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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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entspannen.«
    »Leichter gesagt, als getan«, erwiderte meine Mutter. Und dann schwieg sie. Einen Moment lang hörte ich bloß das Planschen in der Badewanne und das Gebrabbel der Kinder. Doch schließlich fuhr sie fort: »Früher hat es immer solchen Spaß gemacht. Aber inzwischen   … wir sind erst seit wenigen Stunden hier, und ich bin jetzt schon   … ich weiß nicht   … Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    »Schlaf dich erst mal aus. Morgen früh sieht das Leben schon wieder ganz anders aus«, sagte Heidi.
    »Wahrscheinlich.« Aber wirklich überzeugt klang meine Mutter nicht. »Ich hoffe bloß, es war kein Fehler.«
    »Warum sollte es ein Fehler sein?«
    »Weil ich mir nicht klargemacht habe   …« Erneut hielt sieeine Weile inne. »Alles ist vollkommen anders als früher. Was ich nie für möglich gehalten hätte. Aber so ist es nun einmal.«
    Rasch wich ich von der Tür zurück. Der stechende Schmerz, den ich auf einmal im Herzen verspürte, der meine Wangen brennen ließ, überrumpelte mich selbst mit seiner Wucht.
Hilfe, nein! Das nicht auch noch!
, dachte ich. Denn eins war immer eine Konstante gewesen und geblieben, trotz der vielen Umzüge, der lang andauernden Distanz: dass Mom mich bei sich haben wollte. Daran hatte ich so oder so, im Guten wie im Bösen   – überwiegend im Bösen   – nie gezweifelt. Aber wenn ich mich geirrt hatte? Wenn ihr neues Leben genau das war, nämlich funkelnagelneu, wie dieses luxuriöse Anwesen, und sie es auch genau so haben wollte? Neu, frisch, ohne Altlasten? Katie Sweet musste irgendwie mit einer igeligen, launischen, mürrischen Erstgeborenen fertigwerden. Katherine Hamilton brauchte das nicht mehr.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um, eilte den breiten, ewig langen Flur in einem Haus entlang, das ich nicht kannte, auf eine Treppe zu, die ich noch nie gesehen hatte. Angst stieg plötzlich in mir auf: als wäre mir buchstäblich alles fremd, sogar ich selbst. Ich schnappte mir meinen Laptop, stopfte ihn in meine Tasche, rannte wie eine Irre die Treppe hinunter, nahm je zwei Stufen auf einmal. Als ich die Garagentür öffnete, war der Kloß in meinem Hals bereits riesig. Ich schlug einen Haken um Peters Monsterlimousine, stürzte auf die Supermistbiene zu. Zog hastig die Plane ab, schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz   – und realisierte erst jetzt, dass ich ja gar keinen Schlüssel mehr hatte. Ein, zwei Sekunden saß ich wie angewurzelt am Steuer, hatte jedoch schon im nächsten Moment eine Eingebung. Also beugte ich mich vor, tastete die Fußmatte ab, klappte siehoch   … Bingo: Auf einmal spürte ich, wie meine Finger gegen etwas Hartes, Gezacktes stießen   – mein Ersatzschlüssel! Ich hob ihn auf. All die Jahre über hatte er hier gelegen und auf mich gewartet.
    Wundersamerweise sprang der Motor tatsächlich sofort an. Ich ließ ihn trotzdem etwas warmlaufen, stieg währenddessen aus, öffnete den Kofferraum. Er war ein bisschen klein für alle drei Plastikkisten, aber irgendwie schaffte ich es, sie reinzuquetschen. Dann suchte ich den Schalter, mit dem man das Garagentor öffnete, fand ihn auch zum Glück ziemlich schnell, betätigte ihn, stieg wieder ein.
    Als ich auf die Straße fuhr, lag sie im Dunkeln. Weit und breit waren keine anderen Autos in Sicht. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, wusste allerdings, wie ich an mein Ziel gelangen würde. Ich setzte den Blinker und fuhr nach rechts, Richtung North Reddemane.

Fünfzehn
     
    Fünfundzwanzig Minuten später schloss ich die Tür des Zimmers mit der Nummer 811 im
Poseidon
auf und tastete mich in der Dunkelheit zum Lichtschalter vor. Nachdem ich ihn gefunden und betätigt hatte, breitete sich der Raum vor mir aus wie ein Bühnenbild, das ich bis ins letzte Detail kannte: Ausgeblichene Bettdecke, Muschelbild über dem Kopfteil des Bettes, leicht muffiger Geruch nach Schimmel.
    Ich hatte mich die ganze Fahrt über krampfhaft übers Lenkrad gebeugt, auf die Straße gespäht und Angst gehabt, dass möglicherweise alles, woran ich mich erinnerte, nicht mehr da sein würde. Ausgelöscht. Man kann sich daher vielleicht vorstellen, wie erschrocken ich war, als das
Shrimpboats
– das Lokal, wo wir morgens, mittags, abends gegessen hatten   – dunkel, verrammelt und verlassen vor mir auftauchte. Doch hinter dem nächsten kleinen Hügel sah ich dann zum Glück
Gert's Surfshop
, dessen 24-STUNDEN-GEÖFFNE T-Schild müde vor sich hin blinkte. Und gleich dahinter

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