Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Soziopath von nebenan
Vom Netzwerk:
für die
kämpfende Truppe als auch die Menschen in der Heimat als entscheidender oder
gar heiliger Kampf zwischen
     
    *
Anmerkung des Übersetzers: "Kraut" ist ein abfälliger Ausdruck der
US-amerikanischen Umgangssprache für einen Deutschen; er ist von "Sauerkraut"
abgeleitet und wird häufig auf deutsche Soldaten des II. Weltkriegs angewendet.
     
    Gut und
Böse dargestellt werden, und genau dies ist die Botschaft, die die jeweilige Führung
- auf allen Seiten des Konflikts - in jedem größeren Krieg der Geschichte zu
vermitteln versucht hat. So wurde zum Beispiel - wenn es auch inzwischen
schwierig ist, sich an etwas anderes als die in der Schlussphase des Vietnamkriegs
explodierende moralische Entrüstung zu erinnern - den Amerikanern, als dieser
Krieg begann, immer wieder versichert, dass sie - und nur sie - das Volk
Südvietnams vor einer Zukunft in Terror und Versklavung retten könnten. Die
Reden der Führung zu Kriegszeiten, die heutzutage in unsere Wohnzimmer
gesendet werden, haben stets mit aller Kraft dieses Motiv einer absolut
notwendigen Mission hervorgehoben, die höhere Berufung, die das Töten
rechtfertigt. Es ist paradox, dass die Autoritäten diese Version der Realität
noch erfolgreicher verbreiten können, gerade weil das Gewissen eine hohe
Berufung und das Gefühl, einer der Gerechten zu sein, in Ehren hält. Mit
anderen Worten: Das Gewissen kann betrogen werden, und wenn es an das Töten
unbekannter Menschen geht, ist in der Regel Betrug erforderlich.
    Dass die
Psychologie dem Militär die Techniken liefern kann, aus friedliebenden Menschen
Killer zu machen und dass das Militär diese Verfahren verwendet, ist
bedrückend. Aber hinter dieser schlechten Nachricht verbirgt sich ein Juwel der
Hoffnung, der wie ein Diamant in einem Meer der Dunkelheit funkelt: Wir
beginnen zu begreifen, dass menschliche Wesen nicht die geborenen
Mordmaschinen sind, für die wir uns selbst lange Zeit gehalten haben. Selbst
unter dem verzweifelten Druck eines Gefechts haben wir immer wieder unsere
Waffen nicht abgefeuert oder danebengezielt, und wenn er nicht unter der
Dunstglocke der Autorität erstickt worden ist, hat es immer einen Aufschrei
unserer menschlichen Verbundenheit gegeben - die Stimme des Gewissens war
immer da - und hat uns daran erinnert, dass wir nicht töten dürfen.
    Töten ist
die Essenz des Krieges, und daher ist Krieg die finale Auseinandersetzung
zwischen Gewissen und Autorität. Unser siebter Sinn fordert, dass wir nicht
töten, und wenn Autorität das Gewissen entmachtet und einen Soldaten
auffordert, in der Schlacht zu töten, wird er sehr wahrscheinlich sofort und
für den Rest seines Lebens unter einer posttraumatischen Belastungsstörung ("posttraumatic
stress disorder", PTSD) zu leiden haben, und auch unter den Depressionen,
Scheidungen, Süchten, Magengeschwüren und Herzkrankheiten, die traumatische
Erinnerungen mit sich bringen. Demgegenüber haben Studien an Vietnam-Veteranen 25 gezeigt, dass Soldaten, die keinem Tötungszwang ausgesetzt waren, keine höhere
Wahrscheinlichkeit aufweisen, unter PTSD zu leiden, als solche, die ihre
gesamte Wehrpflicht zu Hause verbracht haben.
    Dieser
erdrückende Konflikt zwischen unserem moralischen Empfinden und Autorität ist
fast unaufhörlich im Gang, seit menschliche Wesen begonnen haben, in
hierarchisch organisierten Gesellschaften zu leben, seit fünftausend Jahren,
in denen ein König oder landhungriger Adliger oder der Führer eines Staates
oder einer Nation weniger mächtige Menschen befehligen konnte, in eine Schlacht
zu ziehen und zu töten. Und anscheinend ist es ein Kampf des Gewissens, der
nicht zu Lebzeiten unserer Kinder oder Enkelkinder gewonnen werden wird.
     
    Gehorsam gegen Gewissen: 6 zu 4
     
    Stanley
Milgram, der gezeigt hat, dass mindestens sechs von zehn Menschen dazu
tendieren, die Befehle einer körperlich anwesenden, offiziell wirkenden
Autoritätsperson bis zum bitteren Ende zu befolgen, hat darauf hingewiesen,
dass auch diejenigen Menschen psychisch leiden, die sich einer destruktiven
Autorität nicht unterordnen. Häufig wird sich ein Mensch, der den Gehorsam
verweigert, im Konflikt mit der gesellschaftlichen Ordnung sehen und es
schwierig finden, das Gefühl abzuwehren, eine Person oder Sache verraten zu
haben, der er Treue gelobt hat. Gehorsam ist passiv, und es ist der Ungehorsame
allein, der, um es mit Milgrams Worten auszudrücken, die "Bürde seines
Verhaltens" tragen muss. Wenn es Mut ist, seinem Gewissen

Weitere Kostenlose Bücher