Sträfliche Neugier
Eigentümer der Schloss-Apotheke
Burgstadt und hielten schon bald Einzug ins neue Heim. Die Apotheke in Waldnitz
betrieben sie zwar noch eine Weile, bis sie den Vertrag kündigten.
>>>zurück zum Anfang dieses Kapitels
>>>zurück
zur Übersicht
44
Veränderungen
D ie Herzogs lebten noch nicht lange in ihrem neuen Heim, als
Cornelia eine seltsame Schwäche in sich fühlte und mehrmals in Ohnmacht fiel.
Ihr Arzt überwies sie daraufhin an die Medizinische Universitätsklinik. Nach
einer gründlichen Untersuchung erfuhr sie, dass sie an einer unheilbaren Form
der Leukämie leide und nur noch kurze Zeit zu leben habe.
Für Ludwig brach eine Welt zusammen. Was alles hatten sie
sich noch vorgenommen! Sie wollten Reisen machen, so wie früher die Bergers,
sie wollten wieder Tennis spielen, in Theater und Konzerte gehen, sie wollten
alles das nachholen, worauf sie in der Phase der Existenzgründung hatten
verzichten müssen. Doch daraus sollte nun nichts mehr werden.
Cornelia starb nach wenigen Wochen, wie man es ihr
prophezeit hatte. Sie ertrug mit großer Tapferkeit ihre letzten Lebenstage,
auch die schmerzhaften Folgen der Chemotherapie, denn man wollte trotz der
ungünstigen Diagnose nichts unversucht lassen. Als sie ihre Augen für immer
schloss, saß Ludwig verzweifelt an ihrem Bett und hielt sie in den Armen.
Viele Monate lang legte sich die Trauer wie eine dunkle
Wolke über die Familie Herzog. Ludwig stürzte sich in die viele Arbeit, die
sich durch die ungewohnte Haushaltsführung mehrte. Er schuftete wie ein
Wahnsinniger, um wenigstens tagsüber den Verlust seiner Frau etwas vergessen zu
können. Auch Tom und Beate vermissten ihre Mutter sehr, doch die Schule, die
Kameraden, der Sport und die vielen Abwechslungen des Alltags ließen ihnen
nicht viel Zeit für eine intensive Trauer. Das Leben ging weiter, und so fanden
sie sich verhältnismäßig rasch mit ihrem Schicksal ab. Sooft sie es mit ihren
schulischen Verpflichtungen vereinbaren konnten, halfen sie ihrem Vater im
Haushalt. Unterstützung erhielten sie auch durch zwei PTA ’s,
die immer einsprangen, wenn Not am Mann war. Das klappte eine ganze Weile ganz
gut, konnte aber kein Dauerzustand bleiben. Ludwig Herzog hatte daher schon
seit Wochen in den regionalen Zeitungen nach einer Haushälterin gesucht, aber
erfolglos. Auch über das Arbeitsamt fand er keine geeignete Kraft für seinen
Geschäftshaushalt. Darum hatte er schließlich in einem überregionalen Organ
annonciert, nämlich der Süddeutschen Zeitung und war überrascht, als
sich tatsächlich eine Dame meldete, die alle Voraussetzungen für diesen Job
mitzubringen schien.
Somit trat Julia Millert die Stelle bei den Herzogs an. Die
Arbeit in dem modernen Haushalt machte ihr sehr viel Freude. Mit Tom und Beate
kam sie gut zurecht. Die Tätigkeit in einer echten Familie gefiel ihr besser
als der Unterricht an einer Hotelfachschule, und sie konnte hier ihre
Fähigkeiten in die Alltagspraxis umsetzen. Obwohl sie nicht im Hause wohnte,
empfand sie sich als Familienmitglied.
»Warum ziehen Sie nicht zu uns?«, hatte sie Ludwig Herzog
einmal gefragt. »Das wäre für Sie doch viel bequemer als das tägliche Hin und
Her.«
»Das ist nett von Ihnen«, hatte Julia erwidert. »Aber ich
war so viele Jahre selbstständig und möchte mir ein bisschen persönliche
Freiheit bewahren, obwohl ich mich bei Ihnen bestimmt auch sehr wohl fühlen
würde.« Dabei blieb es dann auch.
Als sie eines Abends im Begriff
war, nach Hause zu gehen, und sich in der Diele ihre Lederjacke überzog, kam
Ludwig Herzog zur Tür herein.
»Na, haben Sie’s wieder mal
geschafft, Frau Millert?«, fragte er freundlich. »Ach übrigens, ich finde es
furchtbar förmlich, dieses ›Frau Millert‹ und ›Herr Herzog‹. Ich schlage vor,
dass Sie mich einfach ›Ludwig‹ nennen und ich hoffe, ich darf dann zu Ihnen
›Julia‹ sagen?« Erwartungsvoll schaute er sie an.
»Natürlich, wenn Sie es möchten, gern«, gab Julia zur
Antwort.
»Ach, und noch etwas, Julia. Lassen wir doch das dumme ›Sie‹ weg, sagen wir ›Du‹ zueinander, ja?«
»Klar, einverstanden. Ich finde das wirklich nett von
Ihnen, also danke!«
Darauf verabschiedeten sie sich mit herzlichem Händedruck.
>>>zurück zum Anfang dieses Kapitels
>>>zurück
zur Übersicht
45
Eine Disco-Bekanntschaft
A llmählich
legte Julia ihr zurückhaltendes Wesen ab und versuchte ihrem Leben neue Inhalte
zu geben. Sie war jetzt
Weitere Kostenlose Bücher