Stonehenge
beladen. John würde sich, wie immer, als Fischhändler ausgeben. Man wusste im Dorf, dass er mindestens zwei Mal im Jahr Fisch auf dem Markt verkaufte und es würde nicht auffallen, wenn er nun erschien.
Die Enklave hier hatte einen weiteren Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite des Tales. Um nicht von Patrouillen der Grauen, die bestimmt immer noch nach ihnen suchten, bemerkt zu werden, nahm er diesen Ausgang. Die Weißen verschlossen ihn sorgfältig, als John ihn passiert hatte. Tana, ein Mitglied des Rates, blieb in ständigem Kontakt mit ihm.
Wulf erwachte, als John gerade den Tunnel zum Ausgang passiert hatte. Die anderen waren noch zu erschöpft und schliefen weiter.
Er zog sich an und ging zum Versammlungshaus, in der Hoffnung, dort eines der Ratsmitglieder zu treffen.
„Hallo Wulf, schon so früh auf den Beinen? Ich habe gedacht, dass du nach der anstrengenden Flucht länger schläfst", begrüßte ihn Mowa, die er gestern auch am Tisch des Rates gesehen hatte. Sie trug, wie alle Verantwortlichen, einen weiten, hellbeigen Umhang, hatte aber die Kapuze nicht aufgesetzt.
„Ich brauche nicht sehr viel Schlaf. Außerdem habe ich mir angewöhnt, selbst im Schlaf die Umgebung mit meinen Sinnen zu beobachten. Außerhalb des Felsmassives waren heute Nacht sehr viele Dendraks und Graue unterwegs. Sie sind aber alle in Richtung des Sees gezogen. Für die Felswände hier hat niemand Interesse gezeigt. Auch die Präsenz des starken Grauen habe ich gespürt. Und eine wahnsinnige Wut, dass er Lysan nicht töten konnte. Sie haben Angst. Und diese Angst macht sie unberechenbar."
„Ich hoffe so sehr, dass Lysan diesen Albtraum endlich beenden kann. Wie weit ist ihre Ausbildung?"
„Nun, sie erforscht gerade ihre magischen Fähigkeiten. Sie ist schon in der Lage, sie gezielt zu steuern. Auch der kleine Wulf ist ein begabter Magier. Beide beherrschen die Kunst, Materie zu vergrößern und Tiere zu manipulieren. Daran muss zwar noch gearbeitet werden, aber mit ein wenig Übung werden sie bald perfekt darin sein."
„Das ist gut zu hören. Haben sich bei einem der Kinder und ich meine jetzt speziell Lysan, schon besondere Fähigkeiten herauskristallisiert? Ich weiß, sie ist noch sehr jung, aber vielleicht ist da schon in Ansätzen etwas zu sehen."
„Bisher noch nicht. Sie hat die normalen Fähigkeiten eines Weißmagiers. Allerdings viel stärker ausgeprägt. Besonderheiten wie Gedankenlesen oder ähnliches habe ich noch nicht bemerkt. Ich weiß, dass du darauf brennst, dass sie ihre Fähigkeiten schnell voll entwickelt und die Tyrannei der Grauen endlich beendet. Aber du musst ihr Zeit lassen. Sie ist immerhin nicht nur die Auserwählte, sondern auch ein Kind. Ein Kind, das gerade seine Eltern und viele Freunde verloren hat. Lass sie das erst einmal verkraften. Man kann die Magie nicht zwingen. Sie ist Segen und Fluch zugleich. Lysan wird bereit sein, wenn ihre Zeit gekommen ist."
„Du hast Recht", antwortete Tana. „Sie hat schmerzliche Verluste erlitten. Wir werden auch nicht sofort mit der weiteren Ausbildung beginnen. Sie muss erst einmal wieder zu sich selbst finden. Das gilt auch für den Jungen."
„Ah, ich bemerke gerade, John nähert sich dem Dorf. Er meint, dass die Bewohner ziemlich unruhig sind. Er will sich erst einmal bei seinem Freund, bei dem er auch unterkommen wird, erkundigen, was dort los ist.“
John bemerkte auf der Straße viele Menschen in Gruppen zusammenstehen, die sich unterhielten. In einer der Gruppen entdeckte er seinen Freund Kerb. Er stellte den Karren mit den Fischen vor Kerbs Hütte ab. Gerade, als er sich auf den Weg zu seinem Freund machen wollte, bemerkte dieser ihn und kam auf ihn zu.
„Hallo Kerb, alter Freund. Was ist denn los? Was sind das für ungewöhnliche Versammlungen?“
„Heute Morgen sind die Grauen ins Dorf gekommen und haben jedes Haus gründlich untersucht. Sie haben nicht gesagt, was sie suchen, scheinen aber nichts gefunden zu haben. Kurz bevor sie das Dorf wieder verließen, haben sie die Sperrstunde verändert. Niemand darf zwischen sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens auf der Straße angetroffen werden. Die Dendraks werden länger unterwegs sein. Es wurde den Dorfbewohnern unter Androhung von Strafe verboten, Kinder, die nicht zum Dorf gehören, in ihre Häuser aufzunehmen. Man kündigte an, dass man die Einhaltung dieser neuen Vorschrift überprüfen werde.“
„Das ist ja äußerst merkwürdig“, bemerkte John.
„Komm, lass uns ins
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