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Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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eingeschlossen«, sagte sie. »Die Zeta-Funktion bildet das Kernstück von Riemanns Hypothese, die zweifellos das größte ungelöste Problem der modernen Mathematik ist. Im Jahr 2000 hat das Clay Institute eine Belohnung von einer Million Dollar für denjenigen ausgesetzt, der den Beweis erbringen kann.«
    »Welchen Beweis, bitte entschuldige?«, sagte ich. »Vor dir sitzen zwei Highschool-Algebra-Versager.«
    Sara setzte sich auf. So langsam fing sie Feuer. »Im Prinzip geht es darum, die Häufigkeit und die Verteilung aller Primzahlen bis zur Unendlichkeit zu beschreiben, und genau das macht es so schwierig. Mit den ersten anderthalb Milliarden Primzahlen wurde die Hypothese bereits abgeglichen, aber man muss sich natürlich fragen: Was sind anderthalb Milliarden im Vergleich zur Unendlichkeit?«
    »Genau die Frage habe ich mir auch gerade gestellt«, sagte Sampson mit todernster Miene.
    Sara lachte. Sie sah fast noch genauso aus wie damals, als wir unsere Hosentaschen noch nach Kleingeld für einen Krug Bier durchwühlt haben. Das gleiche schnelle Lächeln, die langen Haare, die ihr über den Rücken fielen.
    »Und was ist mit den beiden Zahlenreihen?«, wollte ich wissen. Die Zahlenreihen, die den Opfern in die Stirn geritzt worden waren.
    Sara blickte kurz auf das Blatt, beugte sich dann über ihren Laptop und gab die Zahlen auswendig in die Google-Befehlszeile ein.
    »Ja, genau. Das habe ich mir gedacht. Mersenne 42 und 43. Zwei der größten bis heute bekannten Primzahlen.«
    Ich machte mir nebenbei ein paar Notizen, ohne jedoch wirklich zu wissen, was ich da eigentlich notierte. »Okay, nächste Frage«, sagte ich. »Was soll’s?«
    »Was soll’s?«
    »Nehmen wir mal an, Riemanns Hypothese ließe sich beweisen. Was passiert dann? Warum interessiert sich überhaupt jemand dafür?«
    Sara wog ihre Antwort sorgfältig ab. »Ich denke, es geht vor allem um zwei Dinge. Mit Sicherheit ist die eine oder andere praktische Anwendung denkbar. Der Bereich der Verschlüsselungstechnologie könnte mit so etwas eine Revolution erfahren. Geheimcodes zu entwerfen beziehungsweise sie zu entschlüsseln, das würde sich plötzlich auf einem völlig anderen Niveau abspielen. Es könnte also sein, dass euer Täter sich mit so etwas beschäftigt.«
    »Und Nummer zwei?«, wollte ich wissen.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist dieses ›Weil es eben da ist‹. Diese Frage ist ein theoretischer Mount Everest – mit dem Unterschied, dass der Everest tatsächlich schon bezwungen worden ist. Im Gegensatz zu diesem Problem hier. Riemann selbst hat deswegen einen Nervenzusammenbruch erlitten. Und dieser Typ aus dem Film A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn ? John Forbes Nash. Er war absolut besessen davon.«
    Sara nahm sich das Blatt mit den Zahlenfolgen und hielt es uns vor die Nase, damit wir es sehen konnten. »Ich will es mal so formulieren«, sagte sie dann. »Falls ihr nach etwas sucht, was einen Mathematiker wirklich in den Wahnsinn treiben könnte, dann ist das hier mit Sicherheit ein Ansatzpunkt. Ist es so, Alex? Sucht ihr nach einem verrückten Mathematiker?«

59
    Schon vor Sonnenaufgang hatten Mitch und Denny D. C. hinter sich gelassen. Denny saß am Steuer des alten, weißen Suburban, wie immer. Er hatte Mitch am Tag zuvor ein paar leicht verdauliche Brocken hingeworfen, dass er jetzt, wo er ein »richtiger Mann« war, wieder Kontakt zu seinen Leuten aufnehmen müsste und so weiter. Mitch hatte alles brav geschluckt und es sich sogar zu eigen gemacht.
    Aber in Wahrheit war es so: Je weniger Mitch von den wahren Gründen für diesen kleinen Ausflug wusste, desto besser.
    Die Fahrt nach Johnsonburg, PA, oder, wie Denny dachte, als sie dort eintrafen, Johnsonburg, PUUH , dauerte rund fünf Stunden. Die Papierfabriken hier oben gaben den gleichen säuerlichen Gestank ab wie die am Androscoggin in Maine, dort, wo er aufgewachsen war. Es war eine unerwartete, leise Erinnerung an seine Herkunft aus der weißen Unterschicht, an die Wurzeln, die er vor zwanzig Jahren endgültig gekappt hatte. Seither hatte er mehr als einmal die Welt umrundet, und dieser kleine Ort hier war für ihn schon mehr Heimat, als er eigentlich vertragen konnte.
    »Und wenn sie nich mit mir redn will, Denny?« Es war das fünfundachtzigste Mal an diesem Morgen, dass Mitch diese Frage stellte. Je näher sie kamen, desto schneller sauste sein Knie auf und ab. Den gelben Stoffaffen auf seinem Schoß hielt er mit aller Gewalt gepackt, als wollte er das

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