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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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Zeit für eine kräftige Portion Männerhygiene. In meinem Fall hieß das: Morgentoilette, Nassrasur und eine heiße Dusche.
    Ich arbeitete die Punkte in der genannten Reihenfolge ab und fühlte mich wie ein neuer Mensch. Nicht wie einer, der Bäume ausreißen könnte, aber kleinere Sträucher wären machbar gewesen. Es kribbelte in meiner Brust. Die Arbeit rief schon wieder nach mir, und ich antwortete.
    Ich beschloss , noch ein bisschen in Leipzig zu bleiben, und prägte mir eine der Anschriften, die ich mir aus Hannas Adressbuch notiert hatte, gut ein. In dem Adressbuch wurde hinter den betreffenden Personendaten ein vielsagender Kussmund eingezeichnet. An dieser Person musste Hanna besonders viel liegen.
    Anschließend ging ich in den Speisesaal des Hotels und nahm mein bezahltes Frühstück ein. Ich hielt mich an Eier, Speck und Brötchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Das Essen war reichlich und vernünftig gewürzt. Ich bestand auf einen großzügigen Nachschlag. Dafür erntete ich einen schiefen Blick vom Kellner des Hauses. Dennoch tat er mir ohne Widerworte auf, wohl wissend, dass ich ihn sonst durch die Mangel gedreht hätte. Nach der herzhaften Mahlzeit checkte ich aus und begab mich zu meinem Mobby. Ich stelle mir mein Auto manchmal als Hund vor und erwarte, dass es mit dem Auspuff wedelt oder mit den Scheinwerfern aufblinkt, wenn es mich sieht. Mobby tut selbstverständlich nichts dergleichen. Trotzdem ist mir mein verlässlicher Partner ans Herz gewachsen. Die Liebe mag einseitig sein, nichtsdestotrotz ist sie echt.
    Ich stieg in den Wagen, küsste das Lenkrad und grinste fröhlich vor mich hin. Danach tippte ich die Adresse in das nachträglich eingebaute Navigationsgerät ein und startete den Motor.
    Mobby bellte auf, und wir fuhren in Leipzig Gassi.
     
    Für eine Observation braucht man in erster Linie Geduld und Disziplin. Es gibt Leute, die keine fünf Minuten still sitzen können oder jede Stunde mindestens einmal pinkeln müssen. Für diese Menschen wäre meine damalige Tagesaufgabe der blanke Horror gewesen. Ich habe dagegen keine Probleme mit dem süßen Nichtstun, hatte ich noch nie. Man kann in seinem Auto entspannen, Radio hören und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Es gibt schlimmere Arbeiten auf Erden.
    Ich hatte Mobby zur Wohnung einer Freundin von Hanna manövriert. Ich wollte sie über Hanna ausquetschen und bestenfalls den derzeitigen Aufenthaltspunkt meines Opfers in Erfahrung bringen. Das Mädchen hieß Evelin Rajkowitz und hauste recht komfortabel in einer Doppelhaushälfte in einem Leipziger Vorort. Ob sie Mieterin oder Besitzerin der Immobilie war, konnte ich nicht beurteilen. Ich stufte diesen Fakt zunächst für unwichtig ein. Ich stellte lediglich die Überlegung auf, dass sie als Besitzerin so eines Anwesens keine Studentin mehr sein konnte. Oder war sie von Beruf Tochter? Eigentlich machte mich die Frage doch neugierig.
    Das Haus hatte das Aussehen eines Legosteins und wurde in der Mitte farblich in zwei Bereiche getrennt. Evelin lebte in der hellblauen Seite; ihre Nachbarn hatten sich für einen beigen Anstrich entschieden. Das Haus war ein Neubau mit vielen Fenstern und einer idyllischen Dachterrasse für jede Partei.
    Ich hatte mich heimlich auf dem Grundstück umgeschaut und festgestellt, dass Evelin leider nicht zu Hause war. Ihre Eingangstür wurde von einem modernen Schloss mit integriertem Chip gesichert, sodass meine bescheidenen Einbruchskünste an ihre Grenzen stießen. Ich entschloss mich deshalb für die altmodische Methode des Auflauerns. Ein bisschen Abwechslung konnte nicht schaden. Und Ruhe sowieso nicht. Ich setzte mich in meinen BMW und wartete auf die Ankunft von Hannas Freundin. In der ruhigen Straße erregte ich mit meiner Anwesenheit keine Aufmerksamkeit. Es liefen kaum Menschen an mir vorbei; die Wenigsten achteten auf die parkenden Autos am Straßenrand. Kein Wunder: Ich stand in einer abgeschiedenen Allee voller Kastanienbäume zehn Kilometer vom Standzentrum Leipzigs entfernt. Hier, im Abseits der Stadt, tickten die Uhren wieder langsamer.
    Ich wartete und wartete, gelassen wie Buddha. Die Stunden zogen wie eine Maschine an mir vorbei. Stetig und zielorientiert. In der Beziehung bin ich sehr geduldig. Ich kenne die Zeit. Sie kann mich nicht ärgern. Ich nutzte die Stunden, um die Metamorphose der Natur zu beobachten. Das erste Laub legte sich bedächtig auf die Motorhaube meines Wagens. Ein rotes Eichhörnchen hüpfte durch die

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