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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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meinen Auftraggeber aus seinem Bezirk verdrängen. Das gefiel dem natürlich weniger. Zumindest musste ich in das Haus des Totgeweihten einbrechen. Nur hatte ich mich vor dem Einstieg nicht ausreichend über die Sicherheitsmaßnahmen des Dicken erkundigt. Ich steige also über ein offenes Fenster in sein Zwei-Etagen-Haus ein und will mich nach oben in sein Schlafzimmer schleichen. Auf einmal steht aber so ein riesiger Typ vor mir im Türrahmen und versperrt mir zähnefletschend den Weg. Er kam aus dem Nichts. Der Riese war, wie sich herausstellte, sein Leibwächter. Der Kerl überragte mich um einen Kopf und hatte sich die Oberarme im Fitnessstudio kräftig aufgepumpt. Im Nahkampf hätte ich mich schwer mit ihm getan.«
    » Und dann?«, fragt Hanna interessiert.
    » Der Clou kommt gleich. Wir standen uns in einem Abstand von fünf Metern gegenüber und beäugten uns von oben bis unten wie vor einem Duell im wilden Westen. Der Kerl lächelte schon siegesgewiss und ballte angriffslustig die Fäuste. Er war drauf und dran, auf mich loszugehen. Da ich mich nicht mit ihm prügeln wollte, zückte ich blitzschnell meine Pistole. Eigentlich wollte ich sie nicht einsetzen, weil mein Auftraggeber kein Blutbad am Tatort sehen wollte. Das war mir unter den veränderten Umständen herzlich egal. Ich musste ja irgendwie auf die Situation reagieren. Die Kraftverhältnisse hatten sich gedreht. Und jetzt kommt das Beste: Das überhebliche Lächeln verschwand schlagartig aus dem Gesicht des Kolosses. Er stierte auf die Waffe, dann in mein Gesicht und wieder auf die Waffe. Ich wollte ihn erschießen, hatte den Finger schon am Abzug, doch vorher verdrehte er die Augen und sackte in sich zusammen wie ein entgräteter Fisch. Von einem Moment auf den anderen lag er auf dem Boden, als wäre er den Klitschkos im Boxring begegnet.«
    Hanna stößt eine Mischung aus Lachen und Husten aus. »Das hast du dir ausgedacht, gib es zu!«
    » Nein«, weise ich die Anschuldigung zurück. »Ich konnte es auch kaum glauben. Das Riesenbaby fiel vom Anblick meiner Waffe in Ohnmacht. Einfach so. Zack, lag er da!«
    » Wie ging es weiter?«
    » Hm«, überlege ich. »Ich habe den Job erfolgreich erledigt und bin wieder von dort abgehauen. Der Rest war unspektakulär.«
    » Und was wurde aus dem Leibwächter?«, drängt Hanna.
    » Den habe ich an Ort und Stelle liegen gelassen. Weiß der Teufel, wann er wieder zu sich gekommen ist! Jedenfalls war er nach dem Aufwachen arbeitslos.«
    » Aber wenigstens noch am Leben«, bemerkt Hanna mit einem sanften Klang in der Stimme.
    » Ja«, beende ich mein Lügenmärchen. Ich habe hinterher erfahren, dass der Muskelberg während der Ohnmacht an seiner Zunge erstickt ist. Damals habe ich mich darüber fast totgelacht, heute stimmt es mich sehr nachdenklich. Der Kerl war nur ein übergroßer Teddybär, vermutlich von der harmlosesten Sorte, die es gibt. Viel Muskeln und nichts dahinter. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich hätte ihm mit erster Hilfe vielleicht noch das Leben retten können, habe es aber nicht getan, weil der Typ mir schlichtweg am Arsch vorbei ging. Hanna muss davon nichts wissen. Ich konnte sie vorläufig mit der Geschichte aufmuntern und von ihrem eigenen Schicksal ablenken, nur das ist wichtig.
    Ruhe kehrt in das Zimmer ein. Ich neige mich noch mal zu Hanna hinüber.
    Sie vergießt keine Tränen mehr und lächelt ansatzweise. »Danke«, sagt sie geradeheraus.
    Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Brustkorb aus. Ich bin zutiefst gerührt von diesem einfachen Wort. Aus ihrem Mund kommt das einem Ritterschlag gleich. Wer spricht dem Killer seiner geliebten Mutter schon seinen Dank aus? »Für was?«, wispere ich verlegen. »Für die Geschichte?«
    » Nein, dafür, dass du dich um mich gekümmert hast.«
    » Das war selbstverständlich. Sollte ich dich etwa bei Kingston zurücklassen?«
    Hannas Lächeln verschwindet. Sie wendet mir den Rücken zu und flüstert beinahe. »Es ist wirklich schade.«
    Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Was ist schade?«
    » Dass du deine gute Seite nicht eher entdeckt hast. Wir hätten uns prima vertragen können.« Ihre Worte klingen auf einmal kühl, fast schon frostig.
    Mir verschlägt es für einige Sekunden die Sprache. Ich bin enttäuscht. Für einen Augenblick habe ich so etwas wie Zuneigung und Freundschaft in Hannas Augen erkannt, abrupt verpasst sie mir direkt im Anschluss eine eiskalte Dusche, die mich wieder in meine Schranken verweist. Der

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