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Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Soziopath von nebenan
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auch unter
Schmerzen oder Angst zu folgen, dann ist es Stärke, die Wachsamkeit des
Gewissens zu erhalten und seiner Stimme zu folgen, auch wenn eine Autorität
etwas anderes fordert.
    Und Stärke
ist wichtig, wenn wir die verschiedenen Ziele des Gewissens unterstützen
wollen, da die Chancen gegen uns stehen.
    Zur
Illustration schlage ich vor, eine fiktive Gesellschaft von genau einhundert
Erwachsenen zu betrachten, deren Zusammensetzung genau den bekannten
Statistiken entspricht. Das bedeutet, dass von den einhundert Menschen unserer
imaginären Gesellschaft vier soziopathisch sind - sie haben kein Gewissen. Von
den verbleibenden 96 anständigen
Bürgern, von denen jeder ein Gewissen hat, werden 62,5 Prozent mehr oder
weniger kritiklos einer Autorität gehorchen, womöglich der Autorität eines der
eher aggressiven und dominanten Soziopathen in der Gruppe. Es bleiben 36 Personen übrig, die sowohl ein Gewissen haben als auch die
Stärke, die Bürde ihres Verhaltens zu tragen, etwas mehr als ein Drittel der
Gruppe. Die Chancen sind nicht aussichtslos, aber auch nicht gerade gut.
    Und die
Rechtschaffenen stehen einer weiteren Herausforderung gegenüber, die darin
besteht, dass die meisten der Soziopathen - so seltsam das scheinen mag -
nicht erkennbar sind. Diesem Dilemma, sowie dem bemerkenswerten Fall der Doreen
Littlefield, wollen wir uns nun zuwenden.
     
    VIER
     
    der
netteste mensch der weit
     
    Ich habe
einen Werwolf gesehen, wie er bei Trader
Vic eine Vina Colada
trank Sein Haar saß perfekt
    — Warren
Zevon
     
    Doreen
wirft einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und wünscht sich zum
abertausendsten Mal, eine Schönheit zu sein. Das Leben wäre so viel leichter.
Sie sieht ganz hübsch aus heute Morgen im Spiegel, ausgeruht und sorgfältig
geschminkt, aber sie weiß, dass sie ein bisschen gewöhnlich aussehen würde,
wenn sie nicht so geschickt mit dem Make-up oder einfach nur müde wäre. Sie
würde wie das einfache Mädchen vom Lande aussehen, das sie eigentlich war, als
ob sie eher auf einen Melkschemel gehöre als auf den Fahrersitz dieses
schwarzen BMW. Sie ist erst vierunddreißig und ihre Haut sieht immer noch gut
aus, noch ohne Falten, vielleicht ein bisschen blass. Aber ihre Nase ist etwas
zu spitz, genug, um aufzufallen, und ihr strohfarbenes Haar, ihr größtes
Problem, bleibt trocken und verfilzt, egal, was sie damit anstellt. Zum Glück
hat sie eine phantastische Figur. Sie senkt den Blick vom Spiegel auf ihr
hellgraues Seidenkostüm; es ist konservativ, aber figurbetont. Doreens Figur
ist ausgezeichnet, und, was noch wichtiger ist, sie weiß, wie man sich bewegt.
Für eine Frau mit einem alltäglichen Gesicht ist sie unglaublich verführerisch.
    Wenn sie
durch einen Raum geht, zieht sie die Blicke aller anwesenden Männer auf sich.
Bei diesem Gedanken lächelt sie und lässt den Wagen an.
    Ungefähr
anderthalb Kilometer von ihrer Wohnung entfernt fällt ihr ein, dass sie
vergessen hat, den verdammten Malteser zu füttern. Sei's drum - das dumme
Spielzeughündchen wird schon überleben, bis sie heute Abend von der Arbeit nach
Haus kommt. Inzwischen, einen Monat nach dem Spontankauf, kann sie es gar nicht
mehr glauben, dass sie ihn überhaupt gekauft hat. Sie hatte sich vorgestellt,
dass sie elegant aussehen würde, wenn sie mit ihm ausging, aber das Gassi gehen
hatte sich als langweilig erwiesen. Bei Gelegenheit will sie ihn einschläfern
lassen, oder vielleicht kann sie ihn verkaufen. Schließlich ist er teuer
gewesen.
    Auf dem
Parkplatz des weitläufigen Geländes der psychiatrischen Klinik parkt sie ihren
Wagen absichtlich neben Jennas rostigem Escort, ein willkommener optischer
Kontrast, um Jenna ihren jeweiligen Rang auf der Welt in Erinnerung zu rufen.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel nimmt Doreen ihre Aktentasche, die mit
Papieren vollgestopft ist, um zu zeigen, wie hart sie arbeitet, und geht die
Treppe hinauf zum oberhalb der Krankenstation gelegenen Bürotrakt. Als sie den
Warteraum durchquert, zeigt sie Ivy, der matronenhaften Stationssekretärin, ein
kumpelhaftes Lächeln, und Ivy strahlt.
    "Guten
Morgen, Frau Dr. Littlefield. Du meine Güte, welch ein bezauberndes Kostüm! Es
ist hinreißend!"
    "Oh,
vielen Dank, Ivy. Sie schaffen es immer, mich in gute Laune zu versetzen",
antwortet Doreen, immer noch breit lächelnd. "Rufen Sie bitte durch, wenn
mein Patient hier ist, okay?"
    Doreen
verschwindet in ihrem Büro, während Ivy den Kopf schüttelt und laut in den
leeren

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