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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Dabei konnte die Frau mir nicht nur nichts anhaben, ich hielt sie im Grunde für eine totale Nullnummer. Dass sie trotzdem eine solche Wirkung auf mich ausübte, war erstaunlich.
    »Dieser Raum ist ideal, und soweit ich mich erinnere, ging die Initiative, das Modell hier aufzubauen, sogar von dir aus. Vielleicht kannst du das Gus noch mal klarmachen? Ich vermute, es war ihm nicht bewusst, als er mich angerufen hat.«
    Die Reporterin hüstelte nervös, während der Fotograf sich ausgerechnet diesen Moment aussuchte, um ein Bild von Opal zu machen. Vor meinem geistigen Auge erschien prompt die dazu passende Bildunterschrift: VÖLLIG AM ENDE.
    »Ich bin ganz zuversichtlich, dass es schon richtig nach etwas aussehen wird, wenn ich euch das nächste Mal besuche«, fuhr die Stadträtin erbarmungslos fort. Blieb dicht vor mir stehen, hielt mir die Hand hin: »Ich glaube, wir wurden einander noch nicht vorgestellt. Ich bin Lindsay Baker.«
    Zu behaupten, ich wäre verblüfft, dass sie mich so direkt ansprach, wäre eine gewaltige Untertreibung gewesen. Und das galt nicht bloß für mich: Dave, der hinter ihr hockte, blickte auf, hob fragend die Augenbrauen. »Mclean Sweet«, sagte ich.
    »Tun Sie mir einen Gefallen?« Kaum hatte ich meine eigene Hand ausgestreckt, hatte die Stadträtin sie auch schon ergriffen und hielt sie entschlossen fest. »Würden Sie Ihrem Vater bitte ausrichten, dass es mich sehr gefreut hat, ihn kennenzulernen? Wären Sie so nett?«
    Ich nickte. Sie lächelte. Meine Güte, was waren diese Zähne glänzend weiß! Als würde sie überall ihr ganz persönliches Schwarzlicht mit hinnehmen.
    »Maureen?«, sagte sie über die Schulter hinweg. Wieder zuckte die Reporterin ängstlich zusammen. »Begleiten Sie mich ein Stück? Ich würde Ihnen gern ein paar meiner Überlegungen zu Ihrem Artikel mitteilen. Ciao, Opal! Wir sehen uns beim Spinning!« Sie rauschte ab, ohne auf die Reaktion der Reporterin zu warten. Ging wie selbstverständlich davon aus, dass diese schon hinter ihr hertrotten würde. Wobei »trotten« das falsche Wort war: Die Reporterin hastete an mir vorbei hinter der Stadträtin her, der Fotograf folgte ihr dicht auf den Fersen.
    Wir drei sahen ihnen ohne ein Wort nach, bis wir hörten, dass die Tür am Fuße der Treppe ins Schloss fiel. Erst dann atmete Opal tief aus und lehnte sich so erschöpft an den nächstbesten Tisch, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. »Hilfe!«, meinte sie. »Liegt es bloß an mir? Oder hat hier noch wer das Gefühl, gerade einen Schlaganfall erlitten zu haben?«
    »Sie ist ganz schön anstrengend«, sagte ich und hob die Bauanleitung auf, die Jason hatte liegen lassen.
    »Anstrengend? Hast du nicht richtig hingeschaut?«, fragte Opal erbittert. »Wie sie einfach reinplatzt und jeden überrollt? Alles an sich reißt? Das Letzte. Genauso war sie auch schon in der Schule. Dabei tut sie immer so freundlich, dass die Leute denken, sie
wäre
nett. Alles bloß Tarnung, um ihre bösen, dunklen Seiten zu verbergen.«
    Dave sah Opal mit großen Augen an. »Wow!«
    »Ich weiß.« Opal vergrub das Gesicht in den Händen. »Sie macht mich absolut wahnsinnig! Außerdem ist sie ein richtiges Spinning-As. Ich habe keine Ahnung, wie ich indiesen Schlamassel geraten konnte. Ich wollte doch nur unseren Parkplatz behalten.«
    Wir hörten stumm zu, während mein Vater unten schon wieder rumbrüllte.
    »Einen Parkplatz zu haben, ist schon sehr wichtig«, meinte ich, nachdem Opal ungefähr fünfzehn Sekunden in ihrer Vogel-Strauß-Pose verharrt hatte.
    »Es ist so   … ich meine, ich weiß genau, was ich ihr sagen möchte, ohne dabei meine Souveränität aufzugeben.« Endlich ließ Opal die Hände sinken. »Jedes Mal nehme ich mir vor, professionell zu sein, spiele im Kopf alles ganz genau durch. Aber wenn es dann tatsächlich so weit ist   – so leicht ist es dann doch nicht. Versteht ihr, was ich meine?«
    In diesem Augenblick flog die Tür unten wieder auf. »Mclean?«, rief mein Vater die Treppe hoch. »Du wolltest mit mir sprechen?«
    Als ich seine Stimme hörte, merkte ich, wie mir plötzlich das Herz in die Hose sank, denn mir fiel schlagartig wieder ein, warum ich überhaupt hergekommen war. Ich sah Opal an und beantwortete dann sowohl ihre als auch die Frage meines Vaters mit denselben Worten: »Ja, das tue ich.«
     
***
     
    Seit der Scheidung und dem anschließenden Triumph zu entdecken, dass ich wider Erwarten tatsächlich eine Wahl hatte   – und eine eigene

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