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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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noch
Gert's Surfshop
, Tankstelle plus Schuppen mit Schindelwänden, wo man Köder fürs Angeln, billige Souvenirs und ein paar Grundnahrungsmittel kaufen konnte. Meine Mutter und ich fuhren jedoch vor allem auf die selbst gemachten Armbänder aus geflochtenen Schnüren ab, die mit Muscheln und seltsam geformten Perlen verziert waren und auf deren Innenseite mit Filzstift die Initialen GS standen. Wir hatten keine Ahnung, wer die Dinger bastelte, wussten nur, dass immer welche an einem Ständer bei der Kasse hingen und wir die einzigen Kunden zu sein schienen, die je welche kauften   – das allerdings jedes Mal, wenn wir nach North Reddemane kamen. Meine Mutter taufte sie »die Gerts« und es gab Zeiten, da immer mindestens zwei bis drei von den Teilen in neu bis uralt an meinem Handgelenk hingen.
    Das waren meine liebsten Erinnerungen an meine Mutter: mit unordentlichem Pferdeschwanz, eine billige Sonnenbrille auf der Nase, nach Salz und Sonnenmilch riechend. Tagsüber las sie schwülstige Liebesromane (ihr schlimmstes Laster); nachts saß sie mit mir auf den wackeligen Stühlen vor unserem Zimmer und erklärte mir die Konstellationen der Sterne. Wir aßen frittierte Shrimps, schauten schlechtesFernsehen und gingen endlos spazieren, egal ob es bitterkalt oder ein perfekter Sommertag war. Zögerten unsere Rückfahrt am Ende eines Wochenendes immer so lang wie möglich hinaus; und wenn wir spätabends heimkamen, sah es dort noch ziemlich genauso aus wie zum Zeitpunkt unserer Abfahrt. Denn Dad war höchstens mal da gewesen, um zu schlafen, zu duschen und eventuell zwischendurch eine Kleinigkeit zu essen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er je mit uns im
Poseidon
gewesen wäre, was okay war. Das war
unser
Ding, Moms und meins.
    Aber jetzt würde es am Meer anders sein, genauso wie alles seit der Scheidung. Und ehrlich gesagt waren diese spontanen, vertrödelten und bestimmt nicht luxuriösen Wochenenden mit das Beste gewesen, was ich mit meiner Mutter erlebt hatte, ehe meine Welt in Stücke zerbrach. Ich hatte jede Menge Erinnerungen an Erlebnisse, jede Menge Erfahrungen, bei denen es ein klares Vorher und Nachher gab: mein Zuhause, mein Name, sogar mein Aussehen. Ich wollte nicht, dass
all
meine Erinnerungen von Grund auf renoviert, überholt, erneuert wurden, so wie ihr schickes Haus am Meer. Mir gefielen sie genau so, wie sie waren.
    Meine Mutter hingegen hatte Vorstellungen, die eindeutig von meinen abwichen: Bis zur Mittagspause hatte sie mir vier Nachrichten hinterlassen. Ich besorgte mir ein durchgeweichtes, dafür preisgünstiges Käsebrot, setzte mich draußen auf die Mauer, biss ein-, zweimal hinein und hörte meine Mailbox dann wohl oder übel doch mal ab.
    »Ich bin’s, Schatz. Hab mich bloß gerade gefragt, wann genau deine Pausen sind. Ich möchte wirklich gern mit dir besprechen, wann du uns in Colby besuchen kommst. Ruf mich an.«
    Biep.
    »Mclean, ich bin’s. Ich fahre jetzt mit den Zwillingen einkaufen, ruf also bitte auf dem Handy an. Falls ich nicht rangehe, heißt das bloß, ich bin gerade in dem Funkloch kurz vor der Stadtgrenze, du kennst das ja. Dann sprich mir bitte auf die Mailbox, ich rufe so schnell wie möglich zurück. Ich kann es kaum erwarten, Pläne mit dir zu schmieden. Ich liebe dich!«
    Biep.
    »McLean? Äh, hi. Hier ist Opal   … vom Restaurant
Luna Blu
…? Ich bin hier mit deinem Vater   … Er hatte einen kleinen Unfall.« Genau in diesem Moment stockte sie. Ich hörte eine Lautsprecherdurchsage. »Es geht ihm gut, aber wir sind im Krankenhaus und er meint, seine Versichertenkarte liegt bei euch daheim, du wüsstest schon, wo. Kannst du mich unter dieser Nummer anrufen, wenn du das hier abgehört hast?«
    Biep.
    »Hallo, Schatz, ich noch mal. Ich bin vom Einkaufen zurück, hab gesehen, dass du noch nicht angerufen hast, deshalb versuch es jetzt bitte wieder auf dem Fest   …«
    Hektisch fummelte ich an dem Handy herum, drückte mehrmals auf die Austaste, um der Mailbox das Wort abzuschneiden und schnell wieder ins Hauptmenü zu gelangen, damit
ich
einen Anruf machen konnte. Mein Herz schlug auf einmal wie wild, die Worte hallten in meinem Schädel wider:
Unfall, Krankenhaus
… Und darunter, allerdings schwerer zu vernehmen:
Gut. Es geht ihm gut. Gut.
    Mein Handy brauchte ewig, um die verdammte Nummer zu wählen, jedes einzelne Klicken der Tastatur schien sich endlos auszudehnen. Gleichzeitig ließ ich meinen Blick über den Schulhof wandern, ohne irgendetwas

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