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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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weitergereicht werden – aber das behielt er für sich. Die Orgel spielte auf, das Eingangstor öffnete sich, die Gläubigen strömten nach draußen.
    Baltasar wollte eigentlich mit Walburga Bichlmeier reden, er suchte nach ihr, aber sie war verschwunden. Er begrüßte das Ehepaar Fink, das an ihm vorbeigehen wollte. »Na, wie hat Ihnen der Gottesdienst gefallen? Sebastian hat seine Sache gut gemacht.«
    Gabriele Fink strahlte, sie wollte etwas sagen, aber ihr Mann fuhr dazwischen. »Woher haben Sie den Rosenkranz? Erzählen Sie, wie er in Ihre Hände kam.«
    »Ein Zufallsfund.« Er blickte Sebastians Mutter an, ob ihrer Mimik abzulesen war, dass sie über die Aktion ihres Sohnes Bescheid wusste. Aber entweder hatte sie ein Pokergesicht aufgesetzt, oder sie war ahnungslos.
    »Zufall gibt’s nicht. Sagen Sie schon, wo haben Sie das Stück gefunden? Das fällt doch nicht einfach vom Himmel.«
    »Es war eine Fügung der Mutter Gottes. So wie sie es in ihrer Weisheit geregelt hat, dass die unbekannte Tote auf Ihrem Acker entdeckt wurde.« Baltasar beschloss, einen Vorstoß zu wagen. »Wenn Sie schon Zufälle ansprechen, Herr Fink: Ist doch seltsam, dass das Mädchen gerade auf Ihrem Grund verscharrt wurde.«
    »Also. Hören Sie mal …«
    »Sie glauben doch an die Jungfrau Maria. Was, glauben Sie, wollte sie Ihnen durch den Fund mitteilen?«
    Alfons Fink riss die Augen auf. Er wirkte, als ob ihn ein Faustschlag erwischt hätte. »Ich … Ich …« Er drehte sich um und ging wortlos.
    »Sonst ist er nicht so«, sagte seine Frau. »Sie müssen wissen, Hochwürden, wir sind sehr gläubig. Gerade zur Heiligen Jungfrau Maria beten wir sehr oft, sie gibt uns Kraft.«
    Während Sebastians Mutter redete, kam Baltasar ein Gedanke. Marienkinder. War das nicht der Begriff, den Walburga Bichlmeier mehrmals gebraucht hatte? Nun kam es darauf an, überzeugend zu sein. »Frau Fink, ich weiß, Sie bevorzugen die Mutter Jesu wie so viele andere in Ihrem Bekanntenkreis. Wie lange sind Sie schon eines der Marienkinder?«
    Gabriele Fink wurde rot. »Woher wissen Sie … Das darf doch nicht sein … Wir … Wir haben gelobt …« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und schwieg.
    Treffer, dachte Baltasar. Was wohl Herr Fink nun denken wird? Die Unterredung war beendet. Sebastians Mutter verabschiedete sich und ging zu ihrem Mann, der bereits am Auto wartete. Kommissar Dix fragte nach seinem Assistenten Mirwald, der nochmal Blätter mit dem Phantombild der Unbekannten verteilen sollte und den er bisher nicht gesehen hatte. »Vielleicht hat er sich verspätet«, sagte Baltasar. Der Bürgermeister kam und gratulierte zu der gelungenen Feier, bemängelte allerdings, dass der Herr Pfarrer das geplante Sporthotel nicht in seiner Predigt erwähnt hätte; da hätte er doch sicher etwas aus dem Ärmel schütteln können. Der Landtagsabgeordnete lobte Baltasar und bat um ein gemeinsames Foto für die Presse. Der Landrat tat es ihm nach.
    Baltasar riss sich los, murmelte eine Entschuldigung und ging zurück in die Kirche. Vor der Statue der Gottesmutter stand Nepomuk Hoelzl und betete.
    »Schön, nicht?« Baltasar trat hinzu.
    Der Mann schreckte hoch. »Was meinen Sie? Entschuldigung, Hochwürden, ich war ganz in die Andacht versunken.«
    »Ich meine die Kette, sie ist zweifellos ein besonderes Stück. Ich bin froh, sie wieder hier zu haben.«
    »Ein ungewöhnlicher Rosenkranz, in der Tat.« Hoelzl fuhr mit dem Finger über den Objektkasten. »Wie haben Sie ihn gefunden?«
    Das schien die Frage des Tages zu sein. »Er wurde mir angeboten. Gegen Finderlohn. Da hab ich zugegriffen.«
    »Wer war das?« Hoelzls Tonfall hatte etwas Drängendes. »Sagen Sie, Hochwürden, von wem ist die Kette?«
    »Der Finder wollte anonym bleiben. Das muss ich respektieren. Wichtig ist doch, der kleine Schatz ist wieder da. Erkennen Sie den Rosenkranz?«
    »Wieso … Was meinen Sie?« Hoelzl versteifte sich.
    »Nun, dieser Rosenkranz gehörte früher schon zum Inventar unserer Gemeinde, genauer gesagt, war er eine Spende für die Jungfrau Maria.« Er deutete auf die Statue. »Aber das ist lange her.«
    »Ich sehe ihn zum ersten Mal. Er ist wirklich ungewöhnlich, wunderbar, wirklich wunderbar.«
    Baltasar war sich sicher, dass Hoelzl log. »Und was sagen die Marienkinder dazu?« Er hatte die Frage abgeschossen wie einen Pfeil.
    Nepomuk Hoelzl richtete sich auf. Er betrachtete Baltasar. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Hochwürden.«
    »Das sagen Sie vor dem Antlitz der

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