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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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komplizierten Muster zusammen. In meinem Elternhaus gab es deshalb tonnenweise Patchworkdecken, entweder zur Zierde oder gegen die Kälte oder beides. Als wir auszogen, verpackte ich die meisten in Kartons, brachte sie in unseren Lagerraum. Aber als ich mit Mom vor Peters Villa stand, um mich zu verabschieden, schenkte sie mir prompt eine neue.
    »Ich habe Tag und Nacht gearbeitet, um rechtzeitig fertig zu werden.« Sie drückte mir das Teil in die Hand. Ihre Augen waren knallrot; sie hatte offenbar stundenlang geweint.
    Ich betrachtete die sorgfältig aneinandergenähten Vier- und Dreiecke aus Stoff in verschiedenen Sorten   – Baumwolle, Jeansstoff, Kord   – und Farben: Rosa, Gelb, Blau   … »Die ist wirklich schön geworden«, sagte ich.
    »Alles Babykleidung«, erklärte sie. »Damit du ein Andenken an mich hast.«
    Ich hatte die Decke genommen, mich bedankt und sie in einen Karton in unserem Umzugsanhänger gepackt, wo sie im Prinzip blieb, bis ich in den Sommerferien einmal ein paar von meinen Sachen mit zu ihr ins Haus brachte und später in dem Schrank in »meinem« Zimmer liegen ließ. Ich weiß, ich hätte sie behalten sollen, aber wie so vieles, das mit meiner Mutter zusammenhing, fühlte sie sich aufgeladen an. Belastet. Als würde ich ersticken, wenn ich mich darunterlegte.
    »Danke«, sagte ich zu Deb. »Wir sind gerade erst eingezogen, deshalb ist es noch ein bisschen chaotisch.«
    »Ich würde gern hier wohnen«, meinte sie. »Das ist ein tolles Viertel.«
    »Ach ja?« Ich wühlte in der Aktenschublade, um Dads Krankenkassenkarte zu finden.
    »Aber klar. Schließlich ist das hier der historische Teil von Lakeview.« Sie ging zur Tür, musterte mit Kennerblick den Stuck im Flur. »Vor ein paar Wochen haben meine Mutter und ich in der Gegend ein Haus besichtigt, das zum Verkauf stand.«
    »Echt? Wollt ihr umziehen?«
    »Nein, nein.« Sie schwieg einen Moment, ehe sie fortfuhr: »Wir haben nur   … Manchmal machen wir uns einen Spaß draus, so zu tun als ob. Als Freizeitbeschäftigung, am Wochenende. Wir gehen zu den Besichtigungsterminen, die die Makler ansetzen, und überlegen uns, wo wir die Möbel hinstellen oder was wir aus dem Garten machen würden   …« Sie brach ab, wirkte auf einmal verlegen. »Albern, oder?«
    »Finde ich gar nicht.« Endlich entdeckte ich die Karte in einem Umschlag mit Briefmarken und steckte sie ein. »Ich mache so was auch manchmal.«
    »Wirklich? Wie meinst du das?«
    Mist, da hatte ich mich aber in was reinmanövriert. Ich zögerte, sagte: »Ach, du weißt schon. So als würde ich   … ehrlich gesagt, jedes Mal, wenn ich auf eine neue Schule komme, verändere ich mich ein bisschen, und zwar ganz bewusst. Tue so, als wäre ich wer anders als auf der Schule davor.«
    Sie musterte mich forschend. Ich fragte mich ernsthaft, warum ich ausgerechnet ihr gegenüber so ehrlich war. Wie schaffte sie das, was hatte sie an sich? Es war, als hätte sie eine Art seltener Krankheit, wäre mit einem hoch ansteckenden Wahrheitsvirus infiziert. »Aha«, meinte sie schließlich. »Muss aber ganz schön schwierig sein, oder?«
    »Schwierig?« Ich ging zur Haustür, hielt sie für Deb auf.
    Sie trat an mir vorbei auf die Veranda, rückte den Riemen ihrer Handtasche auf ihrer Schulter zurecht. Ich schloss die Haustür ab. »Ich meine, sich jedes Mal von Grund auf zu ändern«, erklärte sie. »Als müsste man immer wieder von vorn anfangen. Mir würde, glaube ich   …«
    Ich blickte zu Dave Wades Haus hinüber und dachte daran, wie Riley sich nach ihm erkundigt hatte. Kein Auto in der Auffahrt, nichts rührte sich, weder ums Haus herum noch drinnen, wenigstens soweit ich es von außen beurteilen konnte. Wo auch immer er war   – daheim anscheinend nicht.
    »…   die Person fehlen, die ich war«, sagte Deb. »Oder so ähnlich.«
    In jenem Moment hatte ich geschwiegen, hatte keine Ahnung gehabt, was und wie ich darauf hätte antworten sollen. War stumm hinter ihr her zu ihrem Auto gelaufen und wir waren ins Krankenhaus gefahren. Während wir nun allerdings auf die vollautomatischen Schiebetüren desEingangs zur Notaufnahme zuliefen, ertappte ich mich dabei, dass ich Deb von der Seite betrachtete und im Stillen beneidete, wie zufrieden mit ihrem einen Ich sie anscheinend war, trotz der abfälligen Meinung, die andere über sie hatten und die ich ja schon kannte (ob das auch für sie galt, wusste ich natürlich nicht). Vielleicht fällt es manchen Menschen aber auch einfach

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