Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Hand hin. Die Reporterin wich unwillkürlich leicht zurück, ehe sie die Hand nahm und schüttelte. »Wie schön, Sie wiederzusehen! Gerade erst habe ich mit dem Bürgermeister über den Artikel gesprochen, den Sie zum Thema ›Optionen der Müllentsorgung‹ geschrieben haben. Gibt einem wirklich jede Menge Denkanstöße, wobei ich mich allerdings schon ein wenig wundere, woher Sie die statistischen Fakten genommen haben, die Ihren Überlegungen zugrunde liegen.«
»Oh«, sagte die Reporterin nervös. »Tja, äh, danke.«
»Und danke dir, dass du vorbeigekommen bist.« Opal sprang der Reporterin hilfreich zur Seite. »Dass du als Stadträtin dich für unser Projekt interessierst, hilft unseren Freiwilligensehr dabei zu begreifen, wie wichtig es für alle Bewohner von Lakeview, bis hinauf zu den offiziellen Vertretern der Stadt, ist, was sie hier tun.«
»Selbstverständlich! Ich war entzückt, als man mich eingeladen hat. Wie geht es dir, Opal?« Die Stadträtin gab Opal mechanisch Küsschen links, Küsschen rechts; Opal revanchierte sich in ähnlicher Manier. Es war, als wäre die Luft um die beiden zwei, drei Grad kälter geworden. »Das Restaurant unten macht einen hervorragenden Eindruck. Wie ich hörte, habt ihr seit einiger Zeit sogar mal wieder richtig gut zu tun!«
Opal lächelte künstlich, Lippen fest zusammengepresst. »Allerdings. Danke.«
Die Stadträtin drehte sich um, ließ ihren Blick kühl und distanziert über uns Modellbauer wandern. Ich hörte, wie Leo links hinter mir lautstark einer weiteren Plastikblase den Garaus machte. Das Knallen war das einzige Geräusch im Raum, bis Lindsay Baker fragte: »Ist das deine gesamte Crew?«
»Nein, nein«, erwiderte Opal hastig. »Wir hatten heute bloß ein paar, äh, unvorhersehbare Terminprobleme. Trotzdem wollten wir nicht länger warten, sondern auf jeden Fall loslegen.«
»Großartig!« Die Stadträtin schlenderte langsam um die gesamte Modellbasis herum; ihre Absätze machten auf dem Fußboden
klack-klack-klack
. Der Fotograf schoss ein paar Bilder von ihr. Dann wandte sie sich erneut Dave zu, der seelenruhig vor sich hin werkelte. »Von außen ist es natürlich schwer zu beurteilen, aber ich bin zuversichtlich, ihr habt einen guten Start hingelegt.«
Etwas übereifrig entgegnete Opal: »Bestimmt! Wir sind überzeugt, wenn wir erst einmal das ganze Team beisammenhabenund alle mit anpacken, werden wir rasend schnell Fortschritte machen.«
»Und wann beabsichtigen Sie, fertig zu sein?«, fragte die Reporterin und schlug die nächste Seite auf ihrem Block um.
»Im Mai«, antwortete die Stadträtin.
»Wie bitte?«, sagte Opal. »Mai? Ich … ich dachte, die Hundertjahrfeier ist im Juni.«
»Das ist richtig. Aber die Festivitäten beginnen bereits am sechsten Mai und wir möchten dieses Modell im Hauptpostamt aufstellen, sozusagen als Startschuss für alles«, antwortete die Stadträtin und durchbohrte Opal mit ihrem Blick. »Ach du meine Güte, das habe ich dir doch erzählt, oder? Ich war mir ganz sicher, dass ich es erwähnt habe.«
Wir sahen wie gebannt zu Opal, die hörbar schluckte. »Äh«, meinte sie. »Eigentlich –«
»Wo zum Teufel seid ihr denn alle?«, ertönte die Stimme meines Vaters von unten am Fuß der Treppe. Jetzt zuckte
ich
zusammen. »Heute ist ein wichtiger Spieltag, an dem wir viele Gäste erwarten. Habt ihr etwa vor, mittags nicht zu öffnen?«
»Gus!«, sagte, vielmehr quietschte Opal hysterisch. Tracey, die neben mir stand, schloss in stummem Entsetzen die Augen. »Wir sind hier oben mit der Frau Stadträtin, um ihr das Modell vorzuführen.«
»Das was?«
»Das Modell«, wiederholte Opal. Sie war mittlerweile hochrot im Gesicht, räusperte sich und fuhr, an die Stadträtin gewandt, fort: »Das ist Gus Sweet. Er …«
Ihre Worte wurden von polternden Schritten auf der Treppe übertönt.
Ich rieche Menschenfleisch
, dachte ich. Imnächsten Augenblick erschien Dad auf dem Treppenabsatz. Sein Gesicht war ähnlich gerötet wie Opals, allerdings vor Ärger statt Nervosität. »Leo!«, sagte er. »Habe ich Ihnen nicht bereits vor einer Viertelstunde eingeschärft, dass das Gemüse vorbereitet werden muss? Wir machen gleich die Türen auf und die Hälfte aller Beilagen ist nicht einmal ansatzweise fertig. Und wer zum Teufel ist an der Reihe mit Tische eindecken?«
»Ich schätze, ich«, meinte Tracey unbekümmert. Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
Die Stadträtin fixierte Opal. »Ich dachte, das hier
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