Stonehenge
Haus gehen. Dort können wir uns ungestörter unterhalten.“ John und Kerb luden die Fässer mit Fisch vom Karren und trugen sie ins Haus.
Wulf hatte in Johns Gedanken das Gespräch angespannt verfolgt und berichtete Tana.
„Sie haben die Spur verloren.“ Tana war erleichtert.
„Wir sollten trotzdem sehr vorsichtig sein. Zu viel steht auf dem Spiel", antwortete Wulf.
John verkaufte die Fische noch am gleichen Tag und erwarb dafür Obst und Gemüse. Die Nacht wollte er im Haus seines Freundes verbringen. „Wenn du nichts dagegen hast, werde ich in zwei Monaten noch einmal vorbeischauen. Ich möchte mir größere Vorräte anlegen. Im letzten Winter ist einiges zu schnell zur Neige gegangen.“ John beabsichtigte, zu dieser Zeit die Lage erneut zu überprüfen. Vielleicht erfuhr er dabei Neuigkeiten von den Grauen.
„Onkel Wulf?", hörte Wulf Lysan von draußen her rufen.
„Bist du hier drinnen?"
„Ja, Kleines. Ich bin gleich bei dir. Geh erst einmal Frühstücken. Ich komme gleich."
„Onkel Wulf, bitte! Es ist dringend!", hörte er ihre ungeduldige Stimme.
„Geh ruhig. Ich werde dich informieren, sobald ich etwas Neues weiß", sagte Tana lächelnd.
Wulf verließ das Versammlungshaus.
„Was gibt es denn so Wichtiges, dass du dafür das Frühstück …", Wulf stockte mitten im Satz. Das, was er da sah, verschlug ihm die Sprache. Lysan schwebte mehrere Zentimeter über dem Boden. Und nicht nur das. Sie löste sich vor seinen Augen auf.
„Lysan? Lysan, wo bist du?" Panik ergriff ihn. So etwas hatte er noch nie erlebt. Und er hatte in seinem langen Leben schon die unmöglichsten Dinge gesehen.
„Ich bin hier, Onkel Wulf. Direkt vor dir", hörte er ihre Stimme, nur wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt. „Moment. Ich mach, dass du mich wieder sehen kannst."
Zunächst waren nur die Umrisse des Mädchens zu erkennen. Doch nach und nach schien sie an Substanz zu gewinnen und schwebte schließlich vor ihm.
„Ups", sagte sie und dann stand sie wieder mit beiden Beinen auf dem Boden. „Ich hab vergessen, dass ich noch geflogen bin." Lysan strahlte ihn an. Für einen kurzen Augenblick schien sie ihr Leid vergessen zu haben.
„Wie hast du das gemacht?", fragte Wulf entgeistert.
„Na ja, du warst nicht da, als Wu und ich aufgewacht sind und Eda und Bent haben noch geschlafen. Da haben Wu und ich beschlossen, dass wir vor dem Frühstück Verstecken spielen. Wu musste mich suchen. Ich hab gehört, dass er auf mein Versteck zukam. Ich konnte mich nicht woanders verstecken. Das war der einzige Heuhaufen weit und breit. Da hab ich die Augen zugemacht und mir ganz doll gewünscht, dass mich Wu nicht sehen kann. Der ist dann um den Heuhaufen herum und direkt in mich reingelaufen. Der hat sich vielleicht erschreckt." Lysan lachte. „Dann hab ich mir ganz doll gewünscht, dass ich wieder gesehen werden kann. Und das hat auch geklappt. Wu war begeistert. Er meinte, so was würde er auch gerne können. Aber noch viel lieber würde er fliegen können. Na ja, ich hab’s mal ausprobiert. Ich kann aber nur ein ganz klein wenig schweben. Und das Unsichtbarsein geht auch nicht lange."
„Kind." Wulf nahm Lysan in seine Arme. „Das ist ja wunderbar. Dass du länger unsichtbar bleiben kannst und höher schweben, das ist alles nur eine Sache der Übung. Pass auf. Bald kannst du so hoch fliegen, wieder der Adler dort oben."
„Wow. Das ist aber mächtig hoch." Lysan folgte Wulfs Blick zum Himmel, wo ein Adler seine Runden drehte. „Da ist es bestimmt kalt. Dann muss ich mich aber dick anziehen."
Wulf lachte und ging mit Lysan zurück zu ihrem Haus, um dort in aller Ruhe zu frühstücken.
Latbergen – Suche
„Wir werden das Gör schon noch finden. Irgendwo muss sie ja stecken.“ Non schlug wütend mit der Faust auf den Eichentisch vor ihm. „Ich vermute, dass sie in einem der Dörfer versteckt wird, und habe Anweisung gegeben, in unregelmäßigen Abständen Durchsuchungen durchzuführen. Irgendwann werden wir sie und ihre Helfer schon aufspüren.“
„Du hast Recht, Bruder“, antwortete Hel. „Wir werden sie bald haben. Keine Sorge.“
Non und Hel prosteten sich selbstgefällig zu.
„Und jetzt, da uns dieser alte Narr nicht mehr im Wege steht, wird es uns noch schneller gelingen. He, du! Bring uns noch mehr Wein!“, befahl Hel dem Diener, der ehrfürchtig neben der Tür auf Befehle seiner Herren wartete. Als er den Raum verlassen hatte, beugte sich Non zu seinem Bruder.
„Wir
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