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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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Henriette Berger öffnete, stand draußen eine
korpulente Dame, neben ihr ein untersetzter, streng dreinblickender Mann, der
mit knarrender Stimme sagte: »Sie sind Frau Henriette Berger, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich, das bin ich. Was führt Sie zu mir?«
    »Das ist so.« Der Mann hüstelte verlegen. »Mein Name ist
Gregor Kienzle von der Kanzlei Doktor Kienzle und Doktor Gruber in Tübingen.
Ich bin Rechtsanwalt, und diese Dame hier« – er deutete auf die dicke Frau an
seiner Seite – »ist die Schwester des kürzlich verstorbenen Doktor Martin
Curtius, Frau Martina Curtius. Sie ist die einzige Erbin und gerade dabei, den
Nachlass ihres Bruders zu sichten. Frau Curtius hat mich als
Testamentsvollstrecker eingesetzt und gibt nun an, dass der Verblichene eine
silberne Schatulle besessen hätte, in der er alles Bargeld sowie seine
Wertpapiere aufbewahrte. Seltsamerweise war diese Schatulle bei unserer
gestrigen Hausbesichtigung nicht mehr vorhanden.«
    »Und was geht mich das an?«, fragte Frau Berger verwundert.
»Was habe ich mit dieser Schatulle zu schaffen?«
    Nun meldete sich Frau Martina Curtius zu Wort, holte tief
Luft und sagte:
    »Ihre Kinder sind doch ständig um meinen Bruder
herumgeschwänzelt, die können sicher bestätigen, dass in dem einen Regal so
eine auffällige Schatulle stand. Dann könnte mein Anwalt in dieser Richtung
ermitteln und eventuell einen Diebstahl anzeigen.«
    Doktor Gregor Kienzle hüstelte wieder:
    »Wir meinen, dass uns Ihre Kinder vielleicht weiterhelfen
können. Sie müssen verstehen, dass meine Mandantin großes Interesse daran hat,
das Erbe ihres Bruders antreten zu können, denn bisher entstanden ihr nur
Kosten, so für die Einäscherung und die Urnenbestattung auf See. Besteht
vielleicht die Möglichkeit, dass Ihre Kinder die Schatulle mitgenommen haben,
ich meine so aus Spaß, ohne zu wissen, was sich darin befand?«
    »Na hören Sie mal, Sie werden doch meine Kinder nicht
verdächtigen! Die haben bestimmt kein Interesse an so einem komischen Kasten.
Und stehlen tun die schon ganz und gar nicht!«
    Henriette Berger rief ihre Kinder, die gerade über den
Hausaufgaben saßen. Beide hatten natürlich gelauscht und mitbekommen, um was es
da ging. Aufgeregt flüsterte Max seiner Schwester zu:
    »Um Gottes Willen, wir dürfen ja nichts verraten! Diese
Frau könnte uns des Diebstahls verdächtigen.«
    So kamen beide mit Herzklopfen an die Tür und versicherten,
dass sie nie eine solche Schatulle gesehen hätten.
    »Na, komisch ist das schon – so eine auffällige Schatulle
kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen!«, lamentierte Frau Curtius, der
man die Enttäuschung ansah.
    »Für alle Fälle haben Sie hiermit meine Visitenkarte,
sollte sich die Schatulle doch noch irgendwo auffinden«, bemerkte Doktor
Kienzle und übergab Frau Berger sein Kärtchen. »Möglich ist ja alles. Grüß
Gott!«
    Mit hochrotem Kopf stapfte die füllige Dame in Begleitung
ihres Anwalts zu ihrem vor der Tür stehenden Mercedes. Dann fuhren sie ab, ohne
sich noch einmal umzusehen, und die Berger-Kinder waren heilfroh, dass die
Sache so glimpflich für sie ausgegangen war.
     
    Die Berger-Kinder wurden schon früh zur Selbstständigkeit
erzogen. Deshalb konnten die Eltern bedenkenlos für einige Wochen verreisen.
Claudia verstand schon gut zu kochen und Max fühlte sich als der Ältere für
seine Schwester voll verantwortlich.
    In den Sommerferien – es war bald
nach dem Tod von Doktor Curtius – waren ihre Eltern für kurze Zeit verreist.
Endlich konnten sie feststellen, was die silberne Schatulle enthielt. Sollten
sich darin die von Doktor Curtius entwickelte Verkleinerungs-Substanzen
befinden, müsste ihnen auch ohne den Doktor die Kleinschrumpfung gelingen. Was
sollte da schief gehen? Wenn es tatsächlich klappte, würden sie nach einer Weile
wieder normalgroß werden. Doktor Curtius hatte ihnen ausdrücklich versichert,
dass seine Mixturen ungefährlich seien. Max erinnerte sich an die Worte ihres Doktor
Hokuspokus :
    ›Man darf nur nicht zu viel
davon einnehmen. Auf die Dosis kommt es an. Schon der alte Paracelsus, mit
richtigem Namen ‹Theophrastus von Hohenheim›, ein Naturforscher und Arzt aus
dem 16. Jahrhundert, hatte darauf hingewiesen, dass jeder Stoff, im Übermaß
genossen, für den Körper schädlich ist. Manche Gifte dagegen wirken wie Medizin,
wenn man sie in der genauen und somit ungefährlichen Dosis zu sich nimmt.‹
     
    Beide gingen in den Keller und
Max holte die

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