Sträfliche Neugier
die Verkleinerung einnehmen solltet?«
»Ja, natürlich. Das heißt nicht ich persönlich, aber meinem
Bruder Robby hatte Doktor Curtius alles gezeigt und bis ins letzte Detail
erklärt.«
Tim wechselte das Thema und fragte: »Was hat dich denn von
München ausgerechnet nach Burgstadt geführt?«
»Ach, das war einer dieser berühmten Zufälle. Ich suchte
nämlich eine Stelle als Haushälterin und fand sie, man kann es kaum glauben,
eben bei diesem Doktor Curtius. Ich hatte darauf gehofft, von ihm etwas über
den Verbleib meines Bruders zu erfahren, aber leider starb der Mann kurze Zeit
später, und ich ging wieder zurück nach München.«
»Das war ein seltsamer Zufall«, meinte Tim. »Aber jetzt
lebst du wieder hier in Burgstadt?«
Julia berichtete ihm von ihrer Stellensuche nach dem Tod
ihrer Mutter. »Ich hielt es für einen Wink des Schicksals, als ich die Anzeige
des Apothekers Herzog las und habe mich sofort um die angebotene Stelle als
Haushälterin beworben. Ja, und nun bin ich hier!«
Tim schaute sie lange an und sagte dann: »Du weißt ja wohl,
dass die Schloss-Apotheke früher einem Georg Berger gehört hat, der zusammen
mit seiner Frau bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam. Das waren die Eltern
von Max und Claudia, die übrigens bei Doktor Curtius ein- und ausgingen.«
»Ja, an die beiden kann ich mich noch gut erinnern,
allerdings lernte ich die Eltern Berger nie kennen. Was ist aus ihren Kindern
geworden?«
»Max und Claudia waren – genau wie du und dein Bruder – von
diesem Doktor Curtius eingeladen worden, an einer Expedition teilzunehmen, wozu
auch sie verkleinert werden sollten. Aber kurz zuvor starb der seltsame Mann.
Max und Claudia wussten jedoch, wo er seine Substanzen aufzubewahren pflegte.
Mit denen hatten sie aus Leichtsinn einige Selbstversuche unternommen,
allerdings mit tragischen Konsequenzen.«
Tim erzählte Julia nun alles, was er von Max erfahren
hatte. »Max und Claudia sind an unheilbaren Ekzemen erkrankt und leiden sehr
darunter. Vielleicht begegnest du ihnen gelegentlich, aber du wirst sie kaum
wiedererkennen.«
Julia schaute ihn fragend an, aber Tim beachtete sie nicht
weiter und fuhr fort:
»Zu Claudia habe ich nur wenig Kontakt, sie ist sehr
menschenscheu geworden. Aber Max ist mein bester Freund, allerdings ist er
sieben Jahre jünger als ich, so um die zweiundzwanzig. Wir hatten uns vor
mehreren Jahren beim Skifahren im Zillertal kennengelernt. Max war mit seiner
Realschulklasse auf einer Skihütte gewesen, dabei hatten wir uns angefreundet.
Ich glaube, Max hat mich damals sehr bewundert. Ich war schon immer ein guter
Skiläufer und besitze auch ein Skilehrer-Diplom. So konnte ich mir in den
Wintermonaten nebenbei etwas dazuverdienen, indem ich Schulklassen oder gegen
Extrabezahlung auch Einzelpersonen die ersten Grundlagen des alpinen Skilaufs
beibrachte. Das Geld konnte ich auch dringend brauchen, denn ich hatte nach
einer Bewährungsstrafe keine Arbeitsstelle mehr gefunden. Aber dazu möchte ich
mich jetzt nicht äußern. Doch nun erzähl mir mal, was tust du eigentlich so bei
den Herzogs?«
Julia erklärte ihm ihre Tätigkeit als Haushälterin. Tim
hörte interessiert zu, dann sah er Julia ernst an:
»Max und Claudia hatten die bewusste Schatulle nach dem
Tod dieses Doktor Curtius entwendet und bei sich zu Hause versteckt. Nach dem
Tod der ihrer Eltern wurde das Haus an die Familie Herzog verkauft. Bestimmt
befindet sich die Schatulle dort immer noch auf dem Dachboden. Könntest du da
nicht mal nachforschen? Die beiden müssen an die Substanzen drankommen, damit
man ein Medikament gegen ihre scheußliche Hautkrankheit finden kann.«
»Also ich habe da noch nichts entdeckt«, sagte Julia, »aber
ich bin natürlich auch nicht in jedem Winkel herumgekrochen. Doch
herumschnüffeln mag ich nicht, ich bin ja noch nicht lange in dem Haus
beschäftigt. Außerdem mache ich grundsätzlich so was nicht. Aber warum gehen
die beiden nicht einfach zu Herrn Herzog und bitten ihn, in seinem Hause
nachschauen zu dürfen?«
»Das hat seinen guten Grund, glaube mir, aber ich möchte
mich dazu nicht äußern, das müsste dir Max schon selber erklären.«
Wieder wechselte Tim das Thema:
»Ach übrigens, du kennst doch Bettina, Herrn Herzogs junge
Assistentin. Von der habe ich erfahren, dass dein Chef für eine Woche mit
seinen Kindern in Urlaub fahren will. Bist du auch dabei?«, fragte er so, als
ob ihn ihre Mitreise freuen würde.
»Ja, natürlich, wir fahren ein
Weitere Kostenlose Bücher