatte. Gerade erst hatte sie ihre Verbindung zu Brabourne genutzt, um ihre Stellung in der Gesellschaft zu verbessern. War sie jetzt dabei, ihre aufblühende Bekanntschaft mit dem Prinzen zu ähnlichen Zwecken zu nutzen? War der Regent sich dessen bewusst?
Prinny lächelte Emily strahlend an. „Wie entzückend, dass Sie auch schon so bald zurückkehren, Lady Smythe-Clyde. Sie und Ihr Gatte müssen mich im Carlton House besuchen.“
Juliet warf ihrem Mann einen Blick zu. Brabourne hatte das Gespräch mit zynischer Miene beobachtet. Anscheinend wusste er, dass zwischen Emily und dem Prinzen etwas im Schwange war, und missbilligte es. Papa schien nichts mitzubekommen, jedenfalls konzentrierte er sich ganz auf sein Essen.
Was für ein Durcheinander, dachte Juliet, dankbar, dass das Dinner im Wesentlichen vorüber war. Sie gab Emily mit einem Zeichen zu verstehen, dass sie die Männer nun ihrem Portwein überlassen würden.
Doch ihre Erleichterung darüber, dass sie
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