Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
Tempo.
Sie würde ihm nicht lange entkommen können. Sie musste aus der Gasse raus und jemanden finden, der ihr helfen konnte. Aber es war niemand in der Nähe.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils musste sie sich entscheiden. Sollte sie auf die Hauptstraße zurennen und versuchen, den Verkehr aufzuhalten? Oder versuchen, ihr eigenes Auto zu erreichen?
Als sie um die Ecke bog, prallte sie gegen einen Müllcontainer, der sich aus dem Nichts materialisiert zu haben schien. In der Hoffnung, ihrem Verfolger würde es ähnlich ergehen, schaffte sie es, weiterzurennen. Aber er musste einen weiteren Bogen genommen haben, denn er berührte den Container nicht einmal. Sie hörte, wie er zu ihr aufschloss. Außerdem spürte sie seine absolute Entschlossenheit.
Dafür werde ich dich umbringen, du Schlampe! Der Satz hallte in ihrem Kopf wider, als hätte er ihn laut geschrien.
Als sie den Parkplatz erreichte, brannte Jasmines Kehle, und ihre Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich bersten. Vor ihr lagen nur noch wenige Meter, doch sie war nicht sicher, ob sie es schaffen würde, den Wagen aufzuschließen, ehe er sie eingeholt hatte. Wenn er sie erwischte, während sie versuchte einzusteigen, würde es ihm leichtfallen, sie wieder herauszuzerren und …
Sie durfte nicht daran denken, was nach dem “und” käme. Es schwächte sie und führte nur dazu, dass die Furcht ihre Urteilskraft schwächte.
Dräng die Eindrücke zurück! Denk nach! Sie musste irgendetwas tun, damit er langsamer wurde, die wenigen Sekunden herausschinden, die sie brauchte, um zu entkommen. Aber was? Die Ideen gingen ihr aus, ebenso wie die Kraft und der Atem.
Und dann sah sie ihn: einen spitzen Stock. Er lag im mattgelben Licht des Scheinwerfers, der das Parkplatz-Schild beleuchtete: Parken 2,75 $ pro Stunde oder 35 $ pro Tag . Jasmine bückte sich, um ihn aufzuheben, wirbelte herum und schleuderte ihn dem Mann ins Gesicht.
Wenn er weiter weg gewesen wäre, hätte sie ihn nicht ernsthaft verletzen können. Doch er war nahe genug, und er hatte den Schlag nicht erwartet.
Als sie ihn traf, schrie er auf und taumelte zurück, während sie den Knopf am Autoschlüssel drückte, der die Fahrertür öffnete. Womöglich hatte sie ihn ins Auge getroffen, denn er schüttelte den Kopf, als hätte sie ihn geblendet. Aber sie wollte nicht warten, um es herauszufinden. Sie sprang in ihren Wagen und klemmte fast seine Hand in der Tür ein, als er versuchte, sie aufzuhalten.
“Oh Gott!” Sie zitterte so heftig, dass sie kaum den Schlüssel ins Zündschloss bekam.
Er hämmerte gegen das Fenster – kräftig genug, um es einzuschlagen. Er versuchte tatsächlich, die Scheibe zu zertrümmern. Doch sie schaffte es, vorher den Motor zu starten. Dann legte sie den Rückwärtsgang ein, schoss aus der Parklücke und ließ ihn in einer Wolke aus Abgasen zurück.
Jasmine raste über die Interstate 10. Sie wollte nur raus aus der Stadt, damit sie sich sammeln und in Ruhe überlegen konnte, was sie als Nächstes tun sollte. Allerdings hatte sie nicht mehr genug Benzin, um einfach nur ziellos in der Gegend herumzufahren. Sie fuhr zum Bayou, zu Romain Fornier. Sie hätte auch zu ihrem Vater fahren können, doch er lebte auf der anderen Seite der Stadt, und sie wollte nicht am Heiligabend so ramponiert und zerbeult bei ihm auflaufen. Besonders, da sie Nachforschungen zu Kimberlys Verschwinden anstellte.
Es war vielleicht merkwürdig, aber die Vorstellung, zu Romain Fornier zu fahren, beruhigte sie. Natürlich war es ein Wagnis. Sie hatte nur genügend Benzin, um nach Portsville zu kommen, aber keine Möglichkeit, für die Rückfahrt zu tanken. Wenn er sich weigerte, ihr zu helfen, wusste sie nicht, was sie machen sollte.
Er wird mir schon helfen, sagte sie sich. Oder irgendjemand anders. Vierzig Dollar für das Benzin würden ihr schon genügen. Das war nicht viel. Damit würde sie morgen nach New Orleans zurückkehren können. Im Moment jedoch konnte sie sich auf nichts anderes konzentrieren als darauf, einen sicheren Ort zu finden, ein Bad zu nehmen und die Augen zu schließen.
Als Jasmine Romains Hütte erreichte, war jedoch alles dunkel. Dabei war es gerade mal neun Uhr. War er in Mamou, um Weihnachten bei seinen Eltern zu verbringen? Sie hatte sein Motorrad nicht gesehen, als sie durch den Ort gefahren war, aber sie wusste ja, dass er noch ein Auto oder Truck besitzen musste.
Sie saß in seiner Auffahrt und biss sich auf die Lippen, während der Motor im
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