Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
Taschenlampe an, ließ den Lichtstrahl über die Kartons wandern. »Teile alter Chemiekästen, Rattenkäfige   –«
    »Rattenkäfige?«
    »Meine Mutter ist gegen sämtliche Tierhaare allergisch«, meinte er. »Mit Ausnahme von Ratten.«
    »Aha.« Als ob das irgendwas erklären würde.
    »Und dann natürlich meine Modelleisenbahnen.« Er zwinkerte mir zu, beugte sich vor, klappte den Deckel eines Kartons auf, holte etwas heraus, hielt es mir hin: ein kleiner Spielzeugsoldat in militärgrüner Uniform, Gewehr inklusive. Peng.
    »Krass«, meinte ich. »Und wie viel von dem Krempel steht bei euch so rum?«
    »Mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst. Wenn du und dein Vater Minimalisten seid, sind wir   … Maximalisten. Oder so ähnlich.« Ich betrachtete erneut den Spielzeugsoldaten. »Wir werfen nicht viel weg«, fuhr Dave fort. »Man weiß nie, was man noch gebrauchen kann.«
    »Wozu gibt es Geschäfte? Das meiste lässt sich problemlos käuflich erwerben.«
    »Sagt das Mädchen ohne Thymian«, konterte er. Wieder ertönte aus der Garage jenes laute, klirrend kratzende Geräusch. Wir blickten hinüber. Mr Wade machte sich erneut an den Regalen zu schaffen, versuchte sie mit seinen hageren Armen von der Wand wegzuschieben, war schon ganz rot im Gesicht vor Anstrengung. »Ich glaube, ich werde gerade ausgerufen«, meinte Dave.
    »Ja, sehe ich auch so«, antwortete ich. »Viel Spaß!«
    »Werd ich haben«, erwiderte er, steckte die Taschenlampe in die hintere Hosentasche, ging zu seinem Vater in die Garage und stellte sich auf die andere Seite der Regale, um mitanzufassen.
    Sie fingen an, gemeinsam herumzuschieben und zu -zerren. Ich trat noch einmal zu den Kartons, schaute wieder in den, aus dem Dave den Miniatursoldaten herausgeholt hatte. Weitere, ähnliche Figuren lagen darin, außerdem Pferde und Wagen. In einem anderen, gleich großen Karton direkt daneben befand sich Teil zwei der Sammlung, nämlich die dazugehörigen Waffen: Minikanonen, Flinten, Musketen, aber auch ein paar modernere Sachen   – Revolver, Maschinengewehre   –, die eindeutig zu anderen Militär-Modellbaukästen gehört hatten. Ich ließ den kleinen Soldaten wieder in seinen Karton fallen. Beobachtete Dave und seinen Vater beim Schleppen. Musste an die zahlreichen Schlachten denken, die er so abgebildet hatte, sorgfältig und perfekt bis ins letzte Detail. Das war mal eine Art von Konflikt, die man gut im Griff hatte, bei der man alles persönlich kontrollierte, das Ergebnis und die Folgen nicht nur kannte, sondern im Vorhinein sogar beeinflussen konnte. Mag sein, dass es spießig oder sogar peinlich war. Aber ich begriff allmählich, was einen daran reizen konnte. Vor allem gerade jetzt.
     
***
     
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf und verließ das Haus, noch ehe es richtig hell geworden war. Dad war gestern Nacht noch später heimgekommen als sonst, weit nach Mitternacht, was ich mitgekriegt hatte, weil ich selbst noch wach geworden war und aus meinem Zimmer denvertrauten, nächtlichen Geräuschen lauschen konnte: das Radio in der Küche, leise, leise, während er ein letztes Feierabendbier trank; die Dusche   – nach der Arbeit duschte er grundsätzlich; und schließlich sein Schnarchen, ungefähr zwei Sekunden, nachdem er das Licht ausgemacht hatte.
    Ich hatte es den ganzen Abend über sorgfältig vermieden, an meine Mutter zu denken. Machte mir was zum Abendessen, checkte meine E-Mails , faltete Wäsche, ließ die Spülmaschine laufen. Ich konzentrierte mich völlig auf den Alltag, auf Routine und normale Dinge, als könnte ich auf diese Weise das Thema Sorgerechtsprozess und vor allem die damit verbundenen, ätzenden Gefühle auf Abstand halten. Doch kaum lag ich im Bett, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Bis tief in die Nacht hinein.
    Ich lenkte meine Schritte durch die Morgendämmerung Richtung Innenstadt. Es war noch kalt, mein Atem formte kleine Wolken und ich zog meine Jacke fest um mich herum. Kaum ein Mensch war um die frühe Stunde unterwegs, bis auf ein paar dick eingemummelte Jogger und ein paar Polizisten, die langsam vor sich hin Patrouille fuhren. Ich ging immer weiter, überquerte eine Kreuzung nach der nächsten, verfolgte meine eigene Spur zurück bis zu dem hell blinkenden Neonschild, auf dem GEÖFFNET stand.
    »Willkommen bei Frazier!«
    Ich nickte grüßend und trat an die Verkaufstheke, wo diesmal ein etwas älterer Mann mit lockigem Haar und Brille an der Kasse stand. »Hallo.« Er wirkte

Weitere Kostenlose Bücher