Sträfliche Neugier
seine
rechte Hand in der Burg-Apotheke Waldnitz wurde. Bereits nach einem Jahr
heirateten sie. Ein knappes Jahr später gebar Cornelia einen Sohn, sie gaben
ihm den Namen Thomas . Und nach zwei weiteren Jahre bekam Thomas eine
Schwester, die Beate .
Wenn sie das Fenster ihres Wohnzimmers öffnete, dann
schaute Cornelia hinüber auf ihre Konkurrenz, nämlich die Georg Berger
gehörende Schloss-Apotheke von Burgstadt. Das große Doppelhaus mit dem dahinter
liegenden Garten hatte sie schon oft neidvoll betrachtet. So ein Haus hätte sie
auch gern, ohne täglich zwischen Wohnung und Geschäft hin und her pendeln zu
müssen. Und einen eigenen Garten hatte sie sich immer schon gewünscht, nun auch
im Interesse ihrer Kinder.
Die Jahre vergingen. Thomas und Beate spielten oft mit
Claudia und Max Berger, den beiden um einige Jahre älteren Kindern von Georg
Berger und dessen Frau Henriette, die Lehrerin an der Grundschule in Burgstadt
war. Als Tom eingeschult wurde, bekam er Frau Berger als Klassenlehrerin.
So lag es auf der Hand, dass Cornelia Herzog und Henriette
Berger miteinander bekannt wurden und bald entwickelte sich daraus eine
herzliche Freundschaft. Natürlich hatte Georg Berger gewusst, dass sein Nachbar
gegenüber der Pächter der Burg-Apotheke Waldnitz und somit sein Konkurrent war,
aber nach Toms Einschulung ergab sich auch zwischen den beiden Männern eine
mehr als kollegiale Beziehung. Es blieb daher nicht aus, dass die Ehepaare das
förmliche Sie ablegten und bald zum vertraulicheren Du fanden.
Die Schulferien hatten gerade begonnen, als Georg und
Henriette Berger das Ehepaar Herzog zum Abendessen einluden. Man kam dabei auf
die geplanten Urlaube sowie die daraus resultierenden Vertretungsprobleme in
beiden Apotheken zu sprechen. Die Bergers hatten wieder einmal eine mehrwöchige
Urlaubsreise geplant. Allerdings wollten ihre Kinder Claudia und Max nicht mehr
mitreisen. Beide waren schon ziemlich selbstständig und würden ein paar Wochen
auch ohne ihre Eltern gut zurechtkommen.
»Anders ist das natürlich mit meiner Apotheke«, meinte
Georg Berger. »Natürlich habe ich einen zuverlässigen Stellvertreter. Aber was
ist, wenn der mal ausfällt? Deshalb meine Bitte an dich, Ludwig: Würdest du
wohl hin und wieder mal nach dem Rechten sehen?«
»Na klar, Georg, ist doch selbstverständlich«, antwortete
Ludwig. »Den gleichen Vorschlag wollte ich dir auch schon machen. Wir sind doch
in erster Linie Kollegen und Freunde und keine unliebsamen Konkurrenten. Die
Ärzte hier im Umkreis helfen sich bei Urlauben doch ebenfalls gegenseitig, und
mit den Nachtdienst-Vertretungen sind wir Apotheken immer gut klar gekommen. So
etwas sollte also auch für den Urlaubsfall möglich sein.«
Nachdem die Bergers zu einem dreiwöchigen Urlaub in die Karibik
aufgebrochen waren, schaute Ludwig Herzog täglich in der Schloss-Apotheke
vorbei, aber dort gab es keinerlei Probleme.
Als der Tag der Rückkehr kam, fuhren Ludwig und Cornelia
nach Frankfurt, um wie verabredet ihre Freunde am Rhein-Main-Flughafen abzuholen.
Das hatten sie zuvor verabredet. In der Ankunftshalle B gesellten sie sich zu
den dort Wartenden, die bereits ungeduldig zu der elektronischen Anzeigetafel
hinaufschauten, denn der Flieger aus Santo Domingo hätte längst landen sollen.
Doch auf einmal verschwand die Flugnummer LH 3765 gänzlich aus den Reihen der
vielen anderen avisierten Landungen. Dann ertönte eine Lautsprecherdurchsage,
in welcher die Wartenden gebeten wurden, sich in einem der Flughafenbüros
einzufinden. Als dort bekannt gegeben wurde, dass der erwartete Jumbo
unmittelbar nach dem Start über der Karibik abgestürzt war, kam es zu
ergreifenden Szenen unter den vielen Angehörigen und Freunden.
Niedergeschlagen fuhren Thomas und Cornelia nach Burgstadt
zurück, wo sie als erstes Claudia und Max aufsuchten, um ihnen den Verlust
ihrer Eltern so schonend wie möglich zu übermitteln. Beide Kinder wurden die
erste Zeit nach der Katastrophe fürsorglich von den Herzogs betreut, zogen dann
aber ins großelterliche Haus um.
Wohl ganz im Sinne seines Freundes Georg Berger übernahm
Ludwig Herzog zunächst die kommissarische Leitung der Schloss-Apotheke. Da
fragte ihn eines Tages Georgs Vater, der alte Architekt Ernst Berger, ob er
nicht das Haus samt Apotheke kaufen wolle. Ohne zu zögern entschieden sich
Ludwig und Cornelia für den Erwerb des Objekts, trotz der damit verbundenen
hohen monatlichen Belastung.
So wurden die Herzogs
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