Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
»Ich vermute, du hast das alles mitbekommen.«
»Hab ich. Bitte sag ihm, dass du Sex willst, und bitte lass mich zuschauen! Er klingt göttlich .«
Ich hielt die Spiegelscherbe vor den anderen Spiegel. »Konzentrier dich!«
»Ach, du bist so eine alte Langweilerin!«
Ich wollte mich hier nicht vergnügen, ich wollte hier raus. »Zeig mir, was in diesem verdammten Haus vor sich geht! Und da du schon dabei bist, schrei nach Mick! Ich muss ihn finden.«
»Womit soll ich anfangen, Schätzchen? Für beides gleichzeitig reichen meine Kräfte nicht. Und außerdem hasst Micky es , mich aus der Hosentasche zu ziehen. Ich bin gern dort, wie ich schon sagte, aber ich kann ihn nie sehen.«
»Zeig mir zuerst das Haus!« Ich musste das Haus auskundschaften, um an mehr Informationen zu kommen, die ich an Mick weitergeben konnte. Allerdings war es gut möglich, dass er seine Spiegelscherbe weggeworfen hatte. Der Blick in seinen Augen, als er uns auf dem Highway verlassen hatte, war trostlos und leer gewesen.
»Ich hab was«, verkündete der Spiegel. »Oh, sehr hübsch!«
Der große Spiegel beschlug wie vom Dunst einer Dusche. Als er wieder klar wurde, zeigte er mir eine Toilette von innen. Todd hatte eben seinen Hosenschlitz geöffnet, um zu pinkeln und sich gleichzeitig im Spiegel anzuhübschen.
»Etwas Wichtigeres bitte, wenn’s recht ist«, sagte ich gereizt.
»Kann nichts dafür, Schätzchen. Ich habe mich auf ihn fixiert, weil er eben hier war und am leichtesten zu verfolgen ist. Er wird gleich woandershin gehen.«
Todd ließ sich Zeit auf der Toilette, dann wusch er sich die Hände und machte sich noch etwas hübsch. Er sah nicht selbstverliebt aus, nur bemüht, der Welt den bestmöglichen Anblick zu bieten, wenn er die Toilette wieder verließ.
Endlich, nachdem er sich gekämmt, ängstlich gemustert und erneut gekämmt hatte, verließ Todd den Raum. Das Bild der Toilette löste sich auf, und ich erhaschte einen Blick auf Todd, der eine lange, gekachelte Halle durchquerte. Offenbar sah ich gerade durch einen Wandspiegel auf den Korridor.
»Er ist außer Reichweite«, sagte der Spiegel. »Soll ich ihm weiter folgen?«
»Bleib eine Weile hier! Schauen wir, ob wir jemand anders sehen.«
Wir warteten eine gefühlte Ewigkeit, doch der Korridor blieb langweilig leer. Nach zwanzig Minuten schlüpfte ich ins Badezimmer und wusch mir das Blut von Gesicht, Händen und Armen, hielt es jedoch für besser, meine dreckigen Sachen anzulassen.
Um mich zu beschäftigen, nahm ich ein paar Bissen von dem Essen, das Todd dagelassen hatte. Inzwischen war es lauwarm, aber trotzdem so gut wie versprochen. Ich mochte Mole, eine Soße aus Paprikaschoten und ungesüßter Schokolade, mit diversem Gemüse und anderen Zutaten, je nachdem, was der Koch zur Hand hatte. Dieser hatte knackige Haselnüsse verarbeitet. Ich fragte mich, ob der Koch hier wie Todd gegen gute Bezahlung arbeitete, wusste aber, dass er oder sie entbehrlich war.
Ich hatte weder den Appetit noch die Zeit, um das Essen wirklich zu würdigen. Nach meinem zweiten Bissen sagte der magische Spiegel: »Wer ist das?«
Ich warf einen Blick in den Wandspiegel und ließ klappernd die Gabel auf den Teller fallen. Der Drachenlakai stapfte die Halle hinunter von uns weg, sein Ledermantel wehte, sein Pferdeschwanz saß perfekt.
»Der da«, sagte ich. »Konzentriert dich auf ihn!« Ich ging zum Spiegel hinüber und sah, wie der Lakai eben um die Ecke verschwand. »Ihm nach!«
»Schon gut, schon gut, mach dir nicht ins Höschen! Hast du eigentlich wieder diese süße schwarze Satinnummer an?«
Ich machte mir nicht die Mühe, dem Spiegel zu sagen, dass er die Klappe halten solle. Er hörte sowieso nicht auf mich.
Der große Spiegel beschlug wieder, und als das Bild klar wurde, sah ich, wie der Lakai einen langen, dunklen Raum betrat. Das Ende war von einem offenen Kamin erleuchtet – nein, es war der Feuerkokon, den der Lakai um den Ratsherrn gelegt hatte. Also hatte er es hierher geschafft.
Der Raum war dunkel, die hoch an der Decke gelegenen Fenster waren mit hölzernen Läden verschlossen. Das einzige Licht ging von dem feurigen Kokon aus.
Ein anderer Mann, ein Drache, trat aus den Schatten neben ihm. Er war so groß wie der Ratsherr, sein Hals war von Tattoos bedeckt, die sich bis zu seinen Wangenknochen hinaufzogen. »Draconilingius«, sagte er.
Das Wort schien der Name des Lakaien zu sein, denn er blieb stehen und verbeugte sich. »Sir.«
»Das ist das Werk des
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