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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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angespanntes Gefühl im Bauch. Deb spürte das anscheinend, wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie im Prinzip ununterbrochen quasselte, seit ich auf sie zugetreten war und sie gefragt hatte, ob sie mich wo hinfahren könne. Kaum hatte ich erklärt, warum und weshalb, ratterte sie los, erzählte mir mindestens ein Dutzend Geschichtennach dem Motto: So was passiert, aber am Ende geht alles gut aus.
    »Er hat sich bloß mit einem Messer geschnitten«, wiederholte ich gerade zum ungefähr zehnten Mal. Wobei ich nicht wusste, wen ich damit mehr beruhigen wollte, sie oder mich. »Das passiert ihm andauernd. Berufsrisiko.«
    »Ich fasse es nicht, dass dein Vater Koch ist!« Sie wechselte auf die nächste Abbiegerspur. »Ist ja echt spannend. Ich habe gehört, das
Luna Blu
sei klasse.«
    »Du warst noch nie da?«
    Sie verneinte. »Wir gehen nicht so oft essen.«
    »Oh.« Was sollte man dazu auch sagen? »Ich lade dich irgendwann dahin ein, okay? Als Dankeschön, dass du mich durch die Gegend kutschierst.«
    »Wirklich?« Sie wirkte dermaßen überrascht, dass ich für einen Moment fast Mitleid verspürte. »Das wäre echt super. Aber fühl dich bitte zu nichts verpflichtet. Ich bin froh, wenn ich helfen kann.«
    Wir fuhren mittlerweile direkt auf den Eingang zur Notaufnahme zu. Ein paar Ärzte in Kitteln hasteten vorbei. Links vom Eingang saß ein Mann mit Sauerstoffmaske in einem Rollstuhl und genoss die Wintersonne. All das half nicht gerade, meine Nervosität zu verringern, deshalb lenkte ich mich ab, indem ich sagte: »Ja, schon, aber auf die Dauer ist das doch auch nichts, oder? Studentenbotschafter zu sein, und jeder will immer nur was von einem   …?«
    Deb lehnte sich weit übers Steuerrad, um besser sehen zu können, wo die Parkgelegenheiten waren. Sie wirkte so verantwortungsbewusst und tüchtig mit ihrem tadellos sitzenden grünen Stirnband, ihrem blitzblank geputzten Auto, an dessen Armaturenbrett vorsorglich ein kleiner Notizblock mit dazugehörigem Stift befestigt war. Vor allem wirkte sieälter, als sie war   – älter, als gut für sie war. »Eigentlich nicht«, antwortete sie und bog auf einen der ausgewiesenen Parkplätze ein.
    »Nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist die Erste, die mich überhaupt um etwas bittet.«
    »Ehrlich?« Ich klang vermutlich überraschter als beabsichtigt und merkte an ihrer Reaktion   – sie wurde rot und schluckte deutlich   –, dass meine Verblüffung ihr Selbstbewusstsein nicht gerade stärkte. Deshalb fügte ich eilig und etwas verkrampft scherzend hinzu: »Das freut mich. Denn ich schätze, das heißt, du vergisst mich nicht so schnell wieder.«
    Deb stellte den Motor ab, wandte sich mir zu, schaute mich richtig dankbar und glücklich an. Wie es sich wohl anfühlte, wenn man so unverstellt war, so sensibel? Wenn der Rest der Welt einem alles, was man dachte, so leicht vom Gesicht ablesen konnte? Ich zumindest konnte mich da nicht reinversetzen. »Das hast du jetzt klasse ausgedrückt«, meinte Deb. »So hatte ich es noch gar nicht gesehen.«
    Hinter uns ertönte unvermittelt lautes Sirenengeheul, ein Krankenwagen raste auf den Eingang der Notaufnahme zu.
Es geht ihm gut
, schärfte ich mir selbst ein; trotzdem machte mein Herz einen Riesensatz.
    »Los, komm«, meinte Deb, angelte sich ihre Handtasche von der Rückbank, öffnete die Fahrertür. »Sobald du ihn von Angesicht zu Angesicht siehst, geht es dir bestimmt gleich besser.«
    Während wir über den Parkplatz liefen, öffnete sie die Handtasche, holte ein Päckchen Kaugummi heraus, bot mir eins an. Ich schüttelte dankend den Kopf, sie steckte das Päckchen in die Tasche zurück, ohne sich selbst einenStreifen zu nehmen. Mochte sie Kaugummi überhaupt? Oder schleppte sie es nur mit sich herum, damit sie es anderen als nette Geste anbieten konnte? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Antwort kannte.
    Auch als wir bei uns daheim vorbeigefahren waren, hatte es mich im Grunde nicht überrascht, wie höflich sie war, wie leicht ihr Komplimente über die Lippen gingen. »Schön habt ihr es hier«, sagte sie; wir standen in unserem eher kargen Wohnzimmer. »Und dieser Quilt! Das ist ja was ganz Besonderes!«
    Ich warf einen Blick zum Sofa. Über der Lehne lag, einfach unordentlich hingeworfen, eine der Patchworkdecken meiner Mutter aus der Zeit, als sie dieses Hobby gerade für sich entdeckt hatte. Von Anfang an erwies sie sich als wahre Flickenkünstlerin, entwarf und stichelte alle möglichen

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