Sträfliche Neugier
Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin (PTA) machte.
Gleich nach dem Abitur nahm die 19-jährige Claudia das
Biologie-Studium auf. Sie war überrascht, als sie nach längerer Zeit mal wieder
von Alice angerufen wurde, die Medizinisch-Technische Assistentin (MTA) bei
einem Facharzt für Innere Krankheiten war.
»Hallo, Claudia, wie geht es dir?«, hatte sich Alice
gemeldet. »Ich hätte was für dich! Eine meiner Kolleginnen ist zur Zeit krank
und es kann noch eine ganze Weile dauern, bis sie wieder arbeitsfähig ist. Mein
Chef Doktor Wieland ist jetzt ganz aus dem Häuschen und unsere Patienten
beschweren sich wegen der schleppenden Abwicklung. Und auch ich weiß nicht
mehr, wo mir der Kopf steht: Blutabnahme hier, EKG dort, Telefondienst
machen, Kassenabrechnungen – ich werde noch verrückt. Nun erinnere ich mich,
dass du immer so gut in Bio warst. Meinst du nicht, dass du bei uns mal
aushelfen könntest? Ich zeige dir alles, du musst hauptsächlich das Telefon und
den PC bedienen und dich um die Patiententermine kümmern. Alles andere mache
ich schon. Und ein bisschen dazu zu verdienen wäre doch auch nicht schlecht,
oder?«
Claudia ließ sich nicht lange bitten, und so kam es, dass
sie fast jeden Nachmittag, soweit weder Vorlesungen noch Seminare stattfanden,
in der Praxis des Internisten Doktor med. Claus Wieland jobbte. Diese lag ganz
nahe zur Uni, was ihr zusätzliche Fahrerei ersparte.
Unter Alices Anleitung wurde Claudia rasch mit allem
vertraut und erledigte die Arbeit engagiert und mit Interesse. Außerdem kam ihr
der unerwartete Verdienst recht gelegen, denn sie wollte sich endlich ein Auto
kaufen und dafür nicht ihre Rücklagen antasten. Und einen weiteren Traum wollte
sie sich auch erfüllen, nämlich wie Alice ein Pferd zu besitzen.
Nach Abschluss ihres Studiums wollte sich Claudia
ursprünglich um eine Forschungsstelle am Botanischen Institut der Universität
bewerben. Seit sie aber bei dem Internisten Doktor Wieland aushalf, stellte sie
fest, dass eine Tätigkeit im medizinischen Bereich eher ihren Neigungen
entsprach. Über ihren weiteren Berufsweg war sie sich daher noch nicht im
Klaren.
Bereits in den ersten Wochen ihres Studiums besuchte sie
Vorlesungen zum Thema Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde .
Der Professor hatte der Problematik Nutzen und Nebenwirkungen pflanzlicher
Wirkstoffe breiten Raum gewidmet. Plötzlich erinnerte sich Claudia wieder
an die silberne Schatulle mit den Substanzen des Doktor Curtius, die sie auf
dem Dachboden ihres inzwischen verkauften Elternhauses zurückgelassen hatten.
Am Abend sprach sie darüber mit ihrem Bruder:
»Meinst du nicht, dass wir den Apotheker Herzog darum
bitten sollten, uns diese Schatulle zurückzugeben? Der hat bestimmt kein
Interesse daran!«
»Nee, nee, das geht nicht«, erklärte Max. »Wer weiß, was
für Scherereien wir uns dann einhandeln, da wir doch die Schatulle heimlich
mitgehen ließen. Du erinnerst dich vielleicht noch an diese korpulente Tante,
die Schwester von Doktor Curtius, die in der Schatulle Geld und Wertpapiere
vermutete? Und ausßerdem: Was sollen wir damit noch?«
»Du hast Recht«, gab Claudia zu, und damit schien das Thema
endgültig vom Tisch zu sein.
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9
Unerwartete
Spätfolgen
C laudia
blätterte gerade im Lesesaal der Uni-Bibliothek in einem
naturwissenschaftlichen Wälzer, als sich überall auf ihrer Haut unzählige rote
und juckende Quaddeln bildeten. ›O mein Gott‹ , sagte sie sich, ›Geht
das wieder los, wie damals mit Vierzehn?‹ Verzweifelt rief sie beim
ärztlichen Notdienst an. Ein Krankenwagen brachte sie in die Uni-Klinik. Die
Ärzte waren zunächst ratlos, vermuteten dann aber eine Lebensmittelvergiftung.
Man verordnete ihr einige Medikamente und schickte sie wieder nach Hause, wo
sich ihr Zustand verschlimmerte und sie Schüttelfrost und hohes Fieber bekam.
Mehrere Tage lag sie zu Bett, wo sie von ihrem Bruder Max
versorgt wurde. Aber selbst nach Rückgang des Fiebers verschwanden die
entstellenden roten Flecken auf Gesicht und Körper nicht mehr.
Das war der Grund dafür, dass sich Claudia ganz aus der
Öffentlichkeit zurückzog. Auch das Biologie-Studium gab sie auf, ebenso die
Aushilfstätigkeit in der Arztpraxis Doktor Wieland. Ihr Chef hatte sich zwar
besorgt über ihren Gesundheitszustand gezeigt aber dann gemeint: ›Das
kriegen wir schon wieder hin, Claudia! Sie können
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