Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
Sie hatte sich piekfein herausgeputzt, trug einen maßgeschneiderten weißen Leinenanzug, High Heels mit Fersenriemen und dazu ein perfektes Make-up. Sie sah, um ehrlich zu sein, absolut hinreißend aus. Aber bei wem wollte sie damit Eindruck schinden?
    Ich holte einmal tief Luft und unternahm einen erneuten Versuch, zu ihr durchzudringen.
    »Was ist denn aus deiner Konferenz geworden?«, erkundigte ich mich.
    Zum ersten Mal wandte Christine den Blick ab und starrte eines der Schwarzen Bretter an der Flurwand an. Es hing voller Wachsmalbilder von Autos, Flugzeugen, Eisenbahnen und Schiffen. Die Überschrift VERKEHRSMITTEL bestand aus einzelnen Buchstaben aus Bastelpapier.
    »Hast du das von Ali schon gesehen?«, sagte sie und deutete auf ein Segelboot. Natürlich hatte ich das gesehen.
    »Christine, schau mich an. Gibt es überhaupt eine Konferenz?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blinzelte mehrfach. »Tja, und wenn nicht, was dann? Ist es so ein Verbrechen, dass ich meinen Sohn vermisse? Dass ich gedacht habe, er wünscht sich, mit seiner Mommy und seinem Daddy im gleichen Zimmer zu sein, wenigstens einmal. Oh, Gott, Alex, was ist bloß aus dir geworden?«
    Anscheinend gab es auf alles eine Antwort, nur nicht auf meine Fragen. Das Einzige, was ich ihr wirklich glaubte, war, dass sie Ali liebte und dass er ihr fehlte. Aber das war eben nicht genug.
    »Okay, wir machen jetzt Folgendes«, sagte ich. »Wir gehen jetzt ein Eis essen. Danach kannst du dich verabschieden und dann siehst du ihn im Juli wieder, so wie immer. Falls irgendetwas dazwischenkommen sollte, treffen wir uns bei der Schlichtungsstelle wieder. Das garantiere ich dir, Christine. Also lass es nicht darauf ankommen.«
    Zu meiner großen Überraschung fing sie an zu lächeln. »Mach doch ein Abendessen daraus. Nur wir drei. Und anschließend bin ich ein braves Mädchen und steige in mein Flugzeug nach Seattle. Wie wäre das?«
    »Ich kann nicht«, sagte ich.
    Ihre Lippen wurden erneut zu einem harten, schmalen Strich. »Du kannst nicht? Oder willst du nicht?«
    Die korrekte Antwort lautete Sowohl als auch , aber noch bevor ich etwas sagen konnte, ging die Tür des Sekretariats auf, und Ali stand da. Er sah so alleine aus und so verängstigt.
    »Wann können wir endlich los?«, wollte er wissen.
    Christine nahm ihn in den Arm, genau wie gestern Abend. Und das immerhin muss ich ihr lassen: In ihrem Blick lag keine Spur des Gewittersturms mehr, den ich vor einer Sekunde noch dort gesehen hatte.
    »Weißt du was, mein Schätzchen? Wir gehen jetzt ein schönes Eis zusammen essen. Du, ich und Daddy, jetzt sofort. Was hältst du davon?«
    »Kann ich zwei Kugeln haben?«, war seine erste Reaktion.
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. »Du bist und bleibst eben Geschäftsmann, stimmt’s, kleiner Mann? Also gut, zwei Kugeln. Warum nicht?«
    Als wir das Schulgelände verließen, nahm Ali uns beide an die Hand, den einen links, die andere rechts, und alle lächelten. Trotzdem war ich mir vollkommen darüber bewusst, dass Christine sich keine einzige klare Zusage hatte entlocken lassen.

50
    Als ich schließlich verspätet zu meiner Sitzung im Hoover Building eintraf, war es 18.15 Uhr. Ich trug mich beim Empfang ein und stieg in den Fahrstuhl.
    Die Abteilung für Informationsaustausch und Datenanalyse, in der Agentin Patel arbeitete, hätte in jedes x-beliebige Großunternehmen gepasst – ein Labyrinth aus hässlichen, braun-roten Büroabteilen, abgehängte Decken, fluoreszierende, kastenförmige Neonleuchten. Der einzige Hinweis auf die Arbeit, die hier erledigt wurde, war vielleicht die endlose Zahl an Computern. Auf jedem Schreibtisch standen mindestens ein interner und zwei externe Rechner. Aber die Dinge, die wirklich nach Science-Fiction aussahen – die gewaltigen Server und die Monitorwände zum Beispiel –, die waren hinter verschlossenen Türen untergebracht.
    Patel zuckte zusammen, als ich an die halbhohe Wand ihres Büroabteils klopfte.
    »Alex! Mein Gott! Haben Sie mich erschreckt!«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Und bitte entschuldigen Sie, dass ich so spät dran bin. Ich nehme an, Agent Siegel ist gar nicht mehr hier, oder?« Ich war zwar nicht besonders scharf darauf, meinen Arbeitstag mit ihm zu beenden, aber immerhin, im Namen der Zusammenarbeit, war ich gekommen.
    »Er hatte keine Lust mehr zu warten«, sagte sie. »Wir sollen uns im Besprechungszimmer des SIOC mit ihm treffen.«
    Sie wählte seine Büronummer und

Weitere Kostenlose Bücher