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Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Soziopath von nebenan
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Warteraum sagt, "Das muss der netteste Mensch auf der Welt sein."
    Es ist
früh, noch nicht ganz acht Uhr, und in ihrem Büro geht Doreen ans Fenster, um
das Eintreffen ihrer Kollegen zu beobachten. Sie sieht Jackie Rubenstein auf
das Gebäude zugehen, mit ihren langen Beinen und ihrer entspannten Haltung.
Jackie ist aus Los Angeles, ausgeglichen und humorvoll, und ihr wunderbarer,
olivfarbener Teint lässt sie immer so aussehen, als sei sie gerade aus einem
herrlichen Urlaub zurückgekehrt. Außerdem ist sie brillant, sehr viel klüger
als Doreen, und hauptsächlich deswegen verabscheut Doreen sie insgeheim. In der
Tat, sie hasst sie so glühend, dass sie sie umbringen würde, wenn sie damit
ungestraft davonkommen könnte, aber sie weiß, dass sie letztlich gefasst werden
würde. Doreen und Jackie hatten sich nach der Promotion vor acht Jahren an der
Klinik kennen gelernt und waren Freundinnen geworden, zumindest in Jackies
Augen, und nun hat Doreen Gerüchte gehört, dass Jackie als "Mentorin des
Jahres" ausgezeichnet werden soll. Sie sind im gleichen Alter. Wie kann es
angehen, dass Jackie im Alter von 34 Jahren als
"Mentorin" ausgezeichnet wird?
    Auf dem
Rasen sieht Jackie Rubenstein nach oben und bemerkt Doreen am Bürofenster. Sie
winkt. Doreen lächelt mädchenhaft und winkt zurück.
    In diesem
Moment ruft Ivy an und avisiert Doreen ihren ersten Patienten des Tages, einen
atemberaubend attraktiven, breitschultrigen, aber sehr verängstigt aussehenden
jungen Mann namens Dennis. Im Klinikjargon ist Dennis ein VIP ("very
important patient"), da er ein Neffe eines prominenten Bundespolitikers
ist. An dieser großen Universitätsklinik gibt es mehrere solche VIPs,
Prominente, Reiche, Mitglieder von Familien, deren Namen jeder kennt. Dennis
ist keiner von Doreens Psychotherapie-Patienten, sondern Doreen ist seine
Administratorin. Das bedeutet, dass sie sich zweimal pro Woche mit ihm trifft,
sich nach den Fortschritten seiner Therapie erkundigt, sich um den Papierkram
kümmert und schließlich seine Entlassung aus der Klinik genehmigen wird, wenn
die Zeit dafür reif ist. Er meint, sein Zustand hätte sich soweit gebessert,
dass er entlassen werden könne.
    Es ist
eine Richtlinie der Klinik, die Aufgaben von Verwaltung und Psychotherapie zu
trennen. Jeder Patient hat sowohl einen Administrator als auch einen
Therapeuten. Die Therapeutin von Dennis - die er anbetet - ist die begabte Frau
Dr. Jackie Rubenstein. Am Vortag hatte Jackie Doreen erzählt, dass ihr Patient
Dennis immense Fortschritte gemacht hätte und dass sie seine Behandlung nach
seiner Entlassung aus der Klinik ambulant fortsetzen wolle.
    Nun sitzt
Dennis in einem der niedrigen Sessel in Doreen Littlefields Büro und versucht,
Blickkontakt herzustellen, denn er weiß, dass er auf diese Weise bekräftigen
kann, dass es ihm gut genug geht, um nach Hause entlassen zu werden. Aber es
fällt ihm schwer und er wendet seinen Blick ab. Etwas an ihrem grauen Kostüm
ängstigt ihn und auch etwas an ihren Augen. Trotzdem mag er sie, so glaubt er
jedenfalls. Sie ist immer sehr nett zu ihm gewesen, und er hat gehört, dass Dr.
Littlefield diejenige unter den Ärzten sei, die das meiste Interesse an den
Patienten hätte. Wie dem auch sei - sie war die Expertin.
    Doreen
sitzt hinter ihrem Schreibtisch, sieht Dennis an und bewundert seine perfekten
Gesichtszüge und seinen muskulösen, 26 Jahre alten Körper. Sie rätselt, wie
viel Geld er wohl eines Tages erben wird. Aber dann fällt ihr wieder ihre
Mission ein, und sie versucht, seinen nervösen Blick mit einem mütterlichen
Lächeln einzufangen.
    "Ich
habe gehört, dass es Ihnen diese Woche sehr viel besser geht, Dennis."
    "Ja,
das stimmt, Frau Dr. Littlefield. Ich habe mich diese Woche viel besser
gefühlt. Wirklich, sehr viel besser. Meine Gedanken sind viel besser. Sie
stören mich nicht mehr ständig, so wie es war, als ich hergekommen bin."
    "Warum
meinen Sie, dass das so ist, Dennis? Warum meinen Sie, dass die Gedanken Sie
nicht mehr stören?"
    "Na
ja, ich habe wirklich hart mit den kognitiv-therapeutischen Techniken
gearbeitet, die mich Dr. Rubenstein gelehrt hat, wissen Sie? Sie sind okay. Ich
meine, sie helfen mir. Und ... also, die Sache ist, ich glaube, ich bin jetzt
so weit, dass ich nach Hause kann. Oder vielleicht bald? Dr. Rubenstein hat
gesagt, wir könnten die Therapie ambulant fortsetzen."
    Die "Gedanken"
von Dennis, die ihn jetzt nicht mehr so sehr stören, sind paranoide
Wahnvorstellungen, die von

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