Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
wo sie hingehörten, und wäre beinahe in sein Bett gekrochen. Die Versuchung jedenfalls war groß. Dort würde sie sich am Geborgensten fühlen. Aber selbst wenn er wegen Weihnachten nicht zu Hause war, käme es ihr doch ein wenig zu aufdringlich vor, in sein ganz privates Reich einzudringen.
In einem Schrank im Flur fand sie ein paar Decken. Statt im Bett rollte sie sich auf dem Sofa zusammen, und sobald ihr warm genug war, schlief sie ein.
Die Gatlins hatten ihre Sache verdammt gut gemacht. Romains linke Wange blutete, vermutlich hatte er sich ein paar Rippen geprellt, und die Fingerknöchel waren schlimmer aufgerissen, als er gewollt hatte. Die Gäste im Flying Squirrel hatten abgestimmt und beschlossen, dass der Kampf unentschieden geendet hatte, sodass er zumindest sein Geld noch hatte.
Stöhnend kletterte er aus Crocs Truck und blinzelte dem alten Mann unter dröhnenden Kopfschmerzen zu. “Danke für’s Herbringen.” Zumindest würde er heute Nacht gut schlafen. Seine Uhr sagte ihm, dass es noch nicht einmal halb elf sei.
“Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Zum Teufel, wolltest du dich umbringen?”
“Vielleicht”, murmelte Romain und schlurfte auf die Veranda zu.
Croc wartete und leuchtete ihm mit den Scheinwerfern, und Romain schaffte es, den unebenen Hof zu überqueren, ohne zu fallen. Erst als er die Vordertreppe erreicht hatte, stellte er fest, dass irgendetwas anders war. Jemand war bei seinem Haus gewesen. Die Taschenlampe, die für den Fall hier stand, dass er im Dunkeln nach Hause kam, war verschwunden.
Er versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen.
Dabei machte er sich nur selten die Mühe, sie abzusperren.
Romain richtete sich auf und warf einen Blick zurück zu Croc. Spielte der ganze Alkohol, den er in sich hineingeschüttet hatte, ihm jetzt einen Streich? Aber dann entdeckte er noch etwas. Ein Auto stand neben seiner Einfahrt, versteckt zwischen den Bäumen.
Croc kurbelte das Fenster herunter und steckte den Kopf heraus. “Stimmt was nicht?”
Romain hielt eine Hand in die Höhe. “Alles in Ordnung”, sagte er. Aber es war ganz und gar nicht alles in Ordnung. Er war sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Auto um Jasmines Mietwagen handelte. Sie schien entschlossen zu sein, ihm die Weihnachtstage gründlich zu ruinieren.
Es widerstrebte ihm, Croc wissen zu lassen, dass er Besuch hatte, insbesondere Damenbesuch, also wartete er, bis der alte Cajun verschwunden war, ehe er seinen Ersatzschlüssel unter der Veranda hervorholte und die Tür aufschloss. Er wollte Jasmine nicht sehen, und er wollte nicht, dass sie ihn sah. Zumindest nicht in seinem derzeitigen Zustand. Sein Benehmen ergab nicht immer einen Sinn, selbst wenn ein Therapeut versuchen würde, es zu erklären. Er wusste das, weil der Richter ihn dazu verurteilt hatte, einmal wöchentlich zu einer Therapeutin zu gehen, damit er lernte, “mit seiner Wut umzugehen”. Sie hatte gesagt, dass er seine Gefühle unterdrücke, bis sie sich nicht mehr unterdrücken ließen, und dass er sie dann in destruktiver Weise auslebte. Was Romain anging, war das ganze Gerede jedoch nichts als Zeitverschwendung gewesen. Er wusste bereits, dass er nicht besonders gut mit seinen Gefühlen klarkam, und brauchte niemanden, der ihm das bestätigte. Er fühlte sich immer noch besser, wenn er fünf Minuten lang seine Fäuste benutzt hatte, als nach stundenlangem Gerede darüber, warum er sie benutzen wollte.
Die Therapeutin schien nicht zu begreifen, dass er durch Reden nicht wieder zu dem Mann werden würde, der er einmal gewesen war: der stolze Soldat, der vernarrte Vater, der liebende Ehemann. Sie wies nur immer wieder darauf hin, was er der Welt geben könnte, und behauptete, dass er immer noch alles haben könnte, was er wollte. Aber nicht nur die Tatsache, dass er seine Frau und seine Tochter verloren hatte, nagte an ihm. Es war vor allem die Art und Weise, wie er sie verloren hatte – besonders Adele. Moreaus Tat hatte ihn all seines Vertrauens beraubt, dass er seine Familie beschützen konnte. Inzwischen kam ihm das Streben nach Glück wie ein Glücksspiel vor. Wie sollte aus so etwas Zerbrechlichem etwas Gutes entstehen können?
Im Inneren der Hütte war es stockdunkel, und er war etwas unsicher auf den Beinen. Trotzdem hatte er keine Probleme damit, um die Möbelstücke herumzumanövrieren. Wo steckte Jasmine? Wenn sie schon hier war, dann lag sie besser in seinem Bett. Auch wenn er zu zerschlagen war, um jetzt
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