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Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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wusste, dass er sich so oder so mit Selbstvorwürfen quälen würde, ganz egal, was ich sagte, also stellte ich sämtliche Beschwichtigungsversuche ein und fing an zu handeln.
    »Er kann nicht weit sein«, sagte ich. »Er ist ja nicht in ein Taxi gesprungen oder so was. Wir suchen die Umgebung ab, und wenn es die ganze Nacht dauert. Ich gebe sofort eine Fahndungsmeldung an alle Dienststellen raus. Mehr Personal auf den Straßen. Vielleicht bekommen wir morgen früh auch noch ein paar Leute aus der Festnahmeeinheit dazu. Das sind richtige Bluthunde. Wir kriegen ihn.«
    Sampson nickte und setzte sich ohne ein weiteres Wort in Bewegung. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
    »Was hast du gesagt, wie heißt der Typ?«, wollte er wissen, als ich neben ihm war.
    »Stanislaw Wajda«, sagte ich.
    »Stanislaw …?«
    »Wajda.«
    »Scheiß drauf. Wenn wir ihn haben, dann kann ich die Aussprache immer noch lernen.«

90
    Es dauerte drei Tage, bis wenigstens die Andeutung eines Fortschritts in Sichtweite war. Kein Talley. Kein Hennessey. Kein Wajda.
    Und dann geschah das Schrecklichste.
    Am Freitagmorgen, zum dritten Mal in diesem Monat, bekam ich in aller Frühe einen Anruf von Sampson. Wieder eine Leiche. Wieder war ein Junkie zu Tode geprügelt worden, und auch ihm war ein seltsames Zahlenkauderwelsch auf Stirn und Rücken geritzt worden.
    Aber dieses Mal war etwas anders als sonst, und damit änderte sich alles.
    »Stanislaws Einkaufswagen liegt neben der Leiche«, sagte Sampson. »Zumindest glaube ich, dass er das ist. Die Dinger sind ja nicht so leicht zu unterscheiden.« Seine Stimme klang heiser. Ich glaube nicht, dass er seit Wajdas Verschwinden viel Schlaf bekommen hatte. »Der arme Kerl sieht aus, als wäre er gerade mal achtzehn Jahre alt, Alex.«
    »Sampson, kommst du klar?«, erkundigte ich mich. »Du hörst dich an, als wärst du ziemlich neben der Spur.«
    »Ich hoffe es jedenfalls.«
    »Es ist nicht deine Schuld, John. Das ist dir doch klar, oder?«
    Er war immer noch nicht in der Lage, diese Frage zu beantworten, sondern sagte nur: »Du brauchst nicht herzukommen.«
    »Ich komme«, sagte ich. »Selbstverständlich komme ich.«

91
    Das Bild, das sich am Farragut Square bot, kam mir auf deprimierende Weise bekannt vor. Ich kann gar nicht sagen, was schlimmer ist – der Schock, wenn man ein bestimmtes Bild noch nie gesehen hat, oder die drückende Last, wenn man es einmal zu oft gesehen hat.
    »Der Einkaufswagen gehört jedenfalls eindeutig ihm«, sagte Sampson. »Gerade eben haben wir das da gefunden.«
    Er zeigte mir einen Indizienbeutel mit meiner verschmutzten Visitenkarte. Es war ein Gefühl, als hätte mir jemand einen Tritt gegen den Kopf verpasst. Was für ein Wirrwarr.
    »Außerdem haben wir auf dem Gestänge des Wagens Blutspuren und im unteren Fach einen abgesägten Vorschlaghammer entdeckt. Vermutlich die Mordwaffe.«
    »Ich habe nachgedacht«, sagte ich. »Gleich beim Lindholm gibt es eine lange Unterführung. Dort übernachten immer viele Obdachlose. Vielleicht hat er sich dort seine Opfer gesucht.«
    »Kann ja sein«, meinte John. »Aber warum hat er sie dann erst den ganzen Weg hierhergekarrt? Ich kapier das einfach nicht. Warum die K-Street?«
    Alle Opfer dieser Mordserie – ausgenommen Anjali Patel, die Kyle Craigs Imitation zum Opfer gefallen war – waren irgendwo in der K-Street zurückgelassen worden, immer in der Nähe einer Kreuzung mit einer Primzahlen-Straße – erst die Dreiundzwanzigste, dann die Dreizehnte und jetzt die Siebzehnte. Nach zwei Vorfällen war es noch nicht so leicht zu erkennen gewesen, aber jetzt sprang das Muster deutlich ins Auge. Ob der Buchstabe »K« in der Mathematik irgendetwas zu bedeuten hatte? Ich wusste es nicht, und außerdem: »Dieser Mann ist wahnsinnig, Sampson. Das ist die einzige Konstante bei dem Ganzen. Da können wir wahrscheinlich noch lange nach einem Motiv suchen.«
    »Oder nach ihm«, entgegnete John und deutete mit dem Daumen auf den Einkaufswagen. »Was immer der Grund sein mag, dass er seine Sachen hiergelassen hat, irgendetwas hat sich verändert, Alex. Ich weiß nicht, was, aber irgendwie habe ich das Gefühl, als würden wir diesen Kerl nie wiedersehen. Ich glaube, er ist jetzt schon Geschichte.«

92
    Stanislaw Wajda wachte langsam auf und blinzelte. Zuerst konnte er kaum etwas erkennen. Vages Helldunkel, verschwommene Umrisse, mehr nicht. Doch dann nahmen die Dinge langsam Gestalt an. Eine Wand. Betonsteine.

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