Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Befehlston am Leibe, aber in bestimmten Situationen führte er sich wie ein General auf dem Schlachtfeld auf.
Die Krankenschwester zog ein paar Blätter unter dem Metallbügel des Klemmbretts hervor und reichte eins davon Opal, die es nahm und meinem Vater nach draußen folgte. Die anderen gab sie mir, zusammen mit Dads Versichertenkarte. Sie ließ sich sehr viel Zeit mit der Übergabe, fast so, als wollte sie den endgültigen Moment des Abschieds hinauszögern.
»Falls es Komplikationen mit der Wunde gibt«, sagte sie, nachdem sie die Blätter und die Karte endlich losgelassen hatte, »sag deinem Vater bitte, meine Durchwahl steht auf den Entlassungspapieren. Ich heiße Sandy.«
»Aha«, meinte ich. Und spürte, wie Deb hinter mir schockiertzusammenzuckte – so deutlich, als würde sie plötzlich eine Riesenhitze ausstrahlen. Als ich mich zu ihr umdrehte, wunderte es mich daher nicht zu sehen, dass ihr förmlich der Mund offen stand. »Danke.«
Ich trat auf den Flur hinaus. Sie beeilte sich, zu mir aufzuschließen. Wirkte immer noch vollkommen geplättet. »Was war das denn?«, zischte sie, während wir an dem Mann im Unterhemd vorbeiliefen, der sich mittlerweile aufgerichtet hatte und von einem Arzt untersucht wurde. »Das war ja so was von unpassend.«
»Kommt trotzdem gar nicht so selten vor«, antwortete ich. Dad und Opal standen schon draußen vor der Schiebetür. »Mclean?«, rief er ungeduldig. »Lass uns endlich aufbrechen!«
Deb ging prompt schneller, gehorchte aufs Wort, wie eine gute kleine Soldatin. Ich folgte etwas langsamer, wobei mein Blick eher zufällig auf die Entlassungspapiere in meiner Hand fiel. Dort standen, in Sandys schnörkeliger Handschrift und mit rotem Stift, ihr Name sowie ihre Telefonnummer. Es wirkte wie eine Korrektur bei einer Klassenarbeit. Als wäre ein Fehler markiert worden – ein Fehler allerdings, der keiner war. Ich faltete die Blätter zusammen, stopfte sie tief in die Tasche.
Fünf
Das Geräusch kam mir seltsam bekannt vor, trotzdem wusste ich es im ersten Moment einfach nicht einzuordnen.
Dompf. Dompf. Dompf. Schepper.
Ich öffnete verschlafen blinzelnd die Augen, blickte zu der leicht schrägen Decke über meinem Bett hoch, folgte der Schräge bis zu dem Punkt, wo sie in Stuck überging … und dann stieß der Stuck an den Fensterrahmen. Daran grenzten: durchsichtiges Glas, ein bisschen Himmel und das marode Dach des Hauses mit dem Sturmkeller, den Dave als sein persönliches Refugium entdeckt hatte. Bei den gigantischen Ausmaßen des alten Kastens war ich mir allerdings gar nicht sicher, ob es sich überhaupt um ein Wohnhaus handelte. Wahrscheinlich eher ein Bürogebäude oder eine kleine Fabrik, die vor langer Zeit geschlossen worden war. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, das Grundstück von Unkraut überwuchert. Auf meinem Weg zur Bushaltestelle hatte ich einmal ein ZU VERKAUFE N-Schild bemerkt, das genauso alt und verwittert schien wie das Gebäude selbst. Doch als ich aus meiner jetzigen, eher ungewohnten Perspektive hinübersah, fiel mir plötzlich noch etwa anderes auf: ein paar aufs Dach gemalte Buchstaben, die ursprünglich rot gewesen sein mussten, im Lauf der Zeit jedoch zu einem schwachen Rosa verblasst waren. Ich konnte sie kaum entziffern, nur beidem ersten Buchstaben war ich mir fast sicher, dass es sich um ein B handelte.
Dompf. Dompf. Wusch.
Ich setzte mich auf, blickte aus dem Fenster neben meinem Bett. Dads Landrover war bereits weg. Es war zwar erst neun Uhr an einem Samstagmorgen, und er hatte am Tag zuvor von mittags bis abends quasi einhändig durchgeackert, trotz seiner Verletzung und des kleinen Ausflugs in die Notaufnahme. Doch samstags morgens war nun einmal Markt und er fuhr gern so früh wie möglich hin, um bei allem, was an dem Tag angeboten wurde, die frischeste und beste Auswahl zu haben.
Dompf. Dompf.
Lauter diesmal. Gefolgt von einem dumpfen Getöse.
Krach
.
Wahnsinn, das Haus bebte sogar leicht, ich spürte es deutlich. Dann wurde es wieder still. Einen Moment lang saß ich einfach nur da und wartete auf … was auch immer, keine Ahnung. Schwang schließlich die Beine über die Bettkante und angelte mir meine Jeans von dem Stuhl, über den ich sie vergangene Nacht geschmissen hatte. Draußen blieb es weiterhin still; das Einzige, was ich hörte, waren meine eigenen Schritte, als ich den Flur entlanglief.
Ich betrat die Küche und dachte im allerersten Moment, ich würde nach wie vor schlafen
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