Storm: Thriller (German Edition)
könnt der polizei von dc ausrichten dass das kein witz ist. wir haben auf der löwenstatue vom law enforcement memorial bei der d-Street einen fingerabdruck hinterlasen. den gleichen den wir schon mal hinterlasen haben.
Colleen drehte sich zurück zu ihrem Schreibtisch.
»Soll ich die Polizei anrufen?«, wollte Brent wissen.
»Nein, das mache ich selber. Du rufst die Druckerei an. Sag ihnen, dass wir ein, zwei Tage Verspätung haben und dass ich dieses Mal zwanzigtausend Exemplare brauche, plus tausend von der vorherigen Ausgabe, zur Überbrückung.«
» Zwanzigtausend?«
»Ganz genau. Und falls die Verkäufer nachfragen, dann sagst du ihnen, dass sich das Warten lohnen wird«, sagte sie. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte Colleen. »In dieser Woche können sie sich alle ein bisschen was Besseres zu beißen leisten.«
42
Sobald wir von den E-Mails an die True Press erfahren hatten, rief ich eine alte Bekannte in der Computerabteilung des FBI an, Anjali Patel. Wir hatten vor einiger Zeit gemeinsam den Fall eines Serienkillers, der sich DCPK genannt hatte, bearbeitet, und ich wusste, dass sie auch großem Druck standhalten konnte.
Kurze Zeit später standen wir gemeinsam in der Redaktion der Obdachlosenzeitung, bestehend aus einem einzigen Raum, der kostenlos von einer Kirche in der E-Street zur Verfügung gestellt wurde.
»Sie können uns nicht daran hindern, das zu drucken!«
Das war der erste Satz, den wir von Colleen Brophy zu hören bekamen, nachdem wir uns vorgestellt hatten. Ms. Brophy, die Chefredakteurin des Blattes, hämmerte ungerührt auf ihre Tastatur ein, während wir uns zusammen mit drei weiteren Mitarbeitern in dem Zimmerchen drängten.
»Wer hat diese E-Mails als Erster geöffnet?«, fragte ich.
»Das war ich.« Ein etwas abgerissener College-Student hob die Hand. Auf seinem T-Shirt stand FRIEDEN , FREIHEIT UND FREIBIER . »Ich bin Brent Foster«, fügte er hinzu.
»Brent, ich möchte Ihnen Agentin Patel vorstellen. Sie ist Ihre neue beste Freundin«, sagte ich. »Sie wird Ihren Computer ganz genau unter die Lupe nehmen. Und zwar auf der Stelle .« Ich hatte lange genug mit Patel zusammengearbeitet, um mir sicher zu sein, dass sie mit dieser Aufgabe gut alleine klarkam.
»Und, Ms. Brophy?«, sagte ich anschließend und hielt die Tür zum Flur hin auf. »Könnte ich Sie bitte kurz draußen sprechen?«
Widerwillig stand sie auf und schnappte sich nebenbei noch ein Päckchen Zigaretten. Ich folgte ihr bis zum Ende des Flurs, wo sie ein Fenster aufmachte und anfing zu rauchen.
»Können wir das vielleicht möglichst schnell hinter uns bringen? Ich habe heute noch eine Menge auf dem Zettel«, sagte sie.
»Bestimmt«, erwiderte ich. »Aber jetzt, wo Sie Ihre Schlagzeile haben, bin ich auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Immerhin handelt es sich um einen Mordfall.«
» Selbstverständlich «, lautete ihre Antwort. Als hätte sie uns bisher nicht das Gefühl vermittelt, genauso willkommen zu sein wie zwei Herpes-Viren. Viele Obdachlose – und in der Konsequenz auch die, die sich für ihre Belange einsetzen – betrachten die Polizei tendenziell als Gegner und weniger als Verbündete. Das war mir klar, aber ich dachte Pech gehabt .
»Viel kann ich Ihnen nicht sagen«, meinte sie. »Die E-Mails haben wir vor wenigen Stunden bekommen. Wenn dieser Wexler nicht der Absender ist, dann habe ich keine Ahnung, wer sonst.«
»Ich verstehe«, sagte ich. »Aber wer immer das war, er hat Ihrer Zeitung damit einen Riesengefallen getan, finden Sie nicht? Daher frage ich mich, ob es nicht irgendetwas gibt, womit Sie mir weiterhelfen könnten.«
»Er hat aber auch den Nagel ziemlich voll auf den Kopf getroffen, finden Sie nicht?«
Ihre maschinengewehrartige Sprechweise und ihre hyperaktiven Hände erinnerten mich an meinen alten Freund aus FBI -Tagen, Ned Mahoney. Noch nie hatte ich jemanden so schnell rauchen sehen … nicht wie Ned, sondern wie Brophy.
»Ich hoffe, Sie wollen diese Typen nicht irgendwie zu Helden stilisieren«, sagte ich.
»Also, bitte, das brauchen Sie mir nicht extra zu sagen. Ich habe ein abgeschlossenes Journalistik-Studium an der Columbia. Und außerdem brauchen die uns gar nicht, damit wir sie zu irgendetwas machen. Sie sind ja schon berühmt … und in den Augen derjenigen, die sich trauen das zuzugeben, auch Helden.«
Mein Herzschlag beschleunigte sich. »Ich finde Ihre Wortwahl, ehrlich gesagt, ziemlich verwunderlich. Diese Irren haben vier Menschenleben auf dem Gewissen.
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