Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
man wohl mit so was rechnen«, sagte ich.
Er warf mir einen verdutzten Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. Er stellte eine zugedeckte Schüssel auf den Tisch und entkorkte eine Weinflasche. »Ist wohl so. Ich bin übrigens Todd. Das ist pollo en mole , eine Spezialität des Kochs.«
»Ich habe schon gegessen.«
»Der Wein ist von einem hiesigen Winzer. Ein ziemlich guter, soweit ich sagen kann. Ich bin nicht so der Wein-Typ.«
»Du kannst das alles wieder mitnehmen, Todd. Ich werde nichts essen und trinken, das mir Drachen servieren, die mich umbringen wollen. Mit ihrem Feuer können sie mich nicht grillen, aber mit Gift dürften sie mehr Erfolg haben.«
Todd verzog keine Miene. »Sie wollen dich nicht töten, sie wollen nur mit dir reden. Schau, ich mach dir den Vorkoster.« Er nahm sich eine Gabel und schob sich einen tropfenden Bissen des Hähnchengerichts in den Mund. »Mmh! Verdammt lecker. Ich liebe Poblamo-Paprikas. Nicht so scharf wie Habanero -Chilis, aber trotzdem lecker. Probier mal!«
»Später vielleicht«, sagte ich.
Ich ließ mich wieder aufs Bett sinken und überlegte, was ich unternehmen konnte. Ich glaubte Todd, dass es den Drachen egal wäre, wenn ich ihn tötete. Er war einfach ein weiterer Lakai, ein Hausdiener, wenn auch ein gut bezahlter. Offenbar hielten sie mich für so nett, keinen Unschuldigen zu verletzen. Oder wenn ich ihn verletzte, ihn als Geisel nahm, ihn über den Balkon warf oder ihn tötete, würde ich den Drachen damit bestätigen, dass ich das Monster war, für das sie mich hielten.
Todd nahm einen Schluck von dem Wein, um mir zu zeigen, dass er auch nicht vergiftet war. Dann deckte er die Schüssel wieder ab, um das Essen warm zu halten. Todd machte seinen Job sehr gewissenhaft.
»Bist du in Ordnung?«, fragte er. Er kam zu mir herüber und setzte sich neben mich aufs Bett, wobei er den Elektroschocker an seinem Gürtel auf seine mir abgewandte Seite schob. »Ich mache eine Ausbildung zum Masseur, also kann ich dich massieren, wenn du möchtest. Nacken und Schultern oder Ganzkörpermassage, mit Kleidern oder ohne. Oder wenn du Lust auf Sex hast, gehört das auch zum Service.«
Ich sah ihn irritiert an. »Bietest du das allen Gästen an? Und Gefangenen?«
»Klar. Das gehört zu meinem Job.«
»Und wenn ich ein Mann wäre?«
Todd lachte. »Dann hätte ich eine Frau reingeschickt. Oder einen Schwulen.«
»Die kümmern sich wirklich rührend um ihre Gäste, was?«
»Und wie! Ich würde sagen, entspann dich einfach und genieß es! In ein paar Tagen werden sie mit dir reden und dich dann gehen lassen. Im Badezimmer sind saubere Handtücher, wenn du duschen möchtest, und Bademäntel in deiner Größe. Ich kann deine Kleider nach unten mitnehmen und waschen lassen.«
»Was ich wirklich brauche, Todd, ist ein Telefon.«
»Sorry, das geht leider nicht.«
»Macht dir das gar nichts aus, dass ich hier gegen meinen Willen festgehalten werde?«
Todd stand auf und achtete darauf, dass ich seinen Hintern gut im Blick hatte, als er in den Spiegel sah und sich das Haar glatt strich. »Nein, weil sie mir gesagt haben, dass du ihre Feindin bist, und sie sind verdammt coole Typen. Keine Drogendealer oder so was, nur Geschäftsmänner. Wenn sie dich also nicht weglassen wollen, bevor sie mit dir reden können, haben sie einen guten Grund dafür.«
»Sicher. Warum gehst du jetzt nicht, Todd, damit ich essen kann? Oder duschen? Oder vom Balkon springen, wonach mir eben ist?«
Er grinste mich im Spiegel an. »Du siehst nicht aus wie der Typ, der Selbstmord begeht; du siehst aus wie der Typ, der versucht, sich herauszureden. Darum lassen sie dich auf den Balkon raus. Aber es ist ziemlich kalt heute Nacht. Vielleicht machst du lieber die Balkontür zu.«
»Danke für den Hinweis.«
»Gern geschehen.« Todd ging auf die Zimmertür zu. »Du siehst ziemlich gut aus. Also, wenn du deine Meinung zum Thema › Sex ‹ änderst, klopf einfach und sag dem Wächter draußen, er soll mich wieder reinlassen.«
»Ich denke darüber nach«, sagte ich trocken.
»Super. Gute Nacht!«
Todd klopfte leise an die Tür, sie wurde von außen geöffnet, und mein umgänglicher Gefängniswärter ging beschwingt hinaus. Die Männer, die in der Halle postiert waren, hielten sich erst gar nicht damit auf, hereinzuschauen, mir böse Blicke zuzuwerfen oder etwas Schurkisches zu tun. Einer von ihnen zog einfach die Tür wieder zu und schloss ab.
Ich nestelte hastig den Spiegel unter dem Bett hervor.
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